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Berliner Schulen: Schülerstreifen sollen Busse sicherer machen

Der Gewalt in den Bussen wollen jetzt Polizei und Schüler in Spandau gemeinsam entgegenwirken. Das Präventionsprojekt "Stark ohne Gewalt" arbeitet dort mit der BVG zusammen.

In Spandau wird das Projekt „Stark ohne Gewalt“, bei dem Jugendliche gemeinsam mit Polizisten auf Kiezstreife gehen, jetzt auf BVG-Busse ausgeweitet. In Reinickendorf lässt der Einsatz sogenannter Schülerbegleiter bereits seit Jahren die Zahl der Zwischenfälle in den Bussen sinken. In Spandau wollen die Jugendlichen, die graue T-Shirts oder Basecaps mit der Aufschrift „Stark ohne Gewalt“ tragen, erstmals am kommenden Freitag in BVG-Bussen mitfahren. „Wir starten mit 18 jungen Menschen im Alter zwischen 18 und 26 Jahren“, sagt Raed Saleh. Der Spandauer Abgeordnete und SPD-Kreisvorsitzende hat das Projekt, wie berichtet, Anfang 2007 initiiert. Seitdem gehen junge Araber, Deutsche, Kurden, Russen, Serben und Türken mit in der Präventionsarbeit geschulten Polizeibeamten auf Kiezstreife. Mit Erfolg, die Jugendkriminalität sei bei verschiedenen Straßenfesten deutlich zurückgegangen, berichtet Sven Heinrich vom Polizeiabschnitt 21.

Mit der Ausweitung auf den BVG-Bereich soll den Übergriffen auf Busfahrer entgegengewirkt werden. „Wir wollen einen Klimawechsel erreichen und den anderen Jugendlichen klarmachen, das könnte auch dein Vater, Bruder oder Nachbar sein“, sagt Saleh. Und dass man bereits zum Mittäter wird, wenn man nur wegschaut. Unter dem Motto „Stark ohne Gewalt on Tour“ werden zunächst an zwei Tagen im Dezember jeweils drei bis vier junge Leute mit Polizisten in Spandauer Buslinien unterwegs sein. Andere werden an den Haltestellen Flugblätter und CDs mit Anti-Gewalt-Songs verteilen, die Spandauer Jugendliche selbst komponiert haben.

Ab Januar soll wöchentlich eine Aktion stattfinden, sagt Heinrich. „Wir wollen möglichst großflächig mit den Jugendlichen aus dem Kiez ins Gespräch kommen“, sagt Johannes Müller, Bereichsleiter Omnibus bei der BVG. Für Berliner Busfahrer gehört es fast schon zum Alltag, beleidigt oder angespuckt zu werden. Auch Schläge gibt es immer wieder. Obwohl in den vergangenen Wochen häufig Übergriffe auf Busfahrer gemeldet wurden, hat sich laut BVG die Situation leicht verbessert. Gab es in den vergangenen Jahren durchschnittlich 200 Attacken, wird 2008 mit einem Rückgang auf etwa 170 Taten gerechnet.

So hat sich in Reinickendorf der vor mehreren Jahren gestartete Einsatz von Schülerbegleitern bewährt. „Auch hier beweisen Jugendliche Zivilcourage“, sagt Johannes Müller. Zahlreiche Oberschulen beteiligen sich an dem Projekt. Seit auf dem Weg zur Schule und dem Heimweg Jungen oder Mädchen in den Bussen mitfahren, die Westen oder Mützen mit der Aufschrift „Ich bin ein Schülerbegleiter“ tragen, ist die Zahl der Zwischenfälle und der auffälligen Jugendlichen, die den Lehrern gemeldet werden, deutlich zurückgegangen. War es früher „oft recht turbulent“ in den Bussen, geht es jetzt wesentlich ruhiger zu, sagt Müller. Abfälle werden seltener in den Fahrzeugen zurückgelassen, Graffiti und zerkratzte Scheiben sind seltener geworden.

„Wir arbeiten daran, das Projekt auf andere Bezirke auszuweiten“, sagt Müller. In Tempelhof-Schöneberg habe es bereits einen Ansatz gegeben, doch sei die beteiligte Schule wieder abgesprungen. Parallel dazu möchte die BVG auch bei den jüngeren Schülern, die meist noch zu Fuß ihre Grundschule erreichen, mit der Präventionsarbeit ansetzen. Mit einem speziell ausgestatteten Bus besucht man die Bildungsstätten und zeigt den Fahrgästen von morgen, worauf es ankommt.

Rainer W. During

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