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Wo bitte geht’s hier zu den Taxis? Die Bahn will jetzt mehr Hinweisschilder anbringen.

© Kai-Uwe Heinrich

Berliner Baustellen: Große Durcheinander am Hauptbahnhof

An der Nordseite des Hauptbahnhofs wird gebaut – ein konfuser Ort wird noch unübersichtlicher. Jetzt ist Geduld gefragt: Die Arbeiten dauern bis 2022.

Katastrophal, kundenfeindlich. Eben typisch Berlin. Leszek Nadolski, der Vorsitzende der Taxiinnung, regt sich mächtig auf über die am Mittwoch eingerichtete neue Baustelle am Hauptbahnhof. Hier habe die Bahn total versagt, schimpfte Nadolski am Donnerstag. Der Grund: Die Taxis auf dem Europaplatz auf der Nordseite des Bahnhofs sind noch schwieriger zu finden als bisher. Hinweise fehlten bis gestern gänzlich. Nach Tagesspiegel-Anfrage will die Bahn hier aber nachbessern.

Bauen ohne Unterlass

Schön war der Anblick für ankommende Fahrgäste, die den Bahnhof im Norden verlassen, schon bisher nicht. Den Europaplatz als Platz zu erkennen, erforderte schon einige Fantasie. Eine Ministraße als Vorfahrt zum Haupteingang, ansonsten Asphalt ohne Wegeführung zu den Haltestellen der Busse und Straßenbahnen an der Invalidenstraße; verschönert noch durch einige Poller. Und dazu auf der östlichen Seite jahrelang die Baugrube für die S-Bahn-Strecke S 21 vom Nordring zum Hauptbahnhof, die inzwischen aber geschlossen werden konnte.

Jetzt versperrt seit Mittwoch wieder ein Bauzaun den östlichen Bereich des Platzes, aber auf einer viel größeren Fläche. Die Baufläche ist erforderlich, um eine Grube für den Bau des Tunnelbahnhofs der S-Bahn ausheben zu können. Das Loch war ursprünglich nicht vorgesehen. Weil die Vorleistungen für den S-Bahnhof beim Bau des Hauptbahnhofs nicht nach den Vorgaben ausgeführt worden waren, musste umgeplant werden.

Auch die schmale Zufahrtsstraße zum Eingangsbereich ist hinter dem neuen Bauzaun verschwunden; das Friedrich-List-Ufer ist jetzt bereits ab der Invalidenstraße gesperrt. Damit entfällt auch die bisherige Ausfahrt der Taxis, die Fahrgäste am Hauptbahnhof aufgenommen haben. Für sie gibt es nun auf der westlichen Seite nur noch einen kleinen Bereich mit Platz für drei wartende Taxis.

Die anderen stehen für den Fahrgast, der aus dem Bahnhof kommt, unsichtbar hinter dem Bürogebäuderiegel des Bahnhofs. Versetzt davon sind zwei Plätze fürs Aussteigen auf dem kleinen Platz vorgesehen, der von der übrigen Anlage durch Absperrungen getrennt ist.

Bahn: „Hier müssen wir nachbessern“

Am ersten Tag war das Durcheinander dort so groß, dass nicht zu erkennen war, welche Fahrzeuge auf Fahrgäste warteten oder schon besetzt waren. Ein älteres Paar aus Italien war nach einem freien Taxi suchend bereits um die Ecke gebogen und wurde von einem Fahrer winkend wieder in das Tohuwabohu zurück geschickt. Als es dem Mann gelungen war, doch noch ein freies Taxis aufzutreiben, hatte er Mühe, seine Frau zurückzurufen, die ratlos bereits wieder zum Ausgang gegangen war.

Am Donnerstagmittag war das Durcheinander kurzzeitig noch größer. Ein Löschfahrzeug und später noch ein Rettungswagen der Feuerwehr blockierten wegen eines Einsatzes im Hauptbahnhof die Ausfahrt aus der Taxizone auf die Invalidenstraße. Die Taxifahrer verließen den Bereich über die dortigen Einbahnstraßen. Und mitten durch das Durcheinander liefen Passanten. Die Situation sei „lebensgefährlich“, sagte Nadolski aufgebracht.

Er schlägt vor, Taxis nur noch auf der Südseite des Bahnhofs halten zu lassen. Deutlich sichtbare Schilder müssten darauf hinweisen, sagte Nadolski. Immerhin will die Bahn jetzt Hinweise im Bahnhof anbringen, die Fahrgästen zeigen sollen, wo die Taxis auf der Nordseite weiter stehen. Die ersten Piktogramme sollten bereits am Donnerstagnachmittag installiert werden. „Hier müssen wir nachbessern“, gab ein Sprecher zu.

Einfach haben es die Fahrgäste aber immer noch nicht, selbst wenn sie den winzigen Einsteigebereich der Taxis gefunden haben. Sie müssen sich dort an Schrott-Fahrrädern vorbeizwängen, die an Fahnenmasten und Verkehrsschildern angeschlossen sind und nur wenig Platz lassen. Um die offensichtlich seit ewigen Zeiten nicht benutzten Räder sind zwar rot-weiße Flatterleinen gespannt, entfernt wurden die Räder aber nicht. Für den Vorplatz sei der Bezirk zuständig, heißt es bei der Bahn. Damit ist die Sache für sie erledigt.

Viel Zeit, um die Lage zu verbessern

Und wer Fahrgäste mit dem eigenen Auto zum Bahnhof bringen oder abholen will, hat es jetzt ebenfalls schwerer. Schon bisher war die schmale Zufahrtsstraße vom Friedrich-List-Ufer aus eine Zumutung und zudem durch Falschparker häufig noch enger oder gar unpassierbar gemacht. Da sie jetzt entfallen ist, drängeln sich Autofahrer kreuz und quer auf dem kurzen Abschnitt des Friedrich-List-Ufers, der noch von der Invalidenstraße aus zu erreichen ist. Am Donnerstag parkte dort sogar ein Fahrzeug.

Dabei kann auch die Tiefgarage unter dem Hauptbahnhof genutzt werden, deren Zufahrten allerdings für Ortsunkundige nicht leicht zu finden sind. Die ersten 15 Minuten sind dort gratis; die Zeit reicht aber meist nicht, wenn Fahrgäste zum Bahnsteig begleitet oder von dort abgeholt werden.

Zeit, die Lage zu verbessern, hat man. Die Baustelle soll es bis 2022 geben.

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