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Digitale Leibesübungen. Berlin entwickelt sich zu einem der wichtigsten Veranstaltungsorte. Das Start-up G2 – oben im Bild bei einem Wettkampf in einem Studio in Adlershof – gehört mit seinen Teams zu den erfolgreichsten E-Sport-Firmen der Welt.

© Mike Wolff

Berlin bekommt ein Gaming-Center: Spiele unter der Donnerkuppel

In Berlin entsteht ein Center für Gaming und E-Sport – ein Treffpunkt für Computerspiel-Fans.

Wenn E-Sportler ihrem Beruf nachgehen, brauchen sie nicht nur Geschick und taktisches Können. Sondern auch: Ruhe.

Denn bei hochklassigen Computerspielturnieren in Fortnite, League of Legends und Co. geht es häufig um Preisgelder von Hunderttausenden Euro. Die Zuschauer, die ihre Teams begeistert anfeuern, können die Konzentration stören. Berlin wird E-Sportlern künftig beste Bedingungen bieten: mit einer Kuppel aus Glas und Stahl, die bis zu 50 Dezibel Lärm einfach wegschluckt.

Der „Dome“ ist das Herzstück des neuen Gaming-Zentrums „LVL“, das gerade am Checkpoint Charlie gebaut wird. Das Kürzel „LVL“ steht für Level – also für Spielabschnitte in Games.

In der Schützenstraße, nur wenige Schritte von Mauermuseum und Fellmützenverkäufern entfernt, entsteht auf gut 2500 Quadratmetern ein Treffpunkt für Computerspielfans aus aller Welt.

Das Zentrum soll nicht nur E-Sport-Fans und Vielspieler anlocken, die ihre Idole live oder im Stream erleben wollen.

Sondern auch sogenannte Casual Gamer, die nur gelegentlich Computerspiele nutzen.

Die Eröffnung des „LVL“ ist für den 26. März geplant. Bauherr ist die Firma Veritas Entertainment, die ihr Projekt vor allem über Privatinvestoren finanziert.

Ziel von Veritas Entertainment ist eine internationale Kette von Entertainment-Centern: Schon bald soll es auch „LVL“-Filialen in New York, São Paulo und anderswo geben. „Wir sind genau in einer Phase, in der wir uns in der westlichen Welt etablieren können – als die Nummer 1 für Esport- und Gaming-Locations“, sagt Managing Director Dorian Gorr, der die Firma 2017 gemeinsam mit Hauptinvestor Thomas Fellger (iconmobile) gegründet hat. Zwischen der kleinen E-Sport-Bar an der Ecke und dem stadionfüllenden E-Sport-Turnier mit tausenden Zuschauern gebe es noch ein Mittelsegment: Genau das wolle Veritas bespielen.

Das "LVL" steht auch für den E-Sport-Boom in der Hauptstadt

Zwischen der kleinen E-Sport-Bar an der Ecke und dem stadionfüllenden E-Sport-Turnier mit Tausenden Zuschauern gebe es noch ein Mittelsegment: Genau das wolle Veritas bespielen.

Das „LVL“ steht auch für den E-Sport-Boom in der Hauptstadt. Berlin entwickelt sich gerade zu einem der wichtigsten Veranstaltungsorte digitalen Sports in Europa.

Der Spielehersteller Riot Games etwa zeichnet die europäischen Top-Turniere seines Bestsellers „League of Legends“ in einem Studio in Adlershof auf.

Derweil zählt das Berliner Start-up G2 mit seinen insgesamt elf Teams zu den erfolgreichsten E-Sport-Firmen der Welt.

Die Beliebtheit von Spielen wie „Overwatch“, „Fortnite“ und „Counter-Strike“ zieht auch immer mehr Sponsoren an: G2 beispielsweise wirbt für Red Bull und Mastercard.

Weltweit ist der Umsatz mit E-Sport-Produkten – also Hardware, Streaming-Abos und Fanartikeln – im vergangenen Jahr auf mehr als eine Milliarde US-Dollar gestiegen.

Rund 500 Millionen E-Sport-Fans rund um den Globus verfolgen die teils hoch dotierten Turniere live oder im Stream.

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Dass E-Sport ein erheblicher Wirtschaftsfaktor sein kann, hat mittlerweile auch die Politik gemerkt: Im Januar traf sich Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller mit Branchenvertretern, um über das Potenzial des Standorts zu sprechen.

Das „LVL“ dürfte Berlin weiter in den E-Sport-Fokus rücken.

Besucher betreten einen weitläufigen Raum im Erdgeschoss: Links befindet sich ein Fanshop, rechts ein Restaurant, in dem die Burger vollautomatisch von einem Roboter gegrillt werden. Weiter hinten im Raum können die Besucher Konsolenspiele ausprobieren, sich hinters Steuer von Rennsimulationen schwingen oder eine Partie im Hologate zocken, einem Virtual-Reality-Erlebnis für mehrere Teilnehmer.

