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Gut zu Vögeln: Das Birdhain.

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Update

Berliner Club Berghain als Vogelhaus: Birdhain: Hier fliegen alle raus!

Malte Jensen wollte ein bisschen Spießigkeit für seinen Balkon in Berlin-Neukölln: Heraus kam das „Birdhain“, ein Vogelhaus in Form von Berlins berühmtem Club.

Was war nun zuerst da, die Idee oder der Name? Malte Jensen lacht. Um seine Wohnung im Schillerkiez in Neukölln wimmelt es nur so von Spatzen und Meisen. "Da hatte ich Lust, mir ein Vogelhaus zu bauen", sagt Malte Jensen. Da der 26-Jährige aber nun mal Designer ist, durfte es nicht irgendeines sein. Warum also nicht das Berghain, einen der bekanntesten Clubs der Welt, in Form eines Vogelhauses bauen? Die Vögel sollen ja schließlich auch mal was erleben.

Was Malte Jensen besonders gefiel an seiner spontanen Eingebung, war der Gegensatz: "Der unspießigste Ort der Welt", wie er das Berghain nennt, dargestellt als der Inbegriff der Spießigkeit: ein Vogelhäuschen am Balkon. "Dann kam mir der Name und mir war klar, dass ich es wohl bauen muss." Und das tat er auch: das "Birdhain" hängt seit einiger Zeit an Jensens Balkon. Der Kommunikationsdesigner war zwei Jahre lang selbstständig und arbeitet jetzt als Junior Art Director in einer Werbeagentur. Im weltbekannten Berliner Nachtclub war er natürlich auch schon oft: "Das Berghain ist ein besonderer Ort, in dem ich besondere Erlebnisse und Begegnungen hatte", sagt er. "Eine Welt für sich, abgeschottet vom Alltag. So ein Ort inspiriert und bewegt."

Schneller als jeder Flughafen: Nur drei Monate Bauzeit

Möbel designt Malte Jensen sonst nicht. Trotzdem ging er mit viel Ehrgeiz an die Arbeit, das private Projekt wurde zu einem langen Lernprozess. Jensen fertigte unter anderem eine Bauzeichnung aus 16 aneinandergeklebten A3-Blättern an. Es dauerte drei Monate, bis das "Birdhain" fertig war. Immer an den Wochenenden arbeitete Jensen, Stück für Stück wuchs das Vogelhaus. Am Ende verfügt sein Werk sogar über eine nächtliche Beleuchtung in Blau und Lila, die ebenfalls dem Original nachempfunden ist. Mit den Nachbarn hat er nie Probleme bekommen. "Aber geschaut haben die schon, was da an meinem Balkon hängt."

Strahlend. Das „Birdhain“ leuchtet zwar nachts wie das Berghain, Bars und Unisex-Toiletten gibt es aber nicht.
Strahlend. Das „Birdhain“ leuchtet zwar nachts wie das Berghain, Bars und Unisex-Toiletten gibt es aber nicht.

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Rein äußerlich hat der 26-Jährige das industrielle Design des Clubs bestens getroffen. Das ehemalige Heizkraftwerk auf dem Gelände des alten Ostbahnhofs Am Wriezener Bahnhof in Friedrichshain wurde zwischen 1953 und 1954 im Stil des Sozialistischen Neoklassizismus gebaut und steht als Bestandteil des Gebäudeensembles Karl-Marx-Allee unter Denkmalschutz. 2004 wurde das Haus entkernt und zum Club umgebaut.

Das „Birdhain“ besteht hauptsächlich aus Holz: Kiefer, MDF-Platte, Sperrholz. Es ist mehrfach lackiert – mit Lack auf Wasserbasis. Mehrere Bars, einen Darkroom und Unisex-Toiletten, wie im Original, bietet das „Birdhain“ nicht. Die Vogelstelle verfügt über eine Kammer hinter dem „Eingang“, einem Spalt zum Reinfliegen. Platz für ein Nest wäre durchaus, aber bisher hat dieses Angebot noch kein Vogel genutzt.

Vogelclub wurde jetzt auf Ebay versteigert

Ein Vogelhaus ohne Vögel? Das hat Malte Jensen so sehr genervt, dass er sein Werk nun auf Ebay versteigert. Am Abend des Ostermontag um 21 Uhr endete die Auktion. Das ungewöhnliche Vogelquartier wurde letztlich zum Höchstgebot von 566,20 Euro versteigert.

Mit dem Gewinn will Jensen weitere Projekte finanzieren. Vielleicht ein Watergate für Enten oder den BER-Flughafen für Ameisen? „Nein, so was nicht“, sagt Jensen. Den Vögeln an seinem Balkon möchte er jedenfalls eine Alternative bieten, um die Enttäuschung zu mildern: Aber gegen das „Birdhain“ sehen alle anderen Vogelhäuser leider ziemlich alt aus.

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