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Von außen wirkt das Mietshaus eher unscheinbar. 

© Kitty Kleist-Heinrich

Müll, Ungeziefer, illegale Geschäfte: Klagen über katastrophale Situation in Neuköllner „Schrottimmobilie“

Seit vielen Jahren gilt das Eckhaus in der Nogatstraße 1 als Problemhaus. Nachbarn werfen dem Eigentümer vor, es bewusst zu vernachlässigen.

Das Eckhaus in der Nogatstraße 1 und Kirchhofstraße 14/15 in Berlin-Neukölln ist schon seit vielen Jahren als Problemimmobilie bekannt, gilt vielen gar als „Schrottimmobilie“. 

Der Eigentümer, der mittlerweile ehemalige CDU-Funktionär Thilo Peter soll, gemeinsam mit seinem Bruder, seine diversen Immobilien bewusst vernachlässigen und gleichzeitig zu überhöhten Preisen mit insbesondere rumänischen Familien überbelegen. Der Vorwurf: Die Not dieser Menschen als Geschäftsmodell, kombiniert mit mafiaähnlichen Geschäftsmethoden. 

Im Sommer und Herbst 2020 war das Medienecho groß, Peter trat daraufhin von seinem Vorstandsamt bei der CDU Charlottenburg-Nord zurück. Zwischenzeitlich hatte die Neuköllner CDU versucht, sich des Themas anzunehmen – offenbar ohne Erfolg.

Denn wie Anwohner:innen berichten, hat sich aus ihrer Sicht die Situation in den vergangenen Monaten eher verschlechtert als verbessert. „Wir, die Bewohner, die uns den Innenhof mit der Nogatstraße 1 teilen, können seit mindestens einem Jahr nicht mehr in Ruhe schlafen. Dies gab es in der Form auch noch nicht“, schreiben Bewohner:innen der angrenzenden Rübelandstraße 17 in einem Brief an das Bezirksamt, der dem Tagesspiegel vorliegt.

Sie schreiben von einer massiven Überbelegung, enormen Müllmengen und einer lauten Müllentsorgung zu jeder Tag- und Nachtzeit kombiniert mit starkem Ungezieferaufkommen. „Ebenso werden wir permanent Zeuge von Situationen, die vermuten lassen, dass illegale Geschäfte stattfinden“, heißt es weiter in dem Brief. 

[Dieser Text stammt aus dem Neukölln-Newsletter vom Tagesspiegel. Den kompletten Newsletter gibt es kostenlos unter leute.tagesspiegel.de]

Beschrieben werden etwa dubiose Verkäufe auf der Straße, Tagelöhner:innen, die direkt vor dem Haus abgeholt würden und Shuttlebusse aus Bulgarien und Rumänien, die ständig neue Bewohner:innen bringen würden. Zudem würde der vom Hauseigentümer eingesetzte Hausmeister in der Nachbarschaft „Angst und Schrecken“ verbreiten. 

„Wir erwarten, dass Sie endlich die Problematik ernst nehmen und ihre Methoden an die Problematik anpassen. Ihre bisherigen Mittel haben nicht gewirkt“, schreiben die Nachbar:innen.

Im Innenhof des Hauses häufen sich schon lange immer wieder Müll und Unrat, hier eine Aufnahme aus dem Juli 2020. 

© Kitty Kleist-Heinrich

Kurz nachgefragt beim Bezirk, dem die Situation ja seit vielen Jahren bekannt ist: Alle zuständigen Ämter, von Ordnungs- über Jugend- bis Gesundheitsamt sowie die Bau- und Wohnungsaufsicht – würden allen Beschwerden nachgehen und sich regelmäßig über die Situation austauschen, sagt Christian Berg, Sprecher des Bezirksbürgermeisters. 

Regelmäßig fände auch ein Austausch mit der Polizei statt – und bei einem Runden Tisch sei mit Anwohner:innen über die Erkenntnisse der Ämter gesprochen worden. „Es ist völlig unstrittig, dass die Situation rund um die Immobilie nicht einfach ist“, sagt Berg. Allein die Tatsache, wie viele Ämter regelmäßig mit der Immobilie beschäftigt sind, belege aus seiner Sicht das Engagement des Bezirksamtes.

„Es handelt sich jedoch um ein Mietshaus in Privatbesitz – und das Bezirksamt kann vom Eigentümer nur die gesetzlichen Anforderungen einfordern, was wir auch tun. Bauliche Verbesserungen am Haus auch jenseits der Mindestanforderungen wären im Sinne der Mieter:innen und der Nachbarschaft sicherlich wünschenswert, aber dazu hat das Bezirksamt keine rechtliche Handhabe.“ Abschließend appelliert Berg, dass, wer etwa wie von den Anwohnenden geschildert, eine Straftat beobachte, umgehend die Polizei benachrichtigen sollte.

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