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ITB: Die ganze Welt macht sich ein Bild

Die Gastgeberstadt der ITB zieht immer mehr Reisende an. Als Zukunftsmärkte gelten Indien und China.

Seit zehn Jahren macht der Berlin-Tourismus nur positive Schlagzeilen: „Immer mehr Hotels“ und „immer mehr Besucher“. 17,3 Millionen Übernachtungen wurden im Vorjahr gezählt, 1997 waren es erst acht Millionen. Nahezu ebenso rasant stieg die Zahl der Hotelbetten – von 51 000 auf 90 000. Die Gastgeberstadt der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) erreicht so immer neue Rekorde.

Als besonders wichtig gilt, dass immer mehr Ausländer kommen. Derzeit machen sie knapp 40 Prozent der Gäste aus, vor zehn Jahren waren es nur 25 Prozent. Beliebt sind Ausländer, weil sie wesentlich mehr Geld ausgeben und länger bleiben. Doch Hanns Peter Nerger, Geschäftsführer der Berlin Tourismus Marketing Gesellschaft (BTM), blickt nach London und Paris – beide Städte haben einen viel höheren Anteil internationaler Gäste. Nerger strebt zumindest 45 Prozent an. Als riesiger Markt gelten Indien und China. Laut einer Studie gibt es in Indien 120 Millionen Menschen, die Geld für eine Fernreise haben; in China sieht es ähnlich aus. Burkhard Kieker, ab 2009 neuer BTM-Chef, sagt deshalb: „Die Gäste der Zukunft kommen aus Bombay und Peking.“

Berlin profitiert enorm vom Tourismus. Das Wirtschaftswissenschaftliche Institut für Fremdenverkehr errechnete, dass ein Tourist durchschnittlich 194,60 Euro ausgibt. Der Löwenanteil der Tagesausgabe, nämlich 137 Euro, fließt in die Kassen der Hoteliers. Der Einzelhandel bekommt 40 Euro, Dienstleister 20 Euro.

Aber Geld bringen auch Tagesbesucher, die nicht übernachten (4,5 Milliarden) und Reisende, die bei Freunden oder Verwandten unterkommen (0,85 Milliarden). Insgesamt brachte die Branche 8,4 Milliarden Euro in die Stadt. Das entspricht 7,5 Prozent des Berliner Bruttosozialprodukts. Zum Vergleich: So viel erbrachten Bauwirtschaft, Maschinenbau und Fahrzeugbau zusammen. Mittlerweile leben 255 000 Berliner vom Tourismus. In den kommenden drei bis vier Jahren werde die Zahl um 20 000 steigen, schätzt Dieter Puchta, Vorstandsvorsitzender der Investitionsbank Berlin. „Der Tourismus ist eine der wichtigsten Jobmaschinen“, sagt Puchta. Nach Einschätzung der IBB wird der Umsatz jährlich um 3 bis 3,5 Prozent wachsen.

Dieser Erfolg hat viele Gründe. Der Boom der Billigflieger ist einer: Vor allem junge Leute fliegen für ein Wochenende ein – und das Geld, das sie beim Flug sparen, geben sie hier aus. Die Attraktivität der Stadt wurde nicht zuletzt durch die Fußball-WM gesteigert. Ein weiteres Standbein ist der Kongresstourismus: Ein Viertel der Betten wird so gefüllt. 2007 fanden in Berlin erstmals mehr als 100 000 Konferenzen, Kongresse und Messen mit zusammen acht Millionen Teilnehmern statt. Besonders profitieren Hotels mit Tagungskapazitäten, mindestens 156 Häuser haben Säle und Konferenzräume. Spitzenreiter ist das Neuköllner Estrel, das mittlerweile dem ICC ernsthafte Konkurrenz macht. Bei Neubauten gehören Tagungsräume zum Standard. In den kommenden Jahren entstehen etwa 5000 weitere Hotelbetten – die 100 000er-Marke ist also nicht mehr fern. Für 2010 werden 20 Millionen Übernachtungen prognostiziert.

Wegen der steigenden Zahl von Hotels ist die Auslastung der Zimmer aber noch unbefriedigend. 2007 war sie nach Angaben des Hotel- und Gaststättenverbandes immerhin erstmals deutlich angezogen auf 73 Prozent. Der Zimmerpreis ist im Vergleich mit anderen Weltstädten niedrig: In den Fünf-Sterne-Häusern sind es durchschnittlich 167 Euro, bei vier Sternen 90 Euro und bei drei Sternen 70 Euro. In Mailand, London und Paris werden 300 Euro und mehr gezahlt.

Trotzdem drängen weitere Luxusketten nach Berlin. Willy Weiland, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes, erwartet bis zu fünf weitere Edelmarken. Denn noch fehlen international renommierte Namen wie Sheraton oder Mandarin. Für diese sei Berlin ein „Muss“, sagt Weiland.

Bereits heute wird am Alexanderplatz der Grundstein für ein neues Luxushotel gelegt: Die israelische Fattal-Gruppe baut das ehemalige Gebäude der Bundespolizei an der Otto-Braun-Straße zum „Leonardo Royal“ aus. Und bestehende Hotels investieren ebenfalls: Das Westin Grand an der Friedrichstraße, eines der derzeit 22 Fünf-Sterne-Häuser, steckte gerade 15 Millionen Euro in moderne Zimmer und eine weitere Etage.

Noch wird hauptsächlich bei großen Messen und Kongressen Geld verdient – wie jetzt zur ITB. Die BTM-Hotelsuche ergab für die Nacht zum morgigen Donnerstag in Charlottenburg nur ein freies Hotel: Das „Meineke“ mit 360 Euro Zimmerpreis. In der kommenden Woche sieht es schon wieder ganz anders aus: 74 Häuser melden „frei“, mit 34 Euro geht es im „Berolina“ los.

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