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Am Gleisdreieck-Park in Kreuzberg soll auf einer Fläche von drei Hektar ein einzigartiges Modellprojekt verwirklicht werden: eine gemeinschaftliche und Generationen verbindende Wohnanlage.

© Möckernkiez eG

Nach Baustopp am Gleisdreieck in Kreuzberg: Im Möckernkiez könnte bald weitergebaut werden

Für das genossenschaftliche Bauprojekt Möckernkiez in Kreuzberg zeichnet sich nach dem Baustopp eine Rettung ab. Die Finanzierungsprobleme könnten bald gelöst sein. Allerdings wird es wohl kein Hotel und Restaurant geben.

Auf der Großbaustelle der Genossenschaft Möckernkiez in Kreuzberg könnten sich schon bald wieder die Kräne drehen. Auf der vorigen Mitgliedersammlung haben sich rund 80 Prozent der anwesenden Genossenschaftsmitglieder für eine Satzungsänderung entschieden. Demnach wird der Vorstand künftig nicht mehr von den Mitgliedern gewählt, sondern vom Aufsichtsrat berufen. „Das erleichtert die Unternehmenssteuerung. Wir können jetzt flexibler und schneller agieren“, erläutert Werner Landwehr, der seit Dezember Vorsitzender des siebenköpfigen Aufsichtsrats der Genossenschaft ist.

Mit der Satzungsänderung sind die Probleme aber nicht endgültig behoben: Rund 460 Wohnungen mit Flächen zwischen 27 und 148 Quadratmetern sollen auf dem 30 Hektar großen Gelände des einstigen Anhalter Güterbahnhofs entstehen. 2007 wurde mit dem Projekt in Kreuzberg begonnen, 80 Millionen Euro sollte es ursprünglich kosten. Jetzt ist die Rede von 120 bis 140 Millionen Euro. Verzögert wurde das Bauvorhaben in erster Linie, weil sich die Finanzierungskonzepte als nicht umsetzbar erwiesen. Ende 2014 traten die Banken auf die Bremse. Die 32,6 Millionen Euro, die von Genossenschaftsmitgliedern kommen sollen, waren ihnen zu wenig. Sie verlangten eine höhere Eigenkapitalquote. Landwehr: „Wir planen nun, eine Anleihe für private Anleger in Höhe von rund 35 Millionen Euro zu begeben.“ Damit wäre die Hälfte des benötigten Kapitals in der Kasse, die übrige Hälfte käme von den Geldhäusern, vorausgesetzt, sie geben ihre Finanzzusage.

Als Zeitfenster für die Begebung der Anleihe ist Mitte März bis Ende April angedacht. Bis dahin soll auch eine zweite Weiche neu gestellt werden: die Vergabepraxis. In der Vergangenheit hatte die Genossenschaft Möckernkiez einzelne Gewerke beauftragt, künftig soll ein Generalunternehmer die Verantwortung tragen. Ihm obliegt dann zusammen mit den Projektleitern die Koordinierung sämtlicher Arbeiten. Die Ausschreibung läuft. Landwehr: „Wir erwarten, dass wir mindestens drei Angebote renommierter großer Bauunternehmen erhalten und im April den Auftrag vergeben können.“ Dann stehe einer Wiederaufnahme der Bauarbeiten spätestens im Sommer nichts mehr im Wege.

Bemängelt wurde von den Banken, die das Stadtquartier am Rand des Gleisdreieck-Parks in Kreuzberg finanzieren wollen, dass der bisherige dreiköpfige Vorstand der Möckernkiez eG zu wenig Fachkompetenz mitbringe. Deshalb wurde das Gremium um zwei Experten erweitert: Seit dem 1. Januar sitzen die Architektin Karoline Scharpf und der Immobilienkaufmann Frank Nitzsche mit am Tisch.

Hotel und Restaurant sind gestrichen

Zunächst nicht mehr geplant ist der Bau eines Hotels und eines Restaurants. Diese waren ursprünglich Teile des ehrgeizigen Modellprojekts einer Wohnanlage, die ökologisch, nachhaltig, barrierefrei und sozial ist und neben Wohnungen Gewerbeflächen anbietet. „Die Risikobewertung der geplanten gewerblichen Bauten ist für die Banken sehr viel schwieriger als für Wohnungen“, konstatiert Landwehr. Festhalten wolle man aber an der Einrichtung eines Bio-Marktes, Jugendzentrums und Kindergartens, einer Alten-WG und rollstuhlgerechten Parkplätzen. Aufgrund der gestiegenen Baupreise liegt der kalkulierte Quadratmeterpreis im neuen Quartier nun bei rund 3000 Euro inklusive Baugrund – 700 Euro mehr als anfangs geplant.

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