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Entspannte Gesichter nach dem Sieg. Hertha 03 Zehlendorf genießt den Jubel der Fans.

© Kerstin Kellner

Oberliga-Nordost: Zehlendorf jetzt Spitze: Hertha 03 besiegt Tabellenführer 3:1

Die "kleine" Hertha hat geliefert. Noch war unklar, ob das Leistungsvermögen ausreicht, um bis an die Spitze vorzustoßen. Nach dem 3:1 gegen Union Fürstenwalde müssen die Verantwortlichen über den Aufstieg zumindest mal nachdenken.

„Schreib' doch nicht immer so kritisch, stell' lieber das positive an unserer Leistung heraus“ und „Bitte nicht wieder die Regionalliga erwähnen“. Zwei an sich widersprüchliche Aussagen zweier Zehlendorfer Verantwortlicher zeigen das ganze Dilemma, in dem sich die „kleine Hertha“ befindet. Das „Dilemma“ ist natürlich mit einem Augenzwinkern zu verstehen! Doch beiden Forderungen, erst recht nach der Partie vom Freitagabend, kann man nur schwer nachkommen. "Schuld" daran ist ihre eigene Mannschaft.

Kritisch deswegen: Die Zehlendorfer hatten in der Viertelstunde vor der Pause wieder eine Phase, in der man um sie bangen musste und für die zweite Halbzeit ärgste Befürchtungen hatte. Erst recht, weil man um den hohen Trainingsaufwand der Fürstenwalder wusste und anzunehmen war, dass der Spitzenreiter nach dem Wechsel noch „eine Schippe draufpacken“ würde. Solche Abschnitte gab es für die Berliner schon gegen Tennis-Borussia (erste Halbzeit), gegen Anker Wismar (Anfangs-Viertelstunde) und gegen Malchow (Schlussphase). Weil sie aber seit Wochen immer wieder Mittel und Wege finden, diese Passagen zu überstehen, fällt unweigerlich der Blick auf Punkt Zwei der Bitten. Schreiben wir es anders: Die „kleine Hertha“ genießt es, nach Abschluss eines Wochenendes ganz vorne zu stehen.

Wir haben in dieser Saison schon so einiges von den Zehlendorfern geboten bekommen. Die ersten 25 Minuten aber waren das beste, was bisher zu sehen war. Die Fürstenwalder erweckten ein wenig den Eindruck, vollkommen überrumpelt worden zu sein. Wie die Gastgeber den Ball laufen ließen und kombinierten, das war schon extrem hohes Oberliga-Niveau. Und Burak Mentes (6.) und Efräim Gakpeto (16.) gelang es auch, es in Zählbares umzusetzen. Dabei knüpfte Gakpeto an seine fast schon unheimlich anmutende Serie an: Seit dem 30. Oktober traf er in jedem Pflichtspiel. Doch zu Gakpeto später mehr.

Erst nach einer knappen halben Stunde fingen sich die Gäste und fanden zu ihrem Spiel. In diesen Minuten verloren die Berliner etwas ihre Linie. „Da haben wir nicht das gespielt, was wir eigentlich spielen wollten. Das war kritisch“, gab Co-Trainer Clemens Riewe hinterher zu. Die Berliner spielten nun vermehrt „lange Bälle“, die nur wenig Entlastung brachten. Nicht nur von außen gewann man den Eindruck, den Kapitän Özdal so wiedergab: „Die Pause kam gerade zur rechten Zeit. Da konnten wir wieder Ruhe reinbringen.“

Am Boden, war in diesem Spiel meistens der Gegner. Hertha 03 Zehlendorf eher obenauf.
Am Boden, war in diesem Spiel meistens der Gegner. Hertha 03 Zehlendorf eher obenauf.

© Kerstin Kellner

„Es war wieder eine geschlossene Mannschaftsleistung“, fanden viele. Trainer Markus Schatte hat aus einer guten spielerischen Mannschaft seit seinem Dazutun ein komplettes Team geformt. Wie alle den Kampf annahmen und keinen Fuß zurückzogen als andere Qualitäten gefragt waren, macht in dieser Saison bisher den Unterschied. Die Rückkehr Robert Schröders und Erdal Özdals war unverzichtbar. Beide wirkten wie die Felsen in der Brandung, an deren Seite Dennis Dombrowe an seine beeindruckende Form der Vorwochen nahtlos anknüpfte. So brandeten die Angriffswogen der Fürstenwalder zwar Richtung Nico Hinz, doch ernsthaft Gefahr entstand nur selten. Und wenn, stand ein sicherer Schlussmann zwischen den Pfosten.

Als sich die Kontergelegenheiten der Berliner häuften, machte „Effi“ Gakpeto nach schöner Vorarbeit von Cüneyt Top und Mike Ryberg den „Sack zu“ (79.). „Effi hat seine Kaltschnäuzigkeit aus der Berlin-Liga in die Oberliga mitgenommen“, zeigte sich Clemens Riewe von der Entwicklung des Stürmers angetan. Wie er es häufig mit drei, vier Gegenspielern aufnahm, den Ball dennoch sicher behauptete, löste auf der Tribüne Begeisterung aus.

Überhaupt die Tribüne: Was die 3. Herrenmannschaft veranstaltete, ließ die Hoffnung aufkommen, dass die Zehlendorfer vielleicht eines schönen Tages auf so etwas wie einen Heimvorteil zurückgreifen könnten. Es herrschte Fußballatmosphäre am Siebenendenweg wie seit Jahren nicht. Die obligatorische La-Ola nach Spielschluss vermittelte ein Gefühl vom Fußball gehobener Klasse. Trainer Markus Schatte ließ sich jedenfalls nicht lumpen und spendierte dem stimmgewaltigen Anhang im Golden Goal eine Runde.

Der Autor schreibt über die erste Männermannschaft für die Homepage von Hertha 03 Zehlendorf. Der Text erscheint auf Tagesspiegel-Zehlendorf, dem digitalen Stadtteil- und Debattenportal aus dem Südwesten.

Oliver Kellner

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