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Berlin: "Aziz Nesin Europaschule": Protest vor dem Fest

Svenja ist neugierig. "Darf ich dich etwas fragen?

Svenja ist neugierig. "Darf ich dich etwas fragen?" Suad versteht nicht. "Ich soll für dich etwas tragen?" Bei der Verständigung gibt es eben nicht nur zwischen den Geschlechtern mitunter Probleme, sondern auch zwischen den Kulturen. Mit humorvoll-ironisierendem Theater wurde am gestrigen Sonnabend die Namensgebung jener 1996 eröffneten Grundschule in Friedrichshain-Kreuzberg gefeiert, die Brücken bauen soll: die deutsch-türkische "Aziz Nesin Grundschule". Unter den Gratulanten war auch der türkische Generalkonsul, As¤m Temizgil, einer der Gründungsväter, Ex-Stadtrat Dirk Jordan, Vertreter des amtierenden Bezirksamtes, des Türkischen Bundes - und der Sohn des Namenspatrons, Ali Nesin.

Um die Würdigung des Namens seines Vaters hatte es, wie berichtet, Kontroversen gegeben. Vor allem konservative türkische Eltern hatten sich dagegen ausgesprochen, die Grundschule mit derzeit 280 Kindern bis zur fünften Klasse nach dem liberalen türkischen Schriftsteller und Satiriker zu benennen. Seit der Entscheidung im Oktober 2000 nahmen sogar 26 Elternpaare ihren Nachwuchs wieder von der Schule - allerdings kamen auch 18 Kinder neu hinzu, wie Schulleiterin Christel Kottmann-Mentz sagte.

Das binationale Ehepaar Judith Gerling-Tamer und Burak Tamer hat beide Söhne, Tar¤k und Can, an der Schule in der Urbanstraße 15 angemeldet. Auch unter den Kindern gab es offenbar einen Wettbewerb um die Namensgebung: "Der Große hat sich gefreut, dass Aziz Nesin gewonnen hat." Auch Ozan Mutlu, elfjähriger Sohn eines weiteren Schul-Initiatoren, dem bildungspolitischen Sprecher der Bündnisgrünen, Özcan Mutlu, macht der Unterricht, in dem teils in getrennen Kleingruppen intensiv gelernt wird, Spaß. "Mein Lieblingsfach ist Sachkunde, da erfahren wir etwas über die Welt." Viertklässler Enreco, 10, mag genau dieses Fach gar nicht, er liebt Sport. Ob jemand Deutscher ist oder Türke - das spielt bei Freundschaften offensichtlich keine Rolle.

Wenn man die freundschaftliche Atmosphäre erlebt, in der die von Kindern und der Künstlerin Serpil Yeter geschaffenen Metallfiguren präsentiert wurden und all die Plakate den Angeboten für die Schüler sieht, erschließt sich dem Besucher schnell, warum die Schule entgegen anfänglichen Zweifeln auch bei deutschen Eltern hoch im Kurs steht

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