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Die Koalition will pro Bezirk 830 000 Euro für die Sanierung der Anlagen bereitstellen.

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Berliner Doppelhaushalt: Zehn Millionen Euro für Spielplätze

Gesperrte Gerüste, gesplitterte Bänke: Berlin hat ein Spielplatzproblem. Zehn Millionen Euro will die Landesregierung jetzt für die Spielplatzsanierung bereitstellen. Das Geld ist bitter nötig in den Bezirken.

Es ist kalt an der Bernburger Straße. Fröstelnd packt Merle Petzoldt die Reiswaffeln aus und ruft Sohn Philipp vom Trampolin. Eine alltägliche Spielplatzszene im Berliner Herbst, weit weg von den dieser Tage stattfindenden Haushaltsverhandlungen – könnte man meinen.

Tatsächlich steht das Beispiel für einen Kostenpunkt im neuen Doppelhaushalt, der besonders intensiv diskutiert wird. 10 Millionen Euro will die Koalition den Bezirken für Spielplatzsanierungen zur Verfügung stellen, also 830 000 Euro pro Bezirk. Reicht das, um die Spaßzentren auf Vordermann zu bringen? Merle Petzoldt und Philipp wohnen in der Oranienstraße, aber will der Fünfjährige toben, klettern, buddeln, fährt Mutter mit dem Bus bis zum Anhalter Bahnhof. „Bei uns ist das Gerüst marode, die Rutsche dreckig. Hier aber geht es noch“, sagt die Hausfrau. Einige Kippen und Glasflaschen verunreinigen das kleine Areal an der Grenze zu Mitte, aber die Geräte sind sauber und, noch wichtiger, sicher. Petzoldt schüttelt den Kopf: „Da muss man in Berlin schon jubeln.“

Kaputte Spielplätze

Die Stadt hat ein Spielplatzproblem. Gesperrte Gerüste und gesplitterte Bänke verleiden den Jüngsten den Abenteuerausflug. In manchen Bezirken wurden Anlagen sogar zurückgebaut. Für Reparaturen oder sogar neue Spielplätze fehlte das Geld – bis jetzt. „Jeder Stadtteil könnte dieses Plus gut gebrauchen“, sagt Wilfried Nünthel (CDU), Baustadtrat in Lichtenberg. „Mit den Mitteln hätten wir die Chance, den Trend umzukehren: auf- statt abbauen.“ Täglich gehen bei ihm Beschwerden besorgter Eltern ein. Nünthel hofft, dass es sich nicht nur um eine einmalige Finanzspritze handelt.

Schwenk nach Charlottenburg-Wilmersdorf: Anderer Bezirk, gleiche Problematik. 125 Spielplätze gibt es hier, um sie zu erhalten, fehlt der Politik eine Million Euro jährlich. Die Bezuschussung durch den Haushalt wäre willkommen. „So ein Spielplatz hält knapp 15 Jahre, pro Jahr sanieren wir acht Spielplätze, die Koalition sendet uns da ein gutes Signal“, sagt Bezirksstadtrat Marc Schulte (SPD). Er ist vorsichtig optimistisch, will aber die Verhandlungen der nächsten Woche abwarten.

Angst vor Kürzungen

Die Opposition zeigt sich indes skeptisch, ob das Geld wirklich auf den Spielplätzen ankommt. „Die Umsetzung ist mir ein Rätsel“, sagt Manuela Schmidt, Haushaltssprecherin der Linksfraktion. Das Problem kennt sie natürlich. „Knappes Geld fließt immer zuerst in Schulen und Sportstätten, die Spielplätze leiden.“ Jochen Esser, Grünen-Fraktionssprecher für Finanzen, kritisierte, die Pläne seien haushaltsrechtlich völlig undurchsichtig. „Spielplätze sind wichtig, aber bevor der Haushalt nicht genau erklärt wird, ist davon auszugehen, dass die Bezirke übers Ohr gehauen werden.“ Esser erinnerte, auch die im Sommer versprochene Aufstockung sei noch nicht geflossen.

Und in Kreuzberg? Gibt es eine online einsehbare Mängelstatistik. Baustadtrat Hans Panhoff (Grüne) fürchtet: „Das Geld, was sie uns da ankündigen, kürzen sie an anderer Stelle weg.“

Moritz Herrmann

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