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Kuppelkreuz

© Rückeis

Domkreuz: Beten für gutes Wetter

Heute soll der Dom ein neues Kuppelkreuz bekommen - aber nur bei Windstille. Ist das Wetter schlecht, dann muss die Aktion verschoben werden. Der Kran würde zu sehr schwanken.

Der Berliner Dom in Mitte könnte seit heute früh ein neues Kuppelkreuz tragen. 90 Meter in die Luft gehievt von einem 500-Tonnen-Kran. Aber nur, wenn es windstill ist. Wenn nicht, bleibt die knapp 15 Meter hohe und 12 Tonnen schwere Konstruktion aus Kreuz, Kugel und sogenannter Krönung am Boden. Denn die Montage ist Millimeterarbeit. Bei den Vorbereitungen am Montag zeigt Dombaumeister Stefan Felmy auf den Fuß des knapp 15 Meter hohen Aufbau, der oben auf der Domkuppel festgeschraubt wird. „Mit 32 16-mm-Schrauben“, sagt er. 16-mm-Löcher muss man erstmal treffen. Darum ist die Montage der Laternenkrönung auch so heikel. Jedes Lüftchen am Boden könnte in der Höhe zur problematischen Bö werden.

Felmy wirkt unter seinem weißen Baustellenhelm jedoch guter Dinge. „Es ist alles vorbereitet“, sagt er. Mit der bayerischen Metallbaufirma, die das 700 000 Euro teure Kreuz aus speziellem Edelstahl gefertigt, in einer speziell errichteten Halle neben dem Dom mit Kupferprismen besetzt, lackiert und mit 1,5 kg Gold überzogen hat, arbeite man „hervorragend“ zusammen. Die Stimmung innerhalb des Bauzauns, an dem Schaulustige in der Nachmittagssonne auf Bewegung warten, ist gut. Auch Petrus scheint mitzuspielen. Jedenfalls im Moment.

Am 6. Dezember 2006 wurde das alte Domkreuz von der Kuppel gehoben, die Kupferhülle hatte den Stahlkern zerfressen. Es hatte nur 25 Jahre gehalten. Das neue Kreuz dagegen ist „für die Ewigkeit gemacht“, wie Felmy lächelnd sagt. Zumindest einige Jahrhunderte könnte es bei regelmäßiger Wartung halten. Insgesamt kostet die Sanierung des Kuppelaufbaus 1,42 Millionen Euro. Geldgeber sind die Cornelsen-Kulturstiftung, die Städtebauförderung von Land und Bund und der Kulturstaatsminister. Die Domgemeinde selbst bringt rund 260 000 Euro auf, davon stammen knapp 100000 Euro aus Einzelspenden. Der Stahl für das Kreuz spendet der Konzern Thyssen Krupp Nirosta.

Für heute sieben Uhr war eine Morgendandacht angesetzt, direkt unter dem beeindruckenden Kreuz. Zehn Minuten nur, keine große Predigt, nur die Bitte darum, „dass alles gut geht“, wie Dompredigerin Petra Zimmermann sagt. Das Wetter ist schließlich heikel, und das Aufsetzen des Kreuzes benötigt einen wachen Geist. Auch Stefan Felmy will auch zu der Morgenandacht gehen. Die „Minimalzeremonie“ sei auch dazu da, das Kuppelkreuz seinem Zweck zu übergeben. „Das Bauliche muss irgendwann unwichtig werden“, sagt Felmy unter seinem Helm. Denn wenn die Gebete um gutes Wetter helfen, wenn das Kreuz endlich montiert sei, werde es als „zentrales Zeichen“ in die Stadt hinaus strahlen. Als Zeichen für die in Berlin verstreuten Gemeindemitglieder und für alle Protestanten überhaupt. Dann hat Felmy seine Aufgabe erfüllt.

Zumindest diese. Aber für den Dombaumeister gibt es immer etwas zu tun. Als nächstes muss er die Wasserschäden an dem in die Kuppel eingelassenen Oberlicht richten. Auch einer der steinernen Engel am Kuppelrand wackelt stark mit den Flügeln. Er ist schon eingerüstet. Ob er repariert sein wird, wenn das neue Kreuz am 2. September mit einem Festakt im Dom offiziell eingeweiht wird, steht noch nicht fest. 

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