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Trauerfeier für einmal Verstorbene in der Dreifaltigkeitskirche in Berlin-Lankwitz.

© Boris Buchholz

Trauerfeiern für einsam Verstorbene: Jedes Jahr werden hunderte Menschen von den Berliner Behörden bestattet

Können nach einem Todesfall keine Angehörigen ermitteln werden, sorgt die Verwaltung für die Beerdigung. Seit fünf Jahren gibt es Gedenkfeiern für sie. Ein Überblick.

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Es kommt häufig vor: Jemand stirbt alleine, das Amt versucht, Angehörige zu ermitteln und scheitert. Oder die Angehörigen weigern sich oder sind nicht in der Lage, die Beerdigungskosten zu übernehmen. Dann wird der oder die Verstorbene behördlich bestattet, in Berlin geschieht das jedes Jahr in hunderten Fällen. In Steglitz-Zehlendorf wurden in den vergangenen zwölf Monaten 237 Menschen ordnungsbehördlich beerdigt, in Tempelhof-Schöneberg waren es 266, in Pankow 230. In Spandau - zahlenmäßig Berlins kleinster Bezirk - werden im Januar 2025 knapp 120 Menschen verabschiedet.

Seit knapp fünf Jahren wird der einsam Verstorbenen öffentlich gedacht – fast alle Bezirke richteten Trauerfeiern ein, bei denen die Namen verlesen werden und für jeden Toten eine Kerze entzündet wird. Die erste Gedenkfeier fand in Reinickendorf statt: Damals hatte eine Gruppe von Bürgern, zu denen als treibenden Kräfte Patrick Larscheid, der Leiter des Gesundheitsamtes, und Andreas Hertel, der Pfarrer der evangelischen Apostel-Paulus-Gemeinde, gehörten, zum Gedenken eingeladen. Seit der ersten Stunde begleitete der Tagesspiegel die Trauerfeiern für einsam Verstorbene.

„Jeder Mensch sollte würdevoll und begleitet von anteilnehmenden Gedanken seine letzte Ruhestätte finden“, sagt Lichtenbergs Bürgermeister Martin Schaefer (CDU). „Lassen Sie uns diese Menschen auf dieser letzten Reise begleiten und uns auf diese Weise von unseren Nachbar:innen verabschieden“, ergänzt seine Stadtratskollegin Filiz Keküllüoğlu (Grüne).

Wenn mehr Menschen zu unserer Feier kommen, auch wenn sie keinen Verstorbenen gekannt haben, wäre das schön.

Martina Steffen-Elis, stellvertretende Superintendentin Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg

„Die Gründe, warum Menschen einsam bestattet werden, sind vielfältig und bleiben uns oftmals verborgen“, meint Martina Steffen-Elis, die stellvertretende Superintendentin im Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg. Gerade deshalb sei es wichtig, sie nicht zu vergessen. „Wenn mehr Menschen zu unserer Feier kommen, auch wenn sie keinen Verstorbenen gekannt haben, wäre das schön“, fährt die evangelische Pfarrerin fort, es sei ein wichtiges Zeichen gegen die Einsamkeit in unserer Stadt. Und Carsten Bolz, Superintendent der Evangelischen Kirche in Charlottenburg-Wilmersdorf, sagt: „Dass niemand verlorengeht, ist eine Frage der Würde auch am Ende eines Lebens.“ 

263 Kerzen im Altarraum: Trauerfeier für einsam Verstorbene in Berlin-Lankwitz.

© Boris Buchholz

In Steglitz-Zehlendorf heißt es in der Einladung: „Gemeinsam möchten wir der Tatsache ins Auge blicken, dass es viele Menschen in unserem Bezirk gibt, die zu Lebzeiten keine soziale oder persönliche Verbundenheit gefunden oder diese verloren haben.“

Die Trauerfeiern, die meist gemeinsam von den Bezirksämtern und Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Glaubensrichtungen veranstaltet werden, richten sich an alle Bürgerinnen und Bürger. Das Gedenken ist überkonfessionell, es ist nicht wichtig, an wen oder was die Verstorbenen geglaubt haben.

Hier ein Überblick über bevorstehende Gedenkfeiern in den Berliner Bezirken:

  • Mitte: Freitag, 22. November, 17 Uhr. St. Marienkirche, Karl-Liebknecht-Straße 8, 10178 Berlin
  • Pankow: Freitag, 22. November, 18 Uhr. Anger an der Breite Straße, 13187 Berlin
  • Steglitz-Zehlendorf: Samstag, 23. November, 16.30 Uhr. Dreifaltigkeitskirche, Gallwitzallee 4-6, 12249 Berlin
  • Tempelhof-Schöneberg: Samstag, 23. November, 18 Uhr. Apostel-Paulus-Kirche, Grunewaldstraße 77a, 10823 Berlin
  • Charlottenburg-Wilmersdorf: Sonntag, 24. November, 18 Uhr. Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, Breitscheidplatz, 10789 Berlin
  • Lichtenberg: Montag, 25. November, 16 Uhr. Rathaus Lichtenberg, Möllendorffstraße 6, 10367 Berlin

In Spandau, Reinickendorf und Neukölln fanden bereits im Januar Trauerfeiern für alle Menschen statt, die 2023 vom Amt bestattet wurden – allein in diesen drei Bezirken waren es 544.

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