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Idylle am Müggelsee: Diesmal ohne Feuerwerk zum Bölschestraßenfest.

© Paul Zinken/dpa

Bölschestraßenfest in Friedrichshagen: Müggelsee-Feuerwerk wegen Naturschutz abgesagt

Am Müggelsee zog man nun Konsequenzen aus Naturschutzauflagen und sagte das geplante Pyrospektakel kurzfristig ab. Doch im September steht schon das nächste Feuerwerk an.

In Friedrichshagen wird alljährlich das Bölschestraßenfest gefeiert, mit viel Kunsthandwerk, Kulturprogramm und umfänglicher Bewirtung. Wenn es dunkel wird, schlendern die Gäste dann zum Müggelsee, dort startet gegen 23 Uhr das große Feuerwerk. Seit 27 Jahren geht das so, beim 28. Mal, vor einer Woche, blieb der Himmel dunkel.

Das Pyrospektakel war kurzfristig abgesagt werden. Das Genehmigungsverfahren hatte sich als zu langwierig und aufwändig erwiesen – der Grund: Seit vergangenem Jahr steht der gesamte Müggelsee unter Natur- und Landschaftsschutz.

Da hatten die Veranstalter von der Werbegemeinschaft Bölschestraße nicht auf dem Zettel. Bislang musste nur das Wasser- und Schifffahrtsamt informiert werden. Beim Ordnungsamt reichte eine Anzeige, Probleme gab es nie, schließlich befindet sich die Abschussrampe mitten auf dem See, da kann nichts anbrennen.

Aber was macht der achtminütige Dauerbeschuss mit den artengeschützten Drosselrohrsängern oder Neuntötern, die ihre Brutzeit haben? Und welche Schadstoffe hinterlassen die Raketen im See? In Gutachten hätte nachgewiesen werden müssen, dass das Feuerwerk die Flora und Fauna auf dem Müggelsee nicht gefährdet. Das kostet Zeit und Geld. Und könnte am Ende bedeuten, dass sich Feuerwerk und Naturschutzziele ausschließen.

Kein anderer Standort in Sicht

Einen Alternativstandort an Land gebe es nicht, sagt Regina Menzel, Geschäftsführerin der Werbegemeinschaft – entweder stehen Häuser im Weg oder Bäume. Zeitlich lässt sich auch schlecht ausweichen, das Bölschestraßenfest ist fest für das zweite Maiwochenende eingeplant. Menzel hat Verständnis für die neuen Auflagen, ärgert sich aber auch über die vielen privaten Feuerwerke am See, die oftmals nicht angemeldet werden.

Ob das Bölsche-Feuerwerk im nächsten Jahr stattfinden kann, weiß niemand. Allein der finanzielle Mehraufwand sei für die Werbegemeinschaft kaum zu stemmen, es gebe keine Fördermittel für das Fest, sagt Menzel. Im September ist schon das nächste Feuerwerk geplant, der „Feuerzauber auf dem Müggelsee“, das Ost-Pendant zum „Wannsee in Flammen“, ausgerichtet von der Reederei Riedel und dem Pyrounternehmen 1-2-3-Feuerwerk.

Mit vielen festlich beleuchteten Schiffen fahren Riedel und andere Reedereien ihre Gäste auf den See, die Tickets kosten bis zu 80 Euro. Bis jetzt gehe er davon aus, dass der Feuerzauber wieder genehmigt wird, sagt Riedel-Geschäftsführer Lutz Freise. Was für diese These spricht, ist der Termin: Im September brüten die Wasservögel nicht mehr.

Gegen die Naturschutzverordnung des Senats hatten die Wassersportvereine rund um den Müggelsee heftig protestiert, mit Bootskorsos und Petitionen. Der Senat versicherte immer wieder, dass sich für die Nutzer des Sees nichts ändere, zumindest nicht im Landschaftsschutzgebiet, der den größten Teil des Sees umfasst. Die Feuerwerker protestierten nicht. Und erhielten auch keine Versicherungen.

Die Grünen diskutieren derzeit, ob man Verbotszonen für private Feuerwerke in der Silvesternacht einrichten sollte. Tierschutzverbände beklagen seit Langem die „fatalen Folgen für die Berliner Stadtnatur“. Viele Tiere gerieten in Panik. In Parkanlagen, an Seen und Flüssen sollte gar nicht geböllert werden. Feuerwerke haben eben nur auf Menschen eine bezaubernde Wirkung.

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