Die eigentlichen E-Sport-Turniere finden im Untergeschoss statt, das sich von der Galerie im Erdgeschoss überblicken lässt: Dort unten steht besagter „Dome“, ein zwölf Tonnen schwerer und 4,5 Meter hoher Kuppelbau aus Glas und Stahlblech. „Die Struktur des Dome besteht aus Fünfecken, die wiederum aus Dreiecken zusammengesetzt sind. Prinzip Fußball“, sagt Architekt Marcus Bahra von der Berliner Firma Kubix.

Dome im Bau. Dorian Gorr (links) und Thomas Fellger von Veritas Entertainment.
Dome im Bau. Dorian Gorr (links) und Thomas Fellger von Veritas Entertainment.

© Mike Wolff

Die Macher um Marcus Bahra haben sehr genau auf die E-Sport-Tauglichkeit des „Dome“ geachtet. E-Sport-Teams bestehen – je nach Disziplin – aus vier bis sechs Mitgliedern.

Die Spieler werden reihum an den Außenwänden der Kuppel sitzen und dem Publikum zugewandt sein.

Das wiederum sitzt auf zwei halbkreisförmigen Tribünen, die Platz für rund 200 E-Sport-Fans bieten. „Das bekommt man in Berlin – in so einer Lage – auch unter der Woche relativ schnell voll, wenn man ein attraktives Programm bietet“, sagt Dorian Gorr. „Wenn 200 Leute Stimmung machen, geht es gut ab.“ Die doppelwandigen Gläser des „Dome“ schlucken 50 Dezibel, weitere 50 Dezibel werden durch Noise Cancelling weggefiltert – die E-Sportler tragen entsprechende Kopfhörer.

Die Zuschauer sehen die Spieler in Großaufnahme auf Monitoren, die an der Kuppelspitze hängen.

Der Bereich der Spiele PCs ist nach Altersgruppen unterteilt

Dank transparenter Projektionsfolien lassen sich spektakuläre Lichteffekte auf den „Dome“ projizieren.

Die Glasbausteine lassen sich auch einzeln herausnehmen: So wird aus der E-Sport-Bühne ein Ort für Talkshows und Konzerte. Die ganze Woche über will Veritas Live-Programm bieten.

Eine weitere Attraktion im Untergeschoss ist der sogenannte „G2 Community Space“: Dort werden die Stars von G2 Esports in zwei großen Räumen hinter Glas trainieren, aber auch Show-Matches veranstalten und sich mit den Fans treffen. Gleich nebenan wird sich die „Gaming Area“ befinden: ein Bereich mit insgesamt 48 hochgerüsteten Spiele-PCs, der nach Altersgruppen (zwölf, 16, 18 Jahre) unterteilt ist – und an dem Besucher mit- und gegeneinander zocken können. Das Thema Jugendschutz nimmt Veritas Entertainment nach eigener Aussage sehr ernst: Man arbeite direkt mit der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) zusammen, berichtet Dorian Gorr.

Schon an der Treppe zum Untergeschoss befindet sich ein Tresen, an dem Besucher sich registrieren und ihr Alter angeben müssen. „Hier sollen auch Eltern ihren 16-Jährigen gerne abgeben können, wenn sie shoppen gehen“, sagt Gorr.

Die einzelnen Altersbereiche der „Gaming Area“ sind mit Sichtschutzwänden voneinander getrennt. Findet im „Dome“ ein Turnier ohne Jugendfreigabe statt, kommen auch nur volljährige Besucher ins „LVL“ hinein. Das Angebot im Untergeschoss runden ein Kinosaal und eine Bar ab.

Die Macher sehen das „LVL“ nicht als reinen Gaming-Treff. „Alles, was hier passiert, verwandeln wir in Content“, sagt Dorian Gorr.

Wenn das Zentrum am 26. März öffnet, startet Veritas auch einen Live-Kanal auf dem Internetdienst Twitch.

Via Stream will Veritas viele verschiedene Sendeformate präsentieren, zum Beispiel Talkshows und „Let’s Plays“ zu bestimmten Spielen sowie Nachrichtensendungen zum Thema E-Sport.

Damit überall im „LVL“ Live-Inhalte produziert werden können, hat Veritas die gesamte Decke vernetzt. „Man kann überall ein Kabel runterziehen und die Kamera anschließen“, sagt Gorr.

Zudem verfüge das „LVL“ über die beste Internetleitung im deutschen Markt.

Hat die Mischung aus Events und Streaming Erfolg, könnte das „LVL“ in Berlin schon bald noch stärker in den Mittelpunkt der E-Sport-Welt rücken.

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