zum Hauptinhalt
Karsten Przybilla bietet interkulturelle Coachings an. Sein Büro befindet sich in Marzahn.

© Karsten Przybilla

Interkulturelles Coaching aus Berlin-Marzahn: „Wir zeigen Menschen eine neue Perspektive auf”

Als Firma aus einer anderen Kultur in Deutschland Fuß zu fassen, kann schwierig sein. Dabei hilft Karsten Przybilla. Seit 2021 arbeitet der Psychologe als selbstständiger Coach.

Karsten Przybilla zeigt Menschen eine neue Perspektive auf. Seit 2021 arbeitet er als selbstständiger Coach. Sein Büro befindet sich in der Allee der Kosmonauten 38, in Marzahn. Dass er mal coachen würde, war nach seinem Abi im Jahr 2002 so erstmal nicht absehbar. Er schloss eine Ausbildung zum Chemielaboranten ab und arbeitete drei Jahre in dem Feld. „Allerdings habe ich mich dort nicht wertgeschätzt gefühlt“, sagt Przybilla.

Ein schwerer Autounfall bewegte ihn zum Umdenken. “Ich habe mich gefragt, ob ich mein ganzes Leben lang Chemielaborant sein will und habe gemerkt, dass die Antwort darauf Nein ist”, sagt er. Er wollte mehr mit Menschen zu tun haben und sie besser kennenlernen. Deswegen begann er in Trier ein Studium der Psychologie. 2019 erhielt er seinen Bachelorabschluss.

Ein Jahr später schloss er seine Ausbildung zum systemischen Coach ab. „Beim Coaching hat man die Möglichkeit, Menschen die vielen möglichen Perspektiven aufzuzeigen. Man verdient nicht einfach nur Geld, sondern sieht, dass das, was man tut, eine positive Auswirkung auf die Welt hat”, sagt Przybilla.

Einen Teil seines Arbeitspensums machen Coachings mit Langzeitarbeitslosen in Kooperation mit Level N aus – ein Verband von Coaches, der Menschen unterstützt, die lange einen Job suchen und Schwierigkeiten haben, wieder im Berufsleben Fuß zu fassen.

Erst im Ausland merke ich, woher ich eigentlich komme, weil ich auf andere Perspektiven treffe

Karsten Przybilla

Außerdem bietet Przybilla Coachingangebote für brasilianische Firmen an, die sich in Deutschland etablieren wollen. Die Coachings organisiert er gemeinsam mit der befreundeten Brasilianerin Aline Eichel. „Leute, die zum Beispiel aus Brasilien nach Deutschland kommen, haben ganz andere Vorstellungen und Normen. So etwas wie Behördengänge kriegen sie hin. Der schwierige Part ist das kulturelle Verständnis. Und dabei helfen wir“, sagt Przybilla.

Er selbst spricht fließend Portugiesisch. Die Sprache hat er während eines Auslandssemesters in Brasilien gelernt – eine Erfahrung, die ihn bis heute prägt. „Erst im Ausland merke ich, woher ich eigentlich komme, weil ich auf andere Perspektiven treffe”, sagt er. Diese interkulturelle Perspektive versucht er seinen brasilianischen Klient*innen zu vermitteln.

Den Chef zum Geburtstag einladen? Als Beispiel für einen kulturellen Unterschied zwischen Brasilien und Deutschland führt er die Trennung von professionellem und privaten Berufsleben an. „In Deutschland unterscheiden wir zwischen Freund*innen und Arbeitskolleg*innen. Diese Trennung gibt es in Brasilien nicht. Die Leute, mit denen ich zusammenarbeite, sind auch privat meist Freund*innen”, sagt er. Deswegen würde es einen negativen Eindruck machen, wenn man den Chef nicht zum Geburtstag einlädt, erklärt Przybilla.

In Deutschland sehe das anders aus: „Ein*e deutsche*r Chef*in würde sich eher nicht erlauben, auf dem privaten Geburtstag der Mitarbeiter*innen aufzutauchen, weil da eine professionelle Distanz bestehen muss”, sagt er. Das habe den Vorteil, dass eine professionelle Kritik vom Chef an seinen Angestellten keine Kritik per se sei. Für Menschen aus Brasilien, die in Deutschland arbeiten, sei eine Kritik vom Chef aber erstmal schwerer einzustecken. „Sie würden sich dann eher denken, dass die Chef*in sie nicht leiden kann”, sagt Przybilla.

Diesen Kulturschock versucht er mittels Perspektivwechsel abzufedern. Bis jetzt konzentriert er sich dabei noch auf brasilianische und deutsche Kultur. Menschen aus anderen Kulturkreisen können sich aber ebenfalls bei ihm zu einem Coaching melden. In einem Vorgespräch haben beide Seiten die Chance herauszufinden, ob es zwischenmenschlich passt. Irgendwie hat sein Job dann wohl doch noch mit Chemie zu tun.


Hier die Themen aus dem aktuellen Tagesspiegel-Newsletter aus Marzahn Hellersdorf

Immer dienstags erscheint der Tagesspiegel Newsletter für Marzahn-Hellersdorf. Den gibt es in voller Länge, einmal pro Woche mit vielen Neuigkeiten aus dem Bezirk, Tipps und Terminen unter tagesspiegel.de/bezirke. Und diesmal berichtet Masha Slawinski unter anderem über diese Themen.

  • Kombibad Marzahn: Der CDU-Verordnete Johannes Martin wirft dem Bezirksbürger*innenmeister Gordon Lemm (SOD) und der Stadträtin Juliane Witt (SPD) vor, dass es mit dem Projekt nicht voran geht.
  • Lernen, um einen Taschenrechner zu bekommen
  • Es ist noch nicht so weit: Sandmann-Denkmal wartet noch auf Genehmigung der Denkmalschutzbehörde
  • Angriffsreihe auf Wahlkreisbüros dauert an
  • Mutmaßlicher Brandstifter in Hellersdorf festgenommen
  • Vermisste 13-Jährige ist wieder da
  • Veranstaltung zum Gedenken queerer Opfer des Nationalsozialismus
  • Workshop: Hoffnung vermitteln in der Klimakrise
  • Kennenlernplenum der Bezirksgruppe von Fridays For Future

Leben Sie in Marzahn-Hellersdorf und möchten sich gerne in unserem Bezirke-Newsletter vorstellen lassen? Schreiben Sie gerne unseren Autor*innen, deren E-Mail-Adressen Sie in den Newslettern finden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false