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Begehrt. Die Mieten und Immobilienpreise steigen in der Brandenburger Landeshauptstadt schon jetzt stärker als in Berlin. Foto: Patrick Pleul/lbn

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Berlin: Brandenburg gehen die Großstädte aus

Landesweit sinken laut Prognose die Bevölkerungszahlen. Nur Potsdam kann Ansturm kaum verkraften.

WPotsdam/Berlin - Brandenburgs Hauptstadt wächst immer schneller: Im Jahr 2030 werden rund 187 300 Einwohner in Potsdam leben. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle amtliche Bevölkerungsprognose für das Land Brandenburg „2011 bis 2030“, die das Landesamt für Statistik gerade veröffentlicht hat. Derzeit leben 157 000 Einwohner in Potsdam, hier steigen die Mieten und Immobilienpreise noch stärker als in der benachbarten Metropole Berlin. Zudem koppelt sich die brandenburgische Hauptstadt mit diesem Trend vom Land ab, nimmt „eine Sonderrolle“ ein, wie es in dem 43-Seiten-Papier heißt. Die Entwicklung stellt die Stadt und auch für die lokale Politik vor erhebliche Herausforderungen.

Bis 2030 wird Potsdams Bevölkerung um 30 400 Menschen anwachsen, was einem Anstieg um 19 Prozent entspricht. Die Prognose, so wird betont, „fußt auf gründlichen und überwiegend regional differenzierten Analysen der bisherigen Entwicklung“, sei „keine Vