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Wirtschaftssenator Stephan Schwarz besucht zusammen mit der Delegation von Berlin Partner im Beisein von Geschäftsführer Stefan Franzke die Hannover Messe und abstellende Betriebe und Firmen aus und um Berlin © Wolf Lux/Berlin Partner © Wolf Lux @wolf_lux_photography

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„Capital-Region“ auf der Hannover-Messe: Berlins KI-Tüftler treffen auf die alten Hasen vom Spritzguss

Berlins Wirtschaftssenator Stephan Schwarz besucht heimische Unternehmen auf der Hannover-Messe. Fragen nach seiner beruflichen Zukunft pariert er gutgelaunt.

Junge Firmengründer sind oft noch ohne Kundschaft, aber mit viel Überzeugungskraft. „Die kommen direkt aufs der Grundlagenforschung“, sagt Berlins Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos, für SPD). Und präsentieren sich schon auf der weltgrößten Industriemesse in Hannover.

Am Donnerstag reiste eine Delegation aus Berlin und Brandenburg, organisiert von Berlin Partner, zur Hannover-Messe, um in Niedersachsen Flagge zu zeigen, aber auch um die neuen Start-ups aus der Hauptstadt-Region kennenzulernen, die dort nach Partnern und Kunden suchen. Gleich zwei Gemeinschaftsstände der Wirtschaftsförderer von Berlin und Brandenburg mit einigen Dutzend Firmen präsentieren sich auf dem Messegelände. Unter dem Namen „German Capital Region“.

Berlins Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (2 v. links. parteilos, für SPD) Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (3. v. links, SPD) informieren sich auf einem Stand der Hannover Messe.
Berlins Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (2 v. links. parteilos, für SPD) Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (3. v. links, SPD) informieren sich auf einem Stand der Hannover Messe.

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Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) empfing die Gäste in der „Sky-Lounge“ mit Blick auf die Ausstellungshallen und freute sich „ausdrücklich, dass das Wirtschaftsressort bei der SPD bleibt“. Wobei derzeit noch unklar ist, ob es auch bei Stephan Schwarz (parteilos) bleibt. Der wehrte gutgelaunt alle Versuche ab, weiteren Spekulationen zu dieser Frage Nahrung zu liefern.

Gerade erst gegründet, schon auf der Messe

Erste Station auf dem Rundgang war die Firma Endless Industries aus Berlin, die gerade erst vor zwei Wochen offiziell gegründet wurde. Mitgründer Stephan Körber, genau wie seine Kollegen, sind noch an der Technischen Universität angestellt, wo sie ihr Produkt auch entwickelt haben.

Ich freue mich ausdrücklich, dass das Wirtschaftsressort bei der SPD bleibt.

Jörg Steinbach (SPD), Wirtschaftsminister Brandenburgs, zu den Berliner Koalitionsverhandlungen.

Endless Industries hat einen 3-D-Drucker gebaut, der stabile Bauteile auf Carbon herstellen kann. Diese Drucker könnten künftig an Fertigungsstrecken der Automobilindustrie stehen, um je nach Bedarf defekte Bauteile von Robotern zu ersetzen. „Wir brauchen Kontakte zu Kunden und Partnern“, sagt Körber, „und wir müssen raus aus der Uni“. Spätestens nächstes Jahr brauchen sie auch Investorengeld, um die nächsten Schritte in Richtung Fertigung gehen zu können.

Auch FDX, Fluid Dynamix, ist mit zehn Mitarbeitern noch ein kleines Unternehmen mit Sitz in Siemensstadt, das aber schon gut im Geschäft ist. 20.000 Spezialdüsen zum Mischen und Aufbringen von Flüssigkeiten haben sie zuletzt im Jahr verkauft und damit einen Umsatz von 1,3 Millionen Euro erzielt.

Bei FDX geht es um die richtige Tröpfchengrößen und eine gleichmäßige Verteilung auf der Oberfläche. Mit den Spezialdüsen lassen sich mRNA-Impfstoffe mischen, Autowaschanlagen optimieren oder Schweineställe reinigen.

Mehr Landwirtschaft als Autoindustrie

Bei der Einspritztechnologie von Dieselmotoren wollten sie vor Jahren auch schon ins Geschäft kommen, aber dann kam der Dieselskandal dazwischen, erzählt Geschäftsführer Oliver Krüger-Knoll. Das mit den Schweineställen läuft deutlich besser, zumal in Niedersachsen.

Ganz am Anfang ihrer Entwicklung steht die Firma Hydro2X, die auch aus der Gründer-Community der TU kommt. Hydro2X bastelt an einer Künstlichen Intelligenz (KI), um Betreibern von Windparks vorherzusagen, wann sie demnächst mal wieder abgeregelt werden, weil der Wind zu stark weht und das Stromnetz überlastet ist.

Diese bislang verschenkten Energiemengen würden die Gründer um Maurits Zevering gerne an Wasserstoffproduzenten oder Betreibern von stromfressenden Rechenzentren vermitteln. Derzeit gibt es aber noch eine geschäftsschädigende Hürde: Die Windkraftbetreiber werden für das Abregeln finanziell entschädigt.

„So viel Optimierungspotenzial, um Ressourcen zu schonen, das zu sehen macht einfach Spaß“, sagt Schwarz während einer kurzen Raucherpause. Dann geht es mit einem Shuttle-Kleinbus der Messe zur nächsten Halle mit Berlin-Beteiligung. Dort besucht der Senator auch gestandene „Bestandsunternehmer“, die im gegenwärtigen Start-up-Hype schon um Aufmerksamkeit kämpfen müssen.

Dirk Frister von der Berliner Firma F&L Kunststofftechnik ist ein alter Hase mit viel Expertise im Spritzguss von Plastikteilen für die Medizintechnik. Mit 15 Mitarbeitern produziert F&L seit 30 Jahren und kam bisher ganz gut ohne einen Messestand in Hannover aus.

50 Millionen
Euro will der Batterienhersteller BAE in Marzahn investieren, es fehlt aber noch das Placet aus Brüssel

Doch nun will Frister die Verantwortung für die Firma auf ein jüngeres Team innerhalb der Belegschaft übergeben, und da soll nun einiges anders werden. „Tolle Lösung. Chapeau“, lobt Schwarz und lässt sich bereitwillig mit einer Endoskopie-Kanüle fotografieren.

Auch Jan IJspeert, Chef der Batteriefirma BAE in Oberschöneweide, ist ein alter Hase, der ein wenig mit dem Image seiner Firma hadert. BAE produziert Bleibatterien. Schwarz fragt ihn, was BAE denn an neuen Technologien so in der Pipeline habe. Und IJspeert erzählt von der neuen „Salzbatterie“ aus Kochsalz und Nickel, die es eigentlich schon seit 40 Jahren gebe, sich aber nie durchgesetzt habe.

Zur Produktion will IJspeert eine neue Fabrik auf dem Cleantech-Gelände in Marzahn bauen, für 50 Millionen Euro, aber die öffentliche Förderung dafür muss noch in Brüssel genehmigt werden. „Da haben wir leider keinen Einfluss drauf“, sagt der Senator. In China, erzählt IJspeert so nebenbei, gebe es schon ein Werk für diese neue alte Batterie.

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