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Normalerweise fliegen im Britzer Garten nur normale und keine Pokémon-Bälle.

© Tsp/Kitty Kleist-Heinrich

Pokémon-Go-Festival in Neukölln: Besucher verärgert über Massenfestival im Britzer Garten

40.000 Besucher kamen am Wochenende zum Pokémon-Go-Fest im Britzer Garten. Die regulären Besucher zeigen sich davon irritiert, die Betreiberin wiegelt ab.

Bis zu 40.000 Menschen haben sich laut Veranstalter vergangenes Wochenende im Britzer Garten versammelt – nicht etwa, um wie sonst üblich, Blumen und Gräser zu bestaunen, sondern um im Wesentlichen auf ihren Handybildschirm zu starren. Fans des Spiels Pokémon Go waren von vielen Teilen der Welt angereist, um seltene digitale Tierchen zu tauschen und sich mit Gleichgesinnten auch mal analog auszutauschen.

Claudia Reinhard von der Berliner Zeitung hat sich vor Ort umgesehen und mit einigen der Spielfans – oder, wie sie im Pokémon-Universum heißen, Trainer:innen – gesprochen. Kollegin Anni Dietzke hatte Organisator Philipp Marz zuvor zu den Hintergründen des Festivals befragt, das Interview können Sie hier noch einmal lesen.

Bei den regulären Parkbesucher:innen traf das Festival durchaus auf Kritik. Leserin Marion S. beklagte bereits im Vorfeld: „Bei der Vielzahl der zu erwartenden Teilnehmer:innen aus aller Welt, die in großer Zahl hauptsächlich mit einem Smartphone vor der Nase durch den Britzer Garten „stolpern“, „trampeln“ oder „hetzen“ werden, befürchte ich, dass die dort so liebevoll angelegten und täglich gepflegten gärtnerischen Anlagen (Beete, Hecken, Wiesen, Rosengarten, Staudengarten, Themengärten, Rhododendron-Hain, Teiche etc.) sehr leiden, zum Teil zerstört werden, Abfälle etc. in die Natur entsorgt werden.

Und vor allem die dort lebenden Tiere, brütenden Vögel, Wildbienen (Nester) etc. sehr stark gestört werden, hoffentlich nicht vom Brüten abgehalten werden, getötet oder vertrieben werden.“ Zudem störte sie sich an den bereits Tage vorher aufgebauten Mobilfunktürmen mit Wlan-Verstärkern.

Auch Michael A. beklagte insbesondere den technischen Aufwand für das Festival: Bereits Wochen vor dem Event seien dauerhaft Diesel-Stromaggregate betrieben worden und „eine Dauerbelastung für die Besucher“. 

Er schreibt: „Zudem ist das in meinen Augen ein Beispiel für die Verschwendung von fossilen Energien, die mich bei der aktuellen Nachrichtenlage täglich schmerzt. Hier werden meines Erachtens die Interessen von (Dauer-)Besuchern und Anwohnern nicht fair balanciert gegen die kommerziellen Interessen der Grün Berlin GmbH.“

Grün Berlin sieht positiven Effekt auf ganz Berlin

Und was sagt die Betreiberin Grün Berlin dazu? „Als Bühne für das Pokémon Go-Event konnte sich der Britzer Garten mit all seiner Vielfältigkeit ein Wochenende lang nationalen und internationale Gästen präsentieren – davon profitiert sowohl die Stadt Berlin als auch der Britzer Garten als einmaliger Austragungsort“, heißt es auf Anfrage. Im Vorfeld sei Sorge getragen worden, dass mit den gärtnerischen Anlagen pfleglich umgegangen würde. 

Dazu seien ein umfangreiches Sicherheitskonzept erarbeitet und weitreichende Schutzmaßnahmen getroffen worden. So seien unter anderem 160 zusätzliche Müllbehälter aufgestellt, die WC-Infrastruktur erweitert und die zusätzliche Gastronomie mit einem Mehrwegsystem betrieben worden. 

„Das Pokémon-Spiel selbst war so angelegt, dass sensible Parkbereiche von vornherein ausgespart wurden und sich die Besucherströme gut auf dem weitläufigen Gelände verteilen. Im Fazit freuen wir uns, über eine gelungene, friedliche Veranstaltung und Gäste, die den Britzer Garten mit Respekt und Rücksicht besucht haben“, hieß es.

[Dieser Text stammt aus dem Neukölln-Newsletter vom Tagesspiegel. Den kompletten Newsletter gibt es kostenlos unter leute.tagesspiegel.de]

Die Abnutzungen und Schäden, die generell bei großen Open-Air-Veranstaltungen anfallen würden, würden man in den kommenden Wochen beseitigen oder sie würden durch das natürliche Graswachstum von selbst verschwinden. 

Weiter hieß es von der Grün Berlin, dass die benötigte Infrastruktur im Vorfeld sukzessive aufgebaut und in Betrieb genommen worden sei. Anders als geplant, sei für die sichere Stromversorgung der Einsatz dezentraler Anlagen notwendig gewesen – dafür habe man vorrangig ökologische Kraftstoffe genutzt.

„Wir verstehen, dass insbesondere die Masten und der zugehörige Betrieb dieser in der ansonsten natürlichen Umgebung des Britzer Gartens auf manche Besucher:innen störend gewirkt haben. Um die Beeinträchtigung für unsere Besucher:innen so kurz wie möglich zu halten, wurde der Abbau der gesamten Veranstaltungsinfrastruktur unmittelbar nach dem Event gestartet“, hieß es. So sollen alle Masten spätestens am heutigen Mittwoch abgebaut worden sein.

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