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Update

BBI-Flugrouten: 15.000 Menschen protestieren gegen Flugrouten

Sie waren wütend, aber es blieb friedlich: Mehr als 15 000 Menschen demonstrierten am Sonntag vor dem Flughafen Schönefeld gegen neue Flugrouten und Fluglärm.

Sie waren dem Aufruf des Bündnis „Berlin-Brandenburg gegen neue Flugrouten“ gefolgt, einem Zusammenschluss von 13 Bürgerinitiativen. Das Vertrauen in den Rechtsstaat sei dahin, betonten mehrere Redner. Es war die bislang größte Kundgebung, seit im September 2010 bekannt geworden war, dass die Deutsche Flugsicherung nach Norden und Süden abknickende Flugrouten plant – obwohl im Planfeststellungsbeschluss Geradeaus- Starts vorgesehen worden. Zuvor hatten mehr als 1000 Menschen, aufgerufen vom Bürgerverein Berlin-Brandenburg (BVBB), einen totalen Baustopp und den Bau des Flughafens im stadtfernen Sperenberg gefordert – wie es Gutachter in den 90er Jahren empfohlen hatten.

Das Bündnis gegen neue Flugrouten wollte sich der Forderung nach einem Baustopp nicht anschließen. Auf der Demonstration wurden Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit und Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (beide SPD) als „Lügner“ beschimpft. Die Menschen in der Region „wollen nicht, dass ein Flughafen auf den Fundamenten von Täuschung, Tricksereien und Willkür errichtet wird“, sagte Bündnissprecher Markus Peichl. Er forderte eine Rückkehr zu den alten und rechtssicheren Flugrouten, „auf die die Bürger vertrauen können“. Ebenso müsse es ein Nachtflugverbot und angemessene Entschädigungen geben. „Den Forderungen werden wir in den nächsten Wochen mit allen Mitteln Nachdruck verleihen“, sagte Peichl. Den Aussagen von Politikern, der Behörden und der Flughafenbetreiber sei nicht mehr zu trauen. Zur aktuellen Debatte in der Fluglärmkommission um Alternativ-Vorschläge sagte Preichl: „Wir machen dieses Spiel nicht mehr mit.“

„Zehn Jahre haben sie uns versichert, die Routen vom BBI würden ausschließlich geradeaus führen, unsere Häuser und Wohnungen, unsere Schulen und Kitas garantiert nicht treffen – und dann kam es plötzlich ganz anders.“ Sabine Bergmann-Pohl, Schirmherrin der Flugroutengegner, und andere Redner erklärten, Lärmschutz gehe vor Wirtschaftlichkeit und „Profitinteressen der Fluggesellschaften“. Vom Lärm an den alten Flugrouten seien 57 000 Menschen betroffen, durch die neuen Vorschläge der Flugsicherung mehr als 150 000 Menschen, sagte Martin Henkel aus Zeuthen. Marela Bone-Winkel aus Nikolassee von der Initiative „Keine Flugrouten über Berlin“ sagte, es gehe um Vertrauensschutz für die Lebensplanung Zehntausender. Die Flugrouten würden ein Thema für die Berliner Abgeordnetenhaus-Wahl in diesem Jahr.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit äußerte Verständnis für die Proteste. „Viele Menschen sind enttäuscht worden, weil sie sich darauf verlassen haben, dass das, was über zehn Jahre gültig war, auf einmal infrage gestellt worden ist. Das war für viele ein richtiger Schock“, sagte er dem Radiosender 104,6 RTL. Den BBI-Gegnern erteilte er dagegen eine klare Absage. Der BBI sei als großer internationaler Flughafen für die wirtschaftliche Entwicklung der Region unabdingbar, sagte Wowereit

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