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Berlin: Betten für ein richtiges Zuhause

Neues Wohnprojekt für psychisch auffällige Jugendliche braucht Hilfe

Es ist nicht leicht, etwas über Mirko herauszufinden. „Ich bin nur ein gut gelaunter Junge. Es gibt gar nichts Besonderes über mich zu erzählen“, sagt der 15-Jährige höflich. Doch Mirko ist der erste Bewohner des neuen betreuten Wohnprojekts für psychisch auffällige Jugendliche des Elisabethstifts. Deshalb kann es eigentlich nicht sein, dass sein Leben bisher wie das eines ganz normal aufgewachsenen Jugendlichen verlaufen ist. Mirko sagt, er blicke lieber in die Zukunft als in die Vergangenheit. An eine Lebensgeschichte, die in einer dicken Akte des Jugendamtes gesammelt ist, erinnert sich eben keiner gern. Erst recht nicht, wenn darin Heimunterbringungen und ein Aufenthalt in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Wiesengrund vorkommen.

Die dicke Akte liegt auf Peter von Mirbachs Knien. Der Mann mit dem Lausbubengesicht ist Erzieher im Elisabethstift in Hermsdorf und seit einer Woche Mirkos Betreuer. Er achtet sorgfältig darauf, keine allzu genauen Informationen über den Jungen herauszugeben. Mirkos richtigen Namen dürfe man auf keinen Fall nennen. Eine überforderte Mutter tauche in der Akte auf und ein Vater, den Mirko nie kennen gelernt hat. Auch in Zukunft möchte er das nicht. Viele verschiedene Stationen der „Fremdunterbringung“ habe der 15-Jährige schon hinter sich in den vergangenen zehn Jahren.

Zuletzt war Mirko der jüngste Bewohner einer größeren Jugendwohngemeinschaft. Dort hat er sich nicht besonders wohl gefühlt: „Es gab immerzu Streitereien.“ Mit größeren Gruppen kommt er nun mal nicht zurecht. Deshalb kann er auch nicht auf eine normale Schule gehen, obwohl er ein guter und intelligenter Schüler ist. „Mirko ordnet sich entweder zu sehr unter oder er wird aggressiv“, erklärt sein Betreuer. Deshalb sei er immer Opfer und Täter gleichzeitig gewesen und habe ständig unter großem psychischen Druck gelebt. In dem neuen Wohnprojekt soll sich das ändern.

Fünf bis sechs Jugendliche werden demnächst in der sanierten Dreizimmerwohnung in Friedrichshain leben – besonders sorgfältig betreut von etwa ebenso vielen Erziehern, die eng mit der Jugendpsychiatrie Wiesengrund zusammenarbeiten. Solange Mirkos Mitbewohner noch nicht eingezogen sind, bewohnt von Mirbach das Betreuerschlafzimmer ständig. „Jugendliche wie Mirko brauchen besonders viel Aufmerksamkeit, Zuwendung und Vertrauen“, sagt der Erzieher. Ziel sei es, sie irgendwann in die Selbstständigkeit zu entlassen.

Damit das Vorhaben gelingt, sollen sich Mirko und seine Mitbewohner wohlfühlen in der neuen Wohnung. Doch zurzeit gibt es dort nur ein paar ausrangierte Möbel aus den Kinder- und Jugendwohnungen des Elisabethstifts in Hermsdorf. Für eine neue Einrichtung reicht das Geld, das dem neuen Projekt zur Verfügung steht, nicht aus. Vor allem die alten Matratzen sind durchgelegen. Dabei wünscht sich Mirko endlich mal ein eigenes Bett, nach all den „Fremdunterbringungen“. Deshalb will der Tagesspiegel mit der Spendenaktion die fehlenden Möbel finanzieren.

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