zum Hauptinhalt

Ausstellung: Pac-Man ist reif fürs Museum

In Friedrichshain ist eine neue Dauerausstellung über Computerspiele eröffnet worden. Neben alten Automaten mit den minimalistischen Games der Anfangszeit thematisiert das Museum außerdem den Einfluss von Computerspielen auf die Popkultur.

Alles begann mit „Pong“, dem ebenso legendären wie simplen Tennis-Videospiel von 1972, das unzähligen Fans an Automaten das Kleingeld aus den Taschen zog. Es folgten Computerspiele-Klassiker wie „Pac-Man“ und „Space Invaders“. Die DDR hielt ab Mitte der 80er Jahre mit dem Automaten „Poly-Play“ dagegen, der acht Spiele wie die Pac-Man-Nachahmung „Hase und Wolf“ in sich barg.

Heute sind diese alten Maschinen begehrte Sammlerstücke – und zählen zu den mehr als 300 Exponaten im Computerspielemuseum, das am Freitag im einstigen Café Warschau an der Karl-Marx-Allee eröffnet. Laut Andreas Lange, dem Direktor und Kurator, handelt es sich um die „weltweit erste ständige Ausstellung zur digitalen interaktiven Unterhaltungskultur“.

Dabei ist der 43-Jährige nie ein wirklich leidenschaftlicher Gamer gewesen. 1988 kam er aus Hessen nach Berlin und studierte Religionswissenschaften. Für die Abschlussarbeit fiel ihm angesichts des Videospiele-Booms das Thema „moderne Mythen“ ein: Er analysierte, welche Geschichten die Spiele erzählten und auf welchen antiken Sagen manche davon beruhten. So wurde die Industrie aufmerksam und holte Lange als Gutachter für Altersfreigaben zur „Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK)“. Die Idee für die Spieleausstellung stammt jedoch nicht von ihm, sondern aus einem Jugend- und Sozialberatungsverein, der als Träger die gemeinnützige Gesellschaft „Gameshouse“ gegründet hat.

Das Museum existierte schon von 1997 bis 2000 an der Jannowitzbrücke. Als die Räume zu klein wurden, lagerte man die Sammlung ein und ergänzte sie weiter. Nun spannt sie den Bogen bis in die heutige Zeit mit dreidimensionalen Multiplayer-Games, die über das Internet gespielt werden.

Ein Thema der Ausstellung ist auch die Debatte über sogenannte Ego-Shooter und Killerspiele, die immer wieder im Verdacht stehen, reale Gewalttaten auszulösen. Andreas Lange sieht es differenzierter: Brutale Spiele könnten durchaus eine Veranlagung verstärken, die etwa auf schwierigen Familienverhältnissen beruhe; normale junge Leute verwandelten sich am Joystick aber keineswegs zu Amokläufern.

Inzwischen seien Videospiele „für unsere Gesellschaft kulturell prägend“ und in Berlin ein wichtiger „Teil der kreativen Industrie“, sagt Lange. So sehen es auch die Bundesregierung, die zusammen mit der Branche einen Computerspielepreis stiftete, und der Berliner Senat. Das Museumsprojekt erhielt Lotto- und EU-Gelder, und Senatskanzleichefin Barbara Kisseler wird am heutigen Donnerstag zur Vorbesichtigung erwartet.

Manche Exponate sind Spenden, darunter die Ende der 60er Jahre vom Amerikaner Ralph H. Baer erfundene erste Heimspielkonsole; das Museum hat den 88-Jährigen als Schirmherren gewonnen. Für 5000 US-Dollar erworben wurde „Computer Space“ von 1971, das als erstes Videospiel in Münzautomaten gilt, aber kein Renner wie „Pong“ wurde. Besucher können vieles ausprobieren, manche Geräte werden aber nur bei Führungen eingeschaltet, um sie zu schonen. Erwartet werden Gäste jeden Alters. „Es ist keine Schau nur für Kinder“, betont der Direktor.

Karl-Marx-Allee 93a in Friedrichshain (Nahe U-Bahnhof Weberwiese), täglich außer Di. von 10 bis 20 Uhr. Eintritt: acht, ermäßigt fünf Euro; es gibt Familien- und Gruppenrabatte. Informationen im Netz: www.computerspielemuseum.de und www.tagesspiegel.de/games.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false