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Der Heimbetreiber PeWoBe steht schon lange in der Kritik, jetzt kündigte das Land fristlos.

© v. Jutrczenka / dpa

Betreiber können kurzfristig einspringen: Genügend Nachfolger für PeWoBe-Heime

Die Verträge des Flüchtingsheim-Betreibers PeWoBe sind fristlos gekündigt. Eine Lücke entsteht dadurch nicht.

Gut, da ist das Problem mit der Ausschreibung. Die Suche nach dem Betreiber eines Flüchtlingsheims muss europaweit erfolgen, bis der Zuschlag erfolgt, kann es Wochen dauern. So viel Zeit hat die Gesundheitsverwaltung des Senats aber nicht. Sie muss möglichst schnell neue Betreiber für die neun Heime finden, die bislang von der PeWoBe betreut wurden. Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) hat alle PeWoBe-Verträge wegen rassistischer Hetzmails von PeWobe-Mitarbeitern gekündigt. Fristlos, es eilt also.

„Kein Problem“, sagt Jens Quade, der Vorsitzende des Verbands der Berliner Flüchtlingsheimbetreiber, „es gibt Übergangslösungen. Unsere Betreiber unterstützen den Senat.“ 17 Mitglieder hat der Verband. Theoretisch sei es in einem Tag möglich, den Betreiber zu wechseln. Die neuen Betreiber erhielten Interimsverträge, die ein paar Monate gültig sind.

Nicht ganz so einfach freilich sei die Situation „mit den Verträgen, die das Land mit der PeWoBe hat“. Die müsse man erst mal genau prüfen. Bei einer Notunterkunft gelten andere Regeln als bei einer Gemeinschaftsunterkunft. Aber lösbar sei grundsätzlich alles, sagt Quade.

Allerdings besitzt die PeWoBe auch ein paar der Immobilien, in denen die Heime untergebracht sind. Sie vermietet diese Heime also quasi an sich selber. Aber auch da sieht Quade keine Schwierigkeiten. „Die PeWoBe ist ein Wirtschaftsunternehmen, warum sollte sie nach einem Betreiberwechsel nicht an das Land Berlin vermieten?“ Aber das solle die zuständige Senatsverwaltung klären.

Bleibt die Frage nach dem Personal. Die neuen Betreiber müssen ja auch zusätzliche Erzieher, Sozialarbeiter und weitere Beschäftigte stellen. „In den ersten zwei Wochen könnte man aus anderen Heimen Leute abziehen“, sagt Quade, und in der Zwischenzeit dann neue Leute suchen. „Nach drei, vier Wochen müsste man einen Personalstamm aus neuen Leuten zusammenhaben.“ Außerdem sei es durchaus denkbar, einen Teil der bisherigen PeWoBe-Mitarbeiter zu übernehmen. „Bei denen hat sich ja nicht jeder falsch verhalten“, sagt Quade. Ziel des Landes ist es ja, die rund 3000 betroffenen Flüchtlinge an ihrem bisherigen Standort zu belassen.

Und wenn die PeWoBe ihre Immobilien nicht ans Land vermieten würde? Kein Problem, sagte Quade auch jetzt. „Die Flüchtlinge können problemlos umziehen. Wir haben genügend freie Plätze in anderen Einrichtungen.“ Allein auf dem Tempelhofer Feld seien von 3500 verfügbaren Plätzen nur 1300 belegt.

Allerdings gilt dieses Areal bei Flüchtlingen als abschreckendes Beispiel. „Beim Stichwort Flughafen erhalten wir immer negative Reaktionen“, sagt Manfred Nowak, Vorstandsvorsitzender der AWO Mitte, die in Berlin zwölf Heime betreibt. „Die Leute haben Angst, dass dort die Bedingungen nicht so gut sind wie in ihrem bisherigen Heim.“ Die AWO Mitte ist bereit, als Betreiber einzuspringen. Sie ist allerdings nicht Mitglied im Verband der Berliner Flüchtlingsheim-Betreiber. Auch die PeWoBe gehört nicht mehr dazu. „Wir haben sie im vergangenen Monat ausgeschlossen“, sagt Quade. Grund: diverse Qualitätsmängel.

Die europaweite Suche nach Betreibern war im Übrigen wohl auch in der Vergangenheit kein Problem. Die Zeitnot angesichts der enormen Flüchtlingszahlen war viel zu groß für eine umfangreiche Suche. „Meines Wissens“, sagt Quade, „hat es bei keinem einzigen Heim, das in der Vergangenheit eröffnet wurde, eine europaweite Ausschreibung für Betreiber gegeben.“ Frank Bachner

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