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Vorplatzshow. Am Bahnhof Südkreuz könnt ein Entertainment-Quartier entstehen. Erlaubt wäre alles, was Krach macht.

© Simulation: Hemprich Tophof Architekten

Bahnhof Südkreuz: Klein-Las Vegas mit Gleisanschluss

Architekten zeigen Ideen für den Bahnhof Südkreuz. Es geht um nichts Geringeres als die Erweckung des Gebiets aus der „Dornröschenverschlossenheit“.

Der Bahnhof Südkreuz als „Berlin Show Machine“? Klingt merkwürdig, ein bisschen wie Klein-Las Vegas, aber Visionen dürfen das. Die Showmaschine ist eine Idee der Berliner Architekten Hemprich Tophof, erdacht im Rahmen eines „städtebaulichen Werkstattverfahrens“ zur Zukunft des Viertels um den zweitgrößten Berliner Bahnhof. Es geht um nichts Geringeres als die Erweckung des Gebiets aus der „Dornröschenverschlossenheit“, wie Hella Dunger-Löper, Staatssekretärin für Stadtentwicklung, am Donnerstag bei der Eröffnung einer kleinen Freiluft-Dokumentation am westlichen Bahnhofsvorplatz erklärte, der nach Hildegard Knef benannt ist.

Am Knef-Platz könnte ein großstädtischer „Hotspot“ für Shows und Events beginnen, sagen die Tophof-Architekten. Das vernachlässigte Gelände westlich des Bahnhofs sei wegen seiner Insellage zwischen den Südring-Gleisen und dem Sachsendamm ideal für kracherzeugende Nutzungen. Dazu sollte ein „Convention-Hotel“ entstehen, nach dem Vorbild des Estrel-Hotel-Giganten in Neukölln.

Eine andere Leitidee, erschaffen von der Astoc GmbH, arbeitet mit dem Titel: Gateway City, was sich nur sehr hölzern übersetzen lässt: Zugangsstadt. Weil ab 2012 der „Flughafenexpress“ von hier aus in einer Viertelstunde den Schönefelder Terminal erreichen soll, könnte das Südkreuzquartier zur Dienstleistungsstadt für Reisende entwickelt werden, mit Shopping, kleinen Betrieben und vielen Mittelklassehotels. Das Motto: „Hin und weg“. Die Architekten Petersen Pörksen Partner möchten das Profil „Energiestadt“ entwickeln. Wegen der Geschichte des Standorts – Teile wurden von Gasag und Bewag genutzt – dränge sich diese Leitidee förmlich auf. Nebenan, am Schöneberger Gasometer, wird ebenfalls das Energiethema favorisiert. Neben Firmenansiedlungen wünschen sich auch Petersen Pörksen direkt am Bahnhof einen quirligen Auftakt mit Hotel, Shopping-Mall, einem Kasino, Erlebnisgastronomie und Wellnessangeboten.

Die Interessengemeinschaft der Grundstückseigentümer hat schon mal ausgelotet, was Investoren interessieren könnte. Beim Thema Hotel sei bisher eher Zurückhaltung zu spüren, sagt Sprecherin Beate Nitze, der ein Gebäude am Tempelhofer Weg gehört. Es fehlt eben noch der Grund, am Südkreuz zu logieren. Östlich des Bahnhofs, in den alten General-Pape-Kasernen, entwickelt sich langsam neues Leben unterhalb der denkmalgeschützten Oberfläche. Dort lautet das Leitkonzept: Gewerbe- und Kulturkaserne.

Mit Geldern aus dem Stadtumbau-West hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung einen Geschichtsparcours entwickelt, der die frühere Nutzung des Geländes als Quartier der preußischen „Eisenbahnsoldaten“ offenlegt. In einem der markanten Backsteinbauten wurde der ehemalige Folterkeller der SA-Feldpolizei freigelegt. 1933 waren hier vermutlich 2000 Menschen gefangen gehalten und teilweise zu Tode gequält worden. Der Keller kann als Gedenkort besichtigt werden.

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