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Der Tower ist schon fertig - der Flughafen nicht.

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Die nächste Luftnummer: BER-Sicherheitspersonal im Wartestand

Mehr als ein Dutzend gut bezahlte Vorfeldlotsen sind von der Deutschen Flugsicherung speziell für den Hauptstadtflughafen BER geschult worden. Seit Juni 2012 warten sie im hessischen Langen auf ihren Einsatz.

Von Matthias Meisner

Es ist eine bizarre Vorstellung: Personal, das am Boden für die Sicherheit eines Flughafens verantwortlich ist und „ein bisschen in der Luft hängt“. Aber genau so schildert Axel Raab, Sprecher der Deutschen Flugsicherung (DFS) im hessischen Langen, die Situation einer Gruppe seiner Beschäftigten: Für die Vorfeldkontrolle zuständige Lotsen, fix und fertig ausgebildet für ihren Einsatz am Hauptstadtflughafen BER. Seit Juni vergangenen Jahres warten sie auf ihre Berufung nach Berlin.

Die Vorfeldkontrolle soll sicherheitsgefährdende Annäherungen und Kollisionen von Flugzeugen auf dem Rollfeld verhindern. Die Fachleute sitzen meist im Tower oder an anderer exponierter Stelle eines Flughafens. Jeder Airport ist anders und deshalb wird auch das Personal für jeden speziell ausgebildet. Im Fall des BER hat die DFS die 2009 veröffentlichte Ausschreibung gewonnen. Für den Hauptstadtflughafen wurden die Vorfeldlotsen – dem Vernehmen nach sind mehr als ein Dutzend betroffen – von ihr geschult. Schon in Tegel und Schönefeld ist die Vorfeldkontrolle in der Hand der DFS.

Neuer Tower, alter Flughafen. Fluglotsen beobachten im Frühjahr 2012 die Flugbewegungen rund um den alten Airport Schönefeld.

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Die Vorfeldlotsen für den BER aber haben jetzt offenbar nicht wirklich etwas zu tun, jedenfalls nichts, was ihrer Qualifikation entspricht. Raab formuliert das nicht ganz so hart. Er sagt: „Die Mitarbeiter werden momentan intern mit verschiedenen Aufgaben in der Verwaltung eingesetzt.“ Manche von ihnen helfen auch aus in der Akademie, die die Flugsicherung in Langen, wenige Kilometer von Frankfurt am Main entfernt, unterhält. Die lange Liste von Absurditäten und Pannen rund um den Willy-Brandt-Flughafen, dessen Eröffnungstermin mehrfach verschoben wurde, wird so um eine weitere ergänzt. Das Personal, das für Berlin parat steht, hatte unterschiedlich lange Ausbildungszeiten. Einige arbeiteten bereits an anderen Flughäfen als Vorfeldlotse, sie bewarben sich weg auf die neuen Stellen in Berlin. Geplant „war“ laut Raab – der Sprecher der Flugsicherung nutzt hier die Vergangenheitsform – ein Einsatz von maximal zwei Vorfeldlotsen gleichzeitig.

Auf eine Zahl von mehr als zwölf Fachkräften, die nun absehbar nicht gebraucht werden, kommt man dennoch, wenn man sich die Ausschreibung ansieht. „Die Vorfeldkontrolle ist an allen Tages des Jahres von 0 bis 24 Uhr mit einem mehrschichtigen Personaleinsatz durchzuführen“, heißt es dort. Pro Jahr seien rund 250 000 Roll- und Schleppbewegungen zu koordinieren. „Wir konnten das ja nicht in der letzter Minute organisieren“, sagt Raab. Die 2009 vom Land Brandenburg ausgeschriebene Aufgabe trug den Titel „Hilfstätigkeit für den Land-, Schiffs- und Luftverkehr/Lotsendienste“. Das ist insofern irreführend, als dass es sich bei Fluglotsen und auch Vorfeldkontrolleuren um hoch qualifiziertes Personal handelt. Sie müssen ein extrem gutes räumliches Vorstellungsvermögen und auch ein brillantes Kurzzeitgedächtnis haben.

Die Bezahlung dafür ist allerdings auch deutlich besser als für viele andere Jobs. Schon Berufsanfänger bekommen 50 000 bis 60 000 Euro pro Jahr, je nach Alter, Betriebszugehörigkeit und Einsatzort kann das Jahressalär sogar mehr als doppelt so hoch liegen. Deutschland liegt damit bei der Bezahlung weltweit im Spitzenfeld. Die Ausbildung von Fluglotsen, die im Tower am Radar arbeiten, dauert drei bis fünf Jahre. Die der Vorfeldlotsen dauert nicht ganz so lang, aber auch sie wurden alle mindestens ein Jahr lang geschult. Im Gehaltsspektrum aller Lotsen liegen sie eher im unteren Bereich.

Ob die DFS, ein Unternehmen im Bundeseigentum, Schadenersatzforderungen gegen die Berliner Flughafengesellschaft stellt, ist nach Angaben ihres Sprechers Raab „noch nicht entschieden“. Es wird also gepokert – und womöglich bereut die Flughafengesellschaft inzwischen, den Vertrag mit der DFS abgeschlossen zu haben.

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