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Berlin-Mitte: Die erste Straßenbahn fährt zum Hauptbahnhof

Eigentlich hätte sie hier 2006 rollen sollen, es dauerte etwas länger: Am Mittwoch war der erste Zug unterwegs – ab Sonntag um 6:43 dürfen alle mit.

Sie fährt tatsächlich. Und nur mit einer Verspätung von achteinhalb Jahren. Kurz nach 9 Uhr passierte zum ersten Mal eine Straßenbahn auf ihren neuen Gleisen den Hauptbahnhof. Für eine Messfahrt zum Überprüfen der neu gespannten Oberleitung. Danach folgten die Probefahrt zur Kontrolle des Gleisbaus und anschließend die Abnahmefahrten der Technischen Aufsichtsbehörde, die am Nachmittag ihr Okay gab. Von Donnerstag bis Sonnabend finden nun noch Einweisungsfahrten für die Fahrer statt. Und am Sonntag früh beginnt dann der reguläre Betrieb auf der M 5 aus Hohenschönhausen.

Dann gibt’s im Westteil der Stadt eine dritte – kurze – Straßenbahnstrecke. Eine Feier gibt es aber nicht. Am Mittwoch wurde aber nicht nur gefahren, sondern auch weiter gebaut – wie an der neuen Haltestelle Naturkundemuseum, wo ein Presslufthammer lärmte. Und am Mittag schraubten Mitarbeiter des „Sicherungs- und Wartungsdienstes“ von einer Hebebühne aus weiter an den Oberleitungen herum. Ganz fertig werden die Anlagen ohnehin nicht sein; trotz der fast ewigen Bauzeit.

Erste Pläne gab es schon kurz nach der Wende

Begonnen hatten die Arbeiten 2011; die ersten Pläne hatte es schon kurz nach der Wende gegeben. Mit der Inbetriebnahme des Hauptbahnhofs im Mai 2006 sollte dann auch die Straßenbahn dort vorbeifahren. Daraus wurde nichts, weil die Senatsverkehrsverwaltung das Planungsverfahren neu aufrollen musste.

Für Autofahrer brachte das Bauen auf der Invalidenstraße Stress pur. Sperrungen und Umleitungen gehörten jahrelang zum Alltag. Jetzt rollt der Verkehr – noch ziemlich bescheiden – wieder zwischen der Chausseestraße und dem Hauptbahnhof, gesperrt ist weiter der Abschnitt von der Chausseestraße zur Gartenstraße. Erst nächstes Jahr werden hier voraussichtlich auch die Bahnen der M 8 und der M 10 gen Hauptbahnhof fahren.

Während sich Autos und Straßenbahnen abschnittsweise Fahrstreifen teilen müssen, haben Radfahrer nun eine eigene Spur auf der Fahrbahn, die bereits häufig zugeparkt ist. Am Naturkundemuseum führt der Streifen Richtung Osten zudem durch den Haltestellenbereich. Dort stoppen zunächst aber nur Busse, die Haltestelle für die Bahnen der M 5 müssen die Fahrgäste an der Chausseestraße suchen. Und nicht an jeder Haltestelle gibt es schützende Wartehallen. Die schönste Halle mit ihrem geschwungenen Betondach ist zudem noch nicht fertig.

Am Hauptbahnhof, immerhin die wichtigste Station der neuen Linie, hat es nur zu einem Provisorium gereicht – mit drei Wartehallen am Bahnsteig Richtung Osten. Gen Westen fehlen sie. Die Straßenbahnen fahren vorläufig eingleisig durch die Haltestelle-Baustelle durch und stoppen am westlichen Provisorium. Erst wenn im nächsten Jahr auch der östliche Teil der Invalidenstraße an die Strecke zum Hauptbahnhof angeschlossen wird, wird in der erforderlichen Bauzeit von wahrscheinlich vier Wochen die „richtige“ Haltestelle Hauptbahnhof in Betrieb genommen. Vielleicht sogar mit einer Feier. Und bis dahin kann die BVG auch einen kleinen Fehler korrigieren: Die Haltestelle Invalidenpark heißt auf der neuen Anzeigetafel derzeit Invalidenstraße. Vielleicht hat das jahrelange Bauen hier etwas durcheinander gebracht.

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