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Kann man den Sonnenaufgang über der Museumsinsel künftig auch aus dem Wasser bewundern? Das Spreebad in Mitte ist zumindest geplant.

© dpa

Schwimmen in der Spree in Berlin: Bade-Pläne an der Museumsinsel nehmen Gestalt an

30 Grad und Sonnenschein auf der Museumsinsel. Jetzt ein kühles Bad! Die Vision könnte bald Wirklichkeit werden. Der Verein "Flussbad Berlin" hat eine Spende von 110 000 Euro bekommen.

Das Wasser der Spree gleitet träge an den himmelblauen Rohren und dem Baukran vorbei, auf der riesigen Plattform daneben soll mal das Denkmal für Einheit und Freiheit entstehen. Eine Kaimauer trennt Wasser und Baustelle. Genau gegenüber liegt die Bauakademie von Karl Friedrich Schinkel. Das ist die Realität auf der Museumsinsel im Juli 2014.

Die Vision sieht so aus: Statt einer Kaimauer führen Stufen zur Spree, unter der Grotte des Denkmalsockels sind Umkleidekabinen und Duschen, und wer will, kann zum Baden in die Spree steigen. Richtung Alte Schleuse und Fischerinsel ragen die Pflanzen eines Filterbeckens aus dem Wasser, dahinter bietet eine ökologische Nische Tieren Platz.

Das ist die Idee des Vereins „Flussbad Berlin“. Jetzt ist er auf dem Weg zur Realisierung einen wichtigen Schritt weiter gekommen. Die Stiftung Deutsche Klassenlotterie hat dem Verein 110. 000 Euro Fördergelder bewilligt. Die Summe ist dringend nötig, denn nun kann die Feinarbeit an dem Projekt beginnen.

Noch ist nicht klar, was das Projekt kosten würde

„Mit dem Geld werden wir eine Studie bezahlen“, sagt Jan Edler, Architekt und Vereinsvorsitzender. In dieser Studie fließen die Informationen von diversen Experten zusammen. Fragen werden beantwortet, Fragen, die wichtig sind für die weitere Arbeit.

Die wichtigsten Fragen betreffen die Hydrologie. Wie reguliert man den Durchfluss? Welche Wassermassen kann man leiten? Welche Qualitätsverbesserungen erhält man durch die Filter- bzw. Kläranlage? Aber auch Fragen des Denkmalschutzes, der Landschaftsarchitektur oder rechtliche Punkte müssen geklärt werden. Und nicht zu vergessen: Experten sollen zumindest mal im Groben auflisten, was das ganze Projekt eigentlich kosten würde.

„Bis jetzt“, sagt Charlotte Hopf, zweite Vereinsvorsitzende und ebenfalls Architektin, „können wir das nicht mal annähernd sagen“. Dafür haben sie und ihre Vereinskollegen klare Vorstellungen, wie das Idealbild ihres Traums aussieht. Ziel ist eine optimale, bürgernahe Nutzung des Wasserarms, der mehr oder weniger ungenutzt am Lustgarten vorbeizieht.

Ein 750 Meter langes Bad mitten in der Stadt

Verteilt auf 750 Meter Länge will der Verein den Menschen eine Bademöglichkeit mitten in der Stadt bieten. Dafür ist der Bereich zwischen Bodemuseum und Auswärtigem Amt/Alte Schleuse vorgesehen. Treppen sollen zum Wasser führen, und entlang dem Kanal soll auf Wasserhöhe ein Steg installiert werden.

Zwischen Alter Schleuse und Gertraudenbrücke sollen dann Pflanzen verunreinigtes Wasser klären, eine biologische Filteranlage. „Es wird ganz bestimmt nicht riechen“, sagt Charlotte Hopf, deshalb mag sie auch den Begriff „Kläranlage“ nicht. Und zwischen Gertraudenbrücke und Fischerinsel erhält die Natur ihren Platz. Dieser Bereich ist als ökologische Zone vorgesehen, wilde Natur ein paar Meter vom Verkehrslärm entfernt.

Allerdings, das betont Tim Edler, Projektautor und ebenfalls Architekt, „ist das eine Vision. Wir wissen nicht, wie viel sich davon umsetzen lässt.“ Dem Bund gehört im Moment die Spree, die Stadt Berlin muss auch einbezogen werden, es wird noch viele Gespräche geben. Unter anderem mit Experten der Unesco.

Trotz Unesco-Status sind Veränderungen möglich

Denn eine der offenen Fragen lautet: Wie viel Veränderung in diesem Bereich erlaubt eigentlich die Unesco? Die Museumsinsel ist Unesco-Welterbe, und dessen Kernbereich darf auf gar keinen Fall verändert werden. „Allerdings“, sagt Charlotte Hopf, „gibt es auch einen Pufferbereich“. Und dieser Pufferbereich ist eine Art Verfügungsmasse.

Dort können in enger Abstimmung mit den Denkmalschützern und sonstigen zuständigen Experten Veränderungen vorgenommen werden, vorausgesetzt, sie verändern nicht das Erscheinungsbild des Gesamtensembles.

Einen Fachmann, der genau diesen Punkt untersuchen soll, hat der Verein bereits eingeschaltet. Dem gibt Tim Edler gleich noch ein weiteres Argument für die Umsetzung des Projekts an die Hand: „Schinkel hätte bestimmt auch gerne hier gebadet.“

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