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Gefragt: Verkehrsminister Peter Ramsauer muss in diesen Tagen viel erklären. Zum Beispiel, ob er schon frühzeitig von der erneuten Verschiebung des BER-Starts gewusst und diesen Vorsprung politisch genutzt hat.

© dpa

Skandal um Flughafen BER: Technikchef Amann in der Kritik - was wusste Ramsauer?

Der Flughafen-Aufsichtsrat will offenbar auch die Rolle des BER-Technik-Chefs Horst Amann kritisch beleuchten. Eine Frage wäre, ob Verkehrsminister Peter Ramsauer von Amann vorab über die erneute Startverschiebung informiert wurde.

Bei der Aufsichtsratssitzung am Mittwoch wird es nach Meinung von Insidern auch um kritische Anmerkungen zur Rolle von Horst Amann gehen. Es sei rätselhaft, sagen Kenner der Materie, wieso Amann im öffentlichen Urteil so gut dastehe und sich alle Kritik auf Schwarz konzentriere. Dass es in Tegel trotz der enormen Belastungen so gut laufe, sei zwar in erster Linie ein Verdienst der Mitarbeiter, aber es sei schließlich Schwarz, der das Airlinegeschäft verantworte, und wenn das gut liefe, müsse man das eben auch dem Mann an der Spitze zu gute halten.

Bei der Flughafengesellschaft heißt es außerdem, man würde in Tegel umfangreich investieren müssen. Der entsprechende Hinweis des LH-Bevollmächtigten Thomas Kropp im Tagesspiegel spreche eine unstrittige Notwendigkeit an. Zur Umsetzung der Verbesserungen in Tegel könnten Mittel eingesetzt werden, die auf der Baustelle derzeit nicht benötigt werden. Auch das werde Gegenstand der Aufsichtsratssitzung sein.

Insider der Flughafengesellschaft werfen Amann vor, er bausche die Probleme auf der Baustelle auf, um selber gut dazustehen. Die Stimmung im Unternehmen und beim den Mitarbeitern leide unter seinem herrischen Auftreten. Das Projekt stehe zwar desaströs, aber sicher nicht katastrophal da.

Was wusste Peter Ramsauer wann?

Projektbeteiligte weisen darauf hin, dass es unter den Mitarbeitern, aber auch bei den Gesellschaftern Berlin und Brandenburg unangenehm aufgestoßen sei, dass Amman möglicherweise Verkehrsminister Ramsauer vor den anderen Gesellschaftern von seiner Ansicht unterrichtet habe, dass der ursprüngliche Eröffnungstermin nicht zu halten sei. Ramsauer hat jetzt zwar bestritten, vorab informiert worden zu sein, aber im Umfeld der Flughafengesellschaft und der Gesellschafter Berlin und Brandenburg wird auf aus ihrer Sicht aufschlussreiche zeitliche Zusammenhänge hingewiesen:

Am 18. Dezember gab es die bereits bekannte Besprechung von Vertretern der Firmen Bosch und Siemens – die am Bau der Entrauchungsanlage beteiligt sind - mit Technikgeschäftsführer Amann. Dabei wollte dieser, so hatte er vorab erklärt, zwischen beiden Unternehmen existierende Softwareprobleme ansprechen. Im Anschluss an die Aussprache sagten Verkehrsstaatssekretär Bomba und der brandenburgischen Wirtschaftsminister aber vor Pressevertretern, „das“ würde schon klappen.

Am 19. Dezember war Amann zu einem halbstündigen Gespräch bei Bundesverkehrsminister Ramsauer. An der Unterredung nahm auch Staatssekretär Bomba teil. Unbestritten ist, dass es dabei um den Flughafen ging. Bestritten wurde aber gestern sowohl von Ramsauer als auch von Amman, dass der Technikgeschäftsführer bei diesem Gespräch auf den aus seiner Sicht nicht haltbaren Eröffnungstermin hingewiesen habe.

Am 27. Dezember äußerte Ramsauer in einem Interview in der „Welt“ erstmals deutliche Zweifel, dass der Eröffnungstermin im Oktober 2013 zu halten sei. Zu diesem Zeitpunkt lagen nach deren eigener Auskunft weder der Berliner noch der Brandenburger Landesregierung entsprechende Hinweise vor. Beide zeigten sich durch Ramsauers Äußerungen überrascht.

Am 4. Januar schickte Horst Amann Boten mit als „Eilig, persönlich“ beschrifteten Briefen an die drei Gesellschafter. Vertreter Berlins und Brandenburgs nahmen die Briefe entgegen, öffneten sie sofort und informierten noch am 4. Januar ihre Vorgesetzten von der durch Amman in dem Brief signalisierten Verschiebung des Eröffnungstermins. Staatssekretär Bomba hingegen öffnete das an das Bundesverkehrsministerium adressierte Schreiben erst am Sonntagabend, als die "Bild"-Zeitung bereits über die Verschiebung berichtete. Das wird als Hinweis gewertet, dass Bomba schon lange vorher gewusst habe, was in dem Schreiben stehen würde.

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