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Berlin: Bezirke von ihren schönsten Seiten

Zum Schmökern und Schenken: Neue Kiez-Bücher

Berlin für Berliner: Rechtzeitig zum Fest kommen sieben neue Text- und Bildbände über Bezirke und Ortsteile in den Handel. Wir haben uns die Bücher schon einmal angeschaut – ein Überblick.

Charlottenburg-Wilmersdorf von A bis Z“, heißt das erste Lexikon des fusionierten Citybezirks. Von „Abenteuerspielplätze“ bis „Zoo-Palast“ reichen die Einträge, die auf einem sehr aktuellen Stand sind und zum Beispiel schon die Schließung der Buchhandlung Kiepert berücksichtigen. Herausgeber ist das Bezirksamt. In ähnlicher Form findet man die vielen Kurztexte auch auf dessen Internetseite ( www.charlottenburg-wilmersdorf.de ). Die Autorin Ute Nitsch ist eigentlich Theaterwissenschaftlerin, derzeit arbeitet sie in der Pressestelle des Bezirks. Im Mittelpunkt stehen Sehenswürdigkeiten, Baudenkmäler und Kultur-Institutionen. Man erfährt aber auch Kleinigkeiten, etwa, woher das geflügelte Wort von den „Wilmersdorfer Witwen“ stammt – nämlich aus dem Musical „Linie 1“.

„Charlottenburg-Wilmersdorf von A bis Z – Ein Lexikon.“ Ute Nitsch. edition Berlin im Metropol-Verlag, 290 Seiten, z.T. bebildert. 16,80 Euro. ISBN-Nummer 3-936411-80-8. Am 12. Dezember von 16 bis 20 Uhr wird das Buch auch vor dem BVV-Saal im Rathaus Wilmersdorf verkauft.

In Wilmersdorf erforscht ein Arbeitskreis die Kiezgeschichte. Daraus entstand ein Buch über die Villenkolonie Grunewald. Chronologisch beginnen die Schilderungen mit der Siedlungsgründung gegen Ende des 19. Jahrhunderts, an der Fürst Otto von Bismarck maßgeblich beteiligt war. Porträtiert werden Baumeister, Bildhauer und einfache Familien. Dazu gibt es Tipps für Spaziergänger. Ein Kapitel widmet sich einem vergessenen Verkehrsmittel – der 1886 bis 1899 eingesetzten Dampfstraßenbahn. Neben den Vorzügen der vornehmen Wohngegend werden auch die dunklen Seiten der Geschichte beschrieben: die Ermordung Walther Rathenaus 1922 und die Juden- Deportationen am Bahnhof Grunewald.

„Grunewald – zur Geschichte der Villenkolonie“: Arbeitskreis Geschichte Wilmersdorf (Hrsg.). edition Berlin im Metropol-Verlag, 248 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen. 14,90 Euro. ISBN-Nummer 3-932482-98-0.

Auf die Geschichte Tempelhofs vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs konzentrieren sich Autoren der bezirklichen Geschichtswerkstatt. Hier geht es nicht um Sehenswürdigkeiten, sondern um politische Hintergründe. Geschildert werden die Anfänge der Arbeiterbewegung, der Nazi-Terror und die Judenverfolgung sowie die „Entnazifizierung“ durch die Alliierten. Dem Flughafen Tempelhof ist ein eigenes Kapitel gewidmet, in dem seine Bedeutung als „nationalsozialistisches Großprojekt“ verdeutlicht wird. Es gibt auch Porträts prominenter Künstler, die in Tempelhof wohnten.

„Tempelhofer Einblicke“: Matthias Heisig, Sylvia Walleczek (Hrsg.). edition Berlin im Metropol-Verlag, 256 Seiten, mit vielen Abbildungen. 14,90 Euro. ISBN-Nummer 3-932482-97-2.

Ist Berlins älteste Trabantentadt, die vor 40 Jahren erbaute Gropiusstadt in Neukölln, ein „zukunftsweisendes Symbol moderner Stadtentwicklungspolitik“ oder vielmehr ein „Synonym für Isolation, Anonymität und Hochhausghetto“? Dieser Frage geht ein Buch nach, das unter Federführung der bezirklichen Kulturamtsleiterin Dorothea Kolland entstand. In Bildern und Texten wird das Alltagsleben der Bewohner dokumentiert – wobei man auch aufwändig bepflanzte Balkone und sorgsam gepflegte Salatbeete in den Gärten bestaunen kann. Die Beiträge zur Architektur machen deutlich, wie stark die Entwürfe von Walter Gropius durch Politiker, Ämter und den Bauherrn Gehag verändert wurden. Von Gropius’ ursprünglichen Ideen, so das Fazit, sei „in der heutigen Gropiusstadt wenig zu sehen“.

„Der lange Weg zur Stadt – Gropiusstadt im Umbruch“: Dorothea Kolland (Hrsg.). Karin Kramer Verlag Berlin, 192 Seiten, mit 39 Bildseiten. 15 Euro. ISBN-Nummer 3-87956-280-6.

Die Eigenwilligkeit vieler Bewohner von Spandau, sich nur begrenzt mit Berlin zu identifizieren, bringt der Titel des Bildbands „Spandau bei Berlin“ auf den Punkt. Mehr als 200 Fotos spannen einen Bogen vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 60er Jahre. Man sieht Straßenbahnen in der Altstadt, Reichswehrsoldaten in der Zitadelle, Arbeiter in der Siemensstadt, die Grenze zur „Sowjetzone“ sowie idyllische Hochzeits- und Familienbilder. Kurze Erläuterungstexte und die Einleitung geben dem Leser Orientierungshilfen. Die bisher weitgehend unbekannten Aufnahmen stammen aus Privat- und Firmenarchiven.

„Spandau bei Berlin“: Ralf Schmiedecke. Sutton Verlag Erfurt, 127 bebilderte Seiten. 17,90 Euro. ISBN 3-89702-463-2.

Wie das Buch über Spandau stammt auch ein Bildband über Pankow aus der Reihe „Archivbilder“ des Sutton-Verlags. Das Konzept ist identisch: Die meisten der mehr als 200 Fotos waren bislang unveröffentlicht, viele stammen von Bewohnern und zeigen private Szenen wie Vereinsfeiern oder Erntefeste. Dem Schicksal der Bäckersfamilie Hartmann ist ein eigenes Kapitel gewidmet – die Motive reichen von der Auslieferungs-Kutsche bis zum Hausschwein. Auch frühere Ausflugslokale und die erste elektrische Straßenbahn von 1895 werden gewürdigt.

„Berlin-Pankow“: Ruthild Deus und Ralf Schmiedecke. Sutton Verlag Erfurt, 127 Seiten. 17,90 Euro. ISBN-Nr. 3-89702-481-0.

Und noch einmal Charlottenburg: Überwiegend aus der Perspektive von Hobbyfotografen sieht man Kleingärten, Bierkneipen, Kundgebungen und Nazi-Aufmärsche. Weitere Fotos zeigen das einstige Café des Westens und das Café Kranzler, die Eröffnung des Funkturms oder die Einweihung der Gedächtniskirche durch Wilhelm II. Der zeitliche Rahmen reicht bis Anfang der 60er Jahre.

„Berlin-Charlottenburg“. Christian Hopfe. Sutton Verlag Erfurt, 127 Seiten. 17,90 Euro. ISBN-N.r 3-89702-442-X.

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