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BERLINER Chronik: 19. November 1990

Ein sowjetischer Soldat im gestohlenen Schützenpanzer hält die Polizei in Atem Als Tatmotiv nennt der junge Mann Liebeskummer

Ein 20-jähriger sowjetischer Soldat hält mit seiner vierstündigen Fahrt im entwendeten Schützenpanzer quer durch Berlin und die Brandenburger Umgebung die Polizei in Atem. Unbemerkt von den dortigen Wachen verlässt er nachts in dem Panzer das Kasernengelände in Elstal bei Nauen. Gegen vier Uhr früh sichten Anwohner in Potsdam den Panzer, der ohne Licht durch die Dunkelheit fährt, und alarmieren die Polizei.

Doch der Panzerfahrer ist nicht zu stoppen. Während seiner anschließenden Berliner Stadtrundfahrt über die Avus und den Charlottenburger Kurfürstendamm, durch Schöneberg, Kreuzberg und Neukölln geben ihm Funkstreifen das Geleit. Sie sind bemüht, ihn abzuschirmen, können aber zwei kleinere Auffahrunfälle nicht verhindern. Zwei Funkwagen werden beschädigt, ein Polizist erleidet einen Schock. Zwei unbeteiligte Autos kollidieren, weil einer der Fahrer beim Anblick des Panzers entgeistert bremst. Auf der Waltersdorfer Chaussee verlässt der Panzerfahrer Berlin dann wieder, über Mahlow und Teltow kommt er bis Saarmund, wo ihn sowjetische Soldaten, die eine Decke auf den Sehschlitz werfen, zum Stehen bringen und festnehmen. Der Unglückliche nennt Liebeskummer als Tatmotiv. Er sei „offenbar durchgedreht“, Alkohol habe der Soldat aber keinen getrunken, teilt die Polizei mit. Ein sowjetischer Kommandeur entschuldigt sich bei der Bundeswehr anschließend für den aufregenden Vorfall, immerhin sei glücklicherweise keine Munition an Bord des gestohlenen Schützenpanzers gewesen. Brigitte Grunert

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