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Berlin: Auto durchbrach Scheibe am Flughafen – zwei Tote

Schwerer Geländewagen fuhr ungebremst in das Abfertigungsgebäude in Tegel. Der Fahrer und eine TUI-Angestellte starben

Die Frau hatte keine Chance. Gegen 8 Uhr 10 durchbrach gestern am Flughafen Tegel ein schwerer Geländewagen die Fensterscheibe hinter ihr, erfasste sie und schleuderte sie nach vorne. Die 39 Jahre alte Angestellte des Reisekonzerns TUI wurde zwischen der Brüstung des Schalters im Abfertigungsgebäude und dem Auto eingequetscht. Die zehn Millimeter dicke Scheibe hatte den Aufprall kaum gebremst. Obwohl Notärzte ungefähr eine halbe Stunde um ihr Leben kämpften, starb sie, genauso wie der 64 Jahre alte Fahrer des Geländewagens, noch an der Unfallstelle.

Die Polizei geht davon aus, dass der Fahrer kurz vor dem Unfall einen Herzanfall erlitten hatte. Gewissheit soll jetzt eine Obduktion bringen. „Der Mann starb nicht an den Unfallverletzungen“, sagte Landesbranddirektor Albrecht Broemme, der wie Flughafenchef Dieter Johannsen-Roth an den Unfallort geeilt war. „Es war ein Glück, dass keine weiteren Menschen verletzt wurden“, so Broemme weiter.

Eine Auszubildende hatte riesiges Glück. In dem Augenblick, als die junge Frau den kleinen Schalter betreten wollte, krachte der Wagen in die Scheibe. „Mir geht es gut“, sagte die Frau den Sanitätern – doch sie hatte einen schweren Schock erlitten und noch nicht realisiert, was sich da drei Meter vor ihren Augen abspielte. Ärzte kümmerten sich um die junge Frau.

Der 64-Jährige wollte mit seinem Geländewagen der Marke Honda seinen Stiefsohn vom Flughafen abholen. Direkt nach der Tunnelzufahrt in den Innenring bog der Geländewagen in die Parkplatzvorfahrt zwischen den Flugsteigen 1 und 2 ein – dort muss der Mann bewusstlos geworden sein. Er streifte zwei parkende Taxis seitlich, zerstörte ein Verkehrsschild und fuhr dann direkt geradeaus, an einem Eingang vorbei, durch die Scheibe des TUI-Verkaufsschalters. Da aus einem zerrissenen Heizkörper Wasserdampf ausströmte, glaubten viele Augenzeugen zunächst an ein Feuer. Herbeigerufene Seelsorger widmeten sich der TUI-Auszubildenden wie dem Stiefsohn des Unfallfahrers, der ebenfalls einen Schock erlitten hatte.

„Der Fahrer hat nicht mehr gebremst“, berichtete Taxifahrer Reza Ahmadi, dessen Fahrzeug durch den Geländewagen stark beschädigt wurde. „Der Wagen fuhr recht schnell 100 Meter weiter, dann krachte es.“ Er habe sich dann gewundert, dass der Fahrer nicht ausgestiegen sei, berichtete der Taxifahrer weiter. Dann seien schnell Polizisten gekommen und hätten den Mann aus dem intakt gebliebenen Innenraum des schweren Wagens herausgezogen.

Beide Airbags des metallicblauen Autos hatten ausgelöst. Gegen 10 Uhr begannen Arbeiter des Flughafens damit, den Schutt aus dem völlig zerstörten TUI-Schalter zu tragen und einen Holzzaun als Sichtbarriere aufzustellen. Ernste Gesichter machten die Kollegen vom wenige Meter entfernten Schalter von Turkish Airlines. „Wir haben Glück gehabt“, sagte ein Angestellter knapp.

Flughafensprecherin Rosemarie Meichsner sagte, dass es zu leichten Verzögerungen im Flugverkehr kam, weil die Flugsteige 3 bis 5 bis 11 Uhr gesperrt werden mussten. Wie viele Passagiere durch das entstandene Chaos im Abfertigungsgebäude zu spät zu ihrem Flugzeug kamen, ist unbekannt. Der Innenring war etwa zwei Stunden lang komplett gesperrt.

Die Feuerwehr bemängelte, es sei sehr schwierig gewesen zum Unfallort zu gelangen. Durch Bauarbeiten im Innenring ist es derzeit ohnehin sehr eng, Staus sind keine Seltenheit. „Wir sind da kaum hochgekommen“, sagte der Fahrer eines Feuerwehrautos. Ein Sanitäter erinnerte sich an einen ähnlichen Fall an gleicher Stelle: Im Januar 1997 war eine Frau aus Eifersucht mit ihrem Auto in eine Scheibe der Haupthalle gerast, um ihren dahinter stehenden Mann und dessen Freundin umzufahren.

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