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Einen guten Ruf hat Holger Lippmann in der Immobilienbranche - und will ihn nicht verlieren.

© Mike Wolff

Berlin: Leitender Senatsmitarbeiter als Werber eingespannt

Der frühere Chef des Berliner Liegenschaftsfonds, Holger Lippmann, tauchte im Netz als Berater einer Immobilienfirma auf. Ohne sein Zutun, wie er erklärt. Nur "ein Essen" habe es gegeben.

Es gibt Geschäftsfreunde, die man lieber nicht gehabt hätte, und sogar solche, die man nie gehabt hat. So dürfte es Holger Lippmann gehen. Der 53-Jährige war mal Chef des landeseigenen Liegenschaftsfonds und machte Milliarden für den Senat mit dem Verkauf von Berlins Tafelsilber. Danach und bis Sommer dieses Jahres leitete Lippmann Umbau und Nutzung des stillgelegten Airports Tempelhof. Jetzt taucht er im Organigramm der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung auf – unter: Projektsteuerung Tegel und Tempelhof Projekt. Und auch bis gestern auf der Website einer millionenschweren Firma: als Mitglied des „Advisory Board“ der Deutschen Land Entwicklung.

Lippmann versichert: "Ich mache gar nichts für Schorr"

Gescholten sei, wer Böses dabei denkt – nur: Wenn das stimmt, dann wäre der Mann zugleich Führungskraft bei einer Planungs- und Genehmigungsbehörde und gleichzeitig Ratgeber einer Firma, die Geschäfte mit Häusern und Grundstücken macht, die von Behörden geplant und genehmigt werden müssen. Interessenkonflikte lauern da. Aber was genau tat Lippmann für die DLE und deren Chef Rainer Schorr? „Ich mache gar nichts für Schorr“, sagte Holger Lippmann auf Anfrage. Im Gegenteil, er habe den Unternehmer gebeten, ihn aus dessen Broschüren und von der Website zu streichen.

Ein folgenreiches gemeinsames Essen

Wie aber kam es überhaupt dazu, dass ein Unternehmer einen Senatsangestellten zur Kundenwerbung in seinem „Advisory Board“ aufführt? Das kann sich Lippmann auch nicht erklären. Es habe zwar ein gemeinsames Essen gegeben, bei dem Schorr ihm seine Pläne vorgestellt habe. So habe der Unternehmer Schorr Lippmann angeregt, Lippmann sollte als Experte die Immobilien prüfen, die in einen Fonds eingebracht werden könnten. „Ich habe ihm da schon mitgeteilt, dass das nicht möglich ist, weil ich öffentlich Bediensteter bin“, sagt Lippmann.

In der Branche wurde getuschelt

Der frühere Chef des Liegenschaftsfonds des Landes Berlin hatte nach diesem Treffen einen weiteren Kontakt mit Schorr gehabt: „Da habe ich ihn gebeten, mich von der Website zu löschen.“ Aus der Branche sei ihm zugetragen worden, dass mit seinem Konterfei und seiner Biografie für die DLE geworben werde. Lippmann habe Schorr im September per Mail angemahnt, ihn zu streichen.

Bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hieß es: „Uns liegt der E-Mail-Verkehr aus dem September zwischen Herrn Lippmann und Herrn Schorr vor, in der Herr Lippmann Herrn Schorrs Anfrage, künftig dem Beirat anzugehören, ablehnt.“

Plötzlich verschwand der Eintrag, wie von Zauberhand

DLE-Chef Schorr sagt: „Herr Lippmann war vorgesehen für das Board, aber das hat nicht geklappt.“ Zur Frage, warum Lippmann trotzdem als Advisory Board-Mitglied auf der DLE-Website stand, wollte er sich nicht äußern. Dort warb der Staatsbedienstete noch am Tag der Tagesspiegel-Anfrage, dann verschwand er plötzlich, wie von Zauberhand.

Rainer Schorr? Das ist doch der "Elefantenkiller von Simbabwe", schreibt Tagesspiegel-Chefredakteur @LorenzMaroldt. Mehr dazu im Tagesspiegel-Newsletter Checkpoint.

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