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Berlin: Betonköpfe

Mit dem Tiergartentunnel ist es wie ehedem mit der Mauer. Die beiden Bauwerke gehören zwar anderen Epochen an, und doch scheinen sie auf geheimnisvolle Weise miteinander verbunden durch die menschliche Schwäche, hartnäckig an alten Gewohnheiten festzuhalten.

Mit dem Tiergartentunnel ist es wie ehedem mit der Mauer. Die beiden Bauwerke gehören zwar anderen Epochen an, und doch scheinen sie auf geheimnisvolle Weise miteinander verbunden durch die menschliche Schwäche, hartnäckig an alten Gewohnheiten festzuhalten. Seit gut einer Woche ist der Tunnel jetzt geöffnet, aber die meisten Autofahrer haben es nicht gerade eilig damit, die 360 Millionen Euro teure Nord-Süd-Verbindung in Besitz zu nehmen. Mit täglich 50 000 Autos hatten die Planer gerechnet, jetzt schauen sie in die Röhre – und die ist meistens leer. Statt bequem und zeitsparend unterm Tiergarten abzutauchen, staut sich der Berliner lieber weiter auf der Friedrichstraße.

So ähnlich war es weiland zur Wendezeit. Die Mauer fiel, doch die Autofahrer in Ost und West wollten sich einfach nicht an die neue Freiheit gewöhnen – und nahmen weiter die eingefahrenen Umwege. Was lernen wir aus der Geschichte? Verkehr kriegen wir in den Tunnel nur mit einem bewährten Trick: Alle Autofahrer, die hineinfahren, sollten ein Begrüßungsgeld erhalten. Stau ist garantiert.

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