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Architektin Theresa Keilhacker

© Foto: Imago/Christian Thiel

Tagesspiegel Plus

Berlins Architektenpräsidentin Keilhacker: „Wir sind skeptisch, dass die neue Bauordnung das Bauen beschleunigt“

Der Klimaschutz kommt ihr zu kurz, genau wie die Bestandssanierung. Theresa Keilhacker, Präsidentin der Berliner Architektenkammer, im Interview über die neue Bauordnung.

Frau Keilhacker, Berlin braucht dringend mehr Wohnungen. Nimmt die neue Bauordnung hier die richtigen Weichenstellungen vor?
Es ist wirklich tragisch: Es wurde in der Bauordnung keine Genehmigungspflicht für den Abriss von Gebäuden eingeführt. Damit hätte man ja erstmal bestehenden Wohnraum geschützt. Oft steckt hinter einem Abriss ein Spekulationsinteresse und nicht unbedingt der Wunsch, das Gebäude zu ertüchtigen oder eine verbesserte Wohnungssituation zu schaffen. Stattdessen zerstört der Abriss Wohnraum, statt neuen zu schaffen. Auch für den Klimaschutz wäre eine Genehmigungspflicht für Abrisse eigentlich unverzichtbar: Der Antragsteller müsste darlegen, wie viel CO₂ in Form von grauer Energie im Gebäude steckt, und wie viel CO₂ ein Neubau verbrauchen oder einsparen würde. Dann könnte man beide Varianten nebeneinanderstellen und anschließend entscheiden, ob etwas wirklich abrissreif ist oder nicht. Wir fordern, dass ein Bauwerk nur errichtet oder zurückgebaut werden darf, wenn ein entsprechendes Nachhaltigkeitskonzept vorliegt. Angesichts von Klimawandel und Klimaanpassungsstrategien muss das große Priorität haben und darf nicht auf die lange Bank geschoben werden. Dieser Ansatz fehlt aber komplett in der neuen Bauordnung.

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