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Alles muss raus. Hugendubel an der Tauentzienstraße schließt in einem Monat.

© Mike Wolff

Berliner Buchhandel: Ausverkauf bei Hugendubel

Am 3. März schließt die Buchkette ihr Flaggschiff-Haus in der Tauentzienstraße. Die meisten Mitarbeiter sollen in anderen Filialen unterkommen.

Die Bücherregale in den vier Etagen sind noch voll und in den gepolsterten „Leseinseln“ machen es sich Kunden wie gewohnt mit Lektüre gemütlich – doch schon in einem Monat ist Schluss in der größten Berliner Hugendubel-Buchhandlung an der Tauentzienstraße: Bereits am 3. März – statt wie bisher erwartet erst Ende März – ist der letzte Verkaufstag im Haus gegenüber dem Breitscheidplatz. Nach 15 Jahren schließt es wegen gesunkener Umsätze und der hohen Miete.

Nun läuft der Schlussverkauf mit CDs, DVDs und einigen Büchern, die nicht der Buchpreisbindung unterliegen. Auf Schildern dankt man der Kundschaft für die Treue und empfiehlt für künftige Einkäufe die von Hugendubel geführte Buchabteilung im nahen KaDeWe.

Als die Schließungspläne im Sommer 2011 bekannt geworden waren, hatte die Buchhandelskette angekündigt, sie plane an der Tauentzienstraße eine kleinere neue Filiale mit 1500 bis 2000 statt bisher 4500 Quadratmetern Fläche. Bisher ist ein solcher Ersatzstandort nicht in Sicht. Allerdings bekräftigte die geschäftsführende Gesellschafterin Nina Hugendubel jetzt gegenüber dem Tagesspiegel: „An unserem Ziel, einen alternativen Standort zu finden, halten wir nach wie vor fest. Unsere Expansionsabteilung ist mit der Suche beauftragt.“

Von der Schließung sind 45 Mitarbeiter betroffen. In neun Fällen wurden betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen. „Der größte Teil der Mitarbeiter wird jedoch in anderen Berliner Hugendubel-Filialen weiterbeschäftigt“, verspricht die Firmenchefin. Das von Gewerkschaftern betriebene Onlineportal „Hugendubel Verdi Infoblog“ schreibt darüber hinaus, nach dem Sozialplan werde keinem Arbeitnehmer im Alter über 59 Jahre gekündigt. Mit einer unbekannten Zahl von Beschäftigten seien aber bereits Aufhebungsverträge geschlossen worden. Die Mitarbeiter mit befristeten Verträgen – vor allem studentische Aushilfen – müssten fast ausnahmslos gehen. Insgesamt sei der Sozialplan aber „ein Erfolg“.

Handelsexpertin Janet Dumann von der Gewerkschaft Verdi in Berlin schränkt ein, ein Sozialplan wegen einer Betriebsaufgabe sei „nie ein Erfolg“. Die Ankündigung Hugendubels, einen Ersatzstandort zu suchen, habe sie von Anfang an „nicht ernst genommen“. Schließlich betreibe der Mutterkonzern DBH in der Nähe nicht nur die KaDeWe-Buchabteilung, sondern auch den „Weltbild“-Buchshop bei Karstadt am Kurfürstendamm. In Berlin werde zudem die Filiale in den Potsdamer-Platz-Arkaden „infrage gestellt“, so Dumann.

Dort läuft der Mietvertrag 2013 aus. Der Centermanager der Arkaden, Markus Eggers, bestätigt Verhandlungen um die Filiale. Er betont, man wolle Hugendubel „sehr gern halten“ – eventuell in kleineren Räumen. Hugendubel prüft nach eigenen Angaben auch einen Umzug ins Center „Leipziger Platz 12“, das im Herbst 2013 öffnen soll.

Probleme gibt es nicht nur in Berlin, denn Internetversandhäuser wie Amazon konkurrieren immer stärker mit Buchhandelsfilialisten. Vor Kurzem schloss Hugendubel am Nürnberger Ludwigplatz, Mitte 2012 folgt das Stammhaus am Münchner Salvatorplatz.

Wer Nachmieter an der Tauentzienstraße wird, ist derweil unklar. Dem Vernehmen nach verhandelt die Berliner Vermieterfirma noch mit Interessenten. Die US-Modemarke Hollister dementierte Gerüchte, sie wolle in die Räume ziehen. Tatsächlich plant Hollister einen Shop im Steglitzer Center „Boulevard Berlin“, dessen Eröffnung im Frühjahr geplant ist.

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