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Knuddel-Teddy: das Olympia-Bewerbungslogo vor 25 Jahren.

© Repro: Tsp

Rückblick: Berlins Olympiabewerbung 1993: Aus in der zweiten Runde: Frust am Brandenburger Tor, Jubel im Tränenpalast

Berlins Olympia-Debakel vor 25 Jahren wurde damals live auf die Großbildleinwand übertragen. Das Bewerbungsteam hatte eine teils beschämende Show geboten.

War es nicht ein niedliches Bärchen? Freundlich, vielleicht ein wenig schüchtern, kein Draufgänger, auch kein Kumpel wie Herthinho, mehr in Richtung Knuddel-Teddy. Auf jeden Fall kann man sagen: An ihm, dem stilisierten Berliner Bären, Logo der Olympia-Bewerbung für die Spiele im Jahr 2000, hat es jedenfalls nicht gelegen, dass dann doch Sydney den Zuschlag bekam und nicht die Stadt an der Spree.

Eberhard Diepgen beschwor die Außenseiterchance

Die nachträglich gesehen nicht mal die reelle Außenseiterchance besaß, die der damalige Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen in letzter Minute noch beschworen hatte. Er war als Berliner Spitzenvertreter mit der deutschen Delegation zur Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) nach Monte Carlo gereist.

Tausende hatten sich am Brandenburger Tor versammelt

Genau 25 Jahre liegt die Nacht der Entscheidung am Sonntag zurück. Vor einem Vierteljahrhundert war Public Viewing noch nicht in aller Munde, funktioniert hat es trotzdem. Zwischen 50 000 und 60 000 Schaulustige sollen es gewesen sein, die sich am Abend des 23. September 1993 vor dem Brandenburger Tor versammelt hatten, um in einer Live-Übertragung die Entscheidung des IOC mitzuerleben: ein Akt in mehreren Wahlgängen, bei dem Berlin schon in der zweiten Runde mit nur neun Stimmen ausschied. Nur Istanbul hatte noch schlechter abgeschnitten.

Steffi Graf und Franziska van Almsick waren Botschafterinnen des Sports

Den ganzen Nachmittag schon hatte es auf der Bühne vor dem Tore Programm gegeben, allerlei Sportler verschiedener Disziplinen bestimmten dort das Bild, alles sehr unterhaltsam, wie dann am frühen Abend auch die aus Monte Carlo übertragenen Präsentationen der fünf Bewerber. Von denen war die Berliner Show – das meinte man jedenfalls in Berlin – die beste, mit Steffi Graf und Franziska van Almsick als Botschafterinnen des deutschen Sports. Hat alles nichts geholfen nach der teilweise beschämenden Show, die das für die Berliner Bewerbung verantwortliche Team in den Monaten zuvor geboten hatte: Dossiers über IOC-Größen anlegen, sogar über ihre sexuellen Vorlieben? Na hörense mal!

Die Menge am Tor war geknickt, nahm die Niederlage aber fair hin. Gejubelt wurde anderswo: High Life bei den Olympia-Gegnern im Tränenpalast und in Kreuzberg ein paar Kloppereien mit der Polizei. Berlin eben.

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