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Mordopfer Berlin Hakenfelde

© Polizei

Interpol will Berliner Verbrechen aufklären: Cold Case Hakenfelde - wer kennt diese Frau?

Vor über 30 Jahren wurde eine Tote im Wald von West-Berlin gefunden. Ihr Name? Unbekannt. Jetzt holt die Polizei die Akten hervor. „Casename: The woman in men’s clothing“, schreibt Interpol. Es ist ein gruseliger Fall.

| Update:

Es ist eine Meldung zum Gruseln. Spannend wie die „Crime“-Serien in der ARD-Mediathek, finsteres Gänsehaut-Kino wie bei Netflix. Interpol sucht den Mörder von Berlin-Hakenfelde. Es geht um den Fund einer toten Frau vor mehr als 30 Jahren nahe der Niederneuendorfer Allee, und der englische Name der Polizeifahnder könnte aus einem Hollywood-Krimi stammen: „Operation Identify Me“. Und weiter im Polizeijargon: „Casename: The woman in men’s clothing“, also „Die Frau in Männerkleidern“. Das Opfer trug nämlich einen braun-beigen Herrenmantel mit Stehkragen sowie ein Herren-Unterhemd. Ihr Name: unbekannt – bis heute.

Was ist im Spätherbst 1988 in Berlin-Spandau geschehen? Damals hatten sieben Forstmitarbeiter in einem dichten Waldgebiet im Westen der Stadt eine Grube entdeckt, etwa 40 bis 50 Zentimeter tief. „It is believed that the hole had been opened by wild animals“, schreibt Interpol. Wahrscheinlich hatten Wildtiere das Loch geöffnet, „Foxes“, also Füchse. Jedenfalls schauten die Forstmitarbeiter nach – und entdeckten die Reste einer Frauenleiche in Hakenfelde. Am 8. November 1988 war das.

„Near a parking lot in the continuation of Niederneuendorfer Allee in the Stadtforst Spandau“ wurde die Frau gefunden, so Interpol heute und nennt Details, die bisher unbekannt waren: „Der Körper der Frau war in einem Jutesack verpackt. Um ihren Hals waren zwei kurze Kunststofftaue verknotet, die üblicherweise im Wassersport Verwendung finden.“ Die Havel ist nicht ganz so weit.

Rückblende ins Jahr 1988. Berlin war eine geteilte Stadt. Der Regierende hieß Eberhard Diepgen. Ein gewisser Olaf Höhn hatte an der Klosterstraße gerade ein Café namens „Florida Eis“ gegründet und Hertha BSC war mal wieder böse abgestürzt und kickte in der müden Oberliga gegen den SC Gatow. Dass ein Jahr später die Mauer fallen würde, ahnte noch niemand. Und die Niederneuendorfer Allee führte tief in den dunklen Wald hinein und war eine Sackgasse kurz vor der DDR-Mauer.

Am 8. November 1988 eilte also die West-Berliner Polizei in den Spandauer Forst und begann, die menschlichen Überreste zu sichern. Im Tagesspiegel erschien eine erste kurze Meldung – doch nichts geschah, keine Vermisstenmeldung passte. Ein Jahr später hängte die Polizei 18.500 Plakate in der Stadt auf – wieder: nichts. Vermisst denn niemand eine Frau, die einfach so aus dem Alltag verschwunden ist? Deren Bett oder Wohnung leer ist?

So berichtete der Tagesspiegel damals

© Alt-Archiv Tagesspiegel

Über 30 Jahre danach holt Interpol mit Polizei-Fahndern aus Deutschland, Belgien, Niederlande 22 mysteriöse Mordfälle aus dem Archiv – auch den aus Hakenfelde. „Hauptziel der Kampagne ist es, die Frauen zu identifizieren und ihnen ihre Namen zurückzugeben“, so das Bundeskriminalamt BKA.

Die 5000 D-Mark, die die West-Berliner Polizei damals für Tipps ausgelobt hat, gelten bis heute – nur halt in einer anderen Währung, also 2500 Euro. Oben sehen Sie eine Zeichnung, wie die Frau ausgesehen haben könnte – hier mehr Bilder von der Berliner Polizei.

Die Frau aus dem Spandauer Forst war eher blond und schlank, ungefähr 25 bis 30 Jahre alt und etwa 165 cm groß. Sie trug Schmuck und eine markante Digital-Uhr.

Die Uhr mit der Gravur auf der Rückseite.

© Polizei

„22 9 82“ war auf dem Rücken der Uhr eingraviert. Ist damit ein Datum gemeint, der 22. September 1982? War das vielleicht ein wichtiger Tag im Leben des Opfers?

Zudem stellten die Polizei ein abgerissenes Stück Papier mit dem Stempelaufdruck des Gesundheitsamts des damaligen Bezirksamts Schöneberg am Tatort sicher. Darauf der Aufdruck: „Beratungsstelle – Geschlechtskrankheiten“. Sagt jemanden all das etwas? Vermisst jemand eine junge Frau seit den 80ern? Cold Case Hakenfelde. Ein gruseliger Fall bis heute.

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  • „Operation Identify me“: Interpol sucht Mörder aus Hakenfelde
  • Handballerinnen des VfV Spandau im Finalfour: Komplette Mannschaft im Newsletter-Interview über Fans, Erfolge, Hertha BSC und Falkensee
  • Vierfelderhof in Gatow ist komplett geschlossen
  • Saisonstart auf der Havel: Flyer und Anzeigen gegen Krachmacher
  • Sexuelle Übergriffe, Wasserstand, BVG-Bus: Rathaus setzt Glienicker See auf BVV-Agenda
  • Falkenhagener Feld: Fahrstuhl im 17. Stock kaputt - naht endlich Rettung?
  • Graffiti-Projekte in Staaken, Neustadt und Kladow
  • Dauerbaustelle seit 2017: Die Schule am Gartenfeld wird immer später fertig
  • Abgebaggert: Das “Spandauer Horn“ ist bald weg
  • Kladow: Ein US-Abhörspezialist packt aus
  • Ausflugstipp zum deutsch-britischen Yachtclub
  • 1. Montagskonzert vor St. Nikolai
  • 50 Jahre BBO: Jubiläumswoche in der Bertolt-Brecht-Schule
  • Open-Air-Familiengottesdienst zu Christi Himmelfahrt
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