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Drei von sieben. Tageweise abwechselnd stehen die Darsteller der Blue Man Group auf der Bühne.

© eventpress/promo/Harald Fuhr

„Blue Man Group“ in Berlin: 15 Jahre blaues Wunder

32.000 Drumsticks, 18.540 Kilo Make-up und noch lange kein Ende: Die Blue Man Group feiert Jubiläum und Erfolge.

In 15 Jahren seid ihr immer noch da! An diese Prophezeiung hätte wohl kaum jemand geglaubt, der 2004 dabei war, als die Show „Blue Man Group“ zum ersten Mal auf die Bühne gebracht wurde. Das war ja kein Mainstream-Disney-Musical, mit dem man ein großes Theater ziemlich sicher füllt, sondern eine verrückte Performance-Art-Show, die es so in Deutschland noch gar nicht gab.

Der musikalische Leiter der ungewöhnlichen Show, Jens Fischer Rodrian, war von Anfang an dabei und kann sich noch gut erinnern, was für ein Wagnis das war, die Show mit den drei blauen Männern auf die Bühne zu bringen. Allerdings gehörte er damals schon zu den Optimisten, was den Erfolg betraf. Schließlich hatte er fünf Jahre lang in Boston in der Band der blauen Männer gespielt, E-Gitarre, Bassgitarre und die Blue-Man-Zither, ein speziell für diese Show entwickeltes Instrument mit einem Melodienteil. Das zu spielen, musste er erst lernen, aber es fiel ihm leicht. Schließlich hatte er gerade sein Musikstudium in den USA abgeschlossen.

An den Job in der blauen Band war er eher zufällig geraten. Eigentlich hatte er sich in New York für das Musical „Stomp“ beworben, aber das Vorspielen war missglückt. Auf dem Heimweg kam er am New Yorker Blue Man Theater vorbei, wollte eigentlich nur mal schauen, ob es dort verbilligte Tickets gab. Zufällig wurden gerade Bewerber fürs Casting der Show in Boston erwartet. Er wurde verwechselt und dem musikalischen Leiter vorgestellt, mit dem er sich auf Anhieb verstand. Und so nahm die Geschichte ihren Lauf, ein typisches New Yorker Märchen, das sich so oder so ähnlich zugetragen hat.

Zur Berliner Produktion wurde er 2003 gerufen, als die „Blue Man Show“ zum ersten Mal außerhalb der USA auf die Bühne kommen sollte, damals ins Theater am Potsdamer Platz. Am 9. Mai war es so weit. Vom Erfolg waren alle Beteiligten überwältigt.

Nach nur zwei Jahren Spielzeit in dem großen Theater wechselte man ins ehemalige Imax-Theater, das zwar auch mehr als 600 Personen unterbringt, aber atmosphärisch deutlich intimer ist. Gerade bei dieser Show ist es wichtig, dass das Publikum immer das Gefühl hat, nahe bei den Darstellern zu sein, jederzeit in die Show einbezogen werden zu können.

„Aber niemand muss zittern“, beruhigt Jens Fischer Rodrian. „Wenn der Blaue spürt, dass ein Zuschauer nicht mitmachen mag, nimmt er darauf natürlich Rücksicht und lässt ihn in Ruhe.“

Eine Pause mit Programm

Zum Geburtstag ist die Show überarbeitet und mit neuen Elementen angereichert worden. Zwei Stunden dauert sie nun und ist damit weltweit die längste dieser Art. Dazu gehört auch eine Pause, die aber nur scheinbar eine Pause ist. Denn sobald die Zuschauer ins Foyer treten, sehen sie die ungewöhnlichen Musikinstrumente der blauen Männer und dürfen sie selber ausprobieren. Dazu zählt ein weißes Abwasserrohr, original aus den USA.

Was ist denn eigentlich das Erfolgsgeheimnis der Show, die in den USA seit 25 Jahren läuft und noch in keiner der großen Städte abgesetzt wurde? Es sei eine Performance-Art-Show, die sehr unterschiedliche Zielgruppen anspreche, sagt Jens Fischer Rodrian. Kinder interessieren sich dafür, weil die Blauen Männer eine ähnlich verspielte Art wie sie selber haben, an Dinge heranzugehen.

In Erwachsenen rufen sie die Erinnerung an die eigene kindliche Verspieltheit besonders lebhaft wieder hervor. Wenn mit Farbe getrommelt werde, seien alle begeistert: „Es ist eine Reise durch ganz verschiedene Stimmungen.“

Geeignete Darsteller zu finden, ist gar nicht so einfach. Jeweils drei stehen täglich außer montags auf der Bühne, sieben gibt es insgesamt. Man braucht Schauspieler, die gut trommeln und ohne Spracheinsatz kommunizieren können. Schlagzeuger mit schauspielerischem Talent werden auch manchmal genommen. Anders, als man denken sollte, sind Pantomimen oft nicht so gut geeignet, weil sie den Ausdruck zu sehr übertreiben. „Der Blaue überzeugt durch Reduktion“, weiß Jens Fischer Rodrian aus seiner langjährigen Erfahrung.

Viel Erfolg verlangt nach viel blauer Farbe. Seit Beginn der Show wurden 18.540 Kilogramm blaues Make-up aufgetragen und 20.000 Kopfteile verbraucht, um Ohren und Haare zu schützen, außerdem 32.000 Drumsticks für die 22 Trommeln. Fünf Millionen Zuschauer haben sich allein in Berlin an der blauen Show erfreut, 35 Millionen waren es weltweit.

Die Entstehungsgeschichte klingt wie noch so ein New Yorker Märchen: Ende der 80er Jahre hatten drei junge Männer die Performance als Off-Off-Broadway-Show kreiert. Dann kam der weltweite Erfolg. Der lehrt: Es muss nicht immer Disney sein.

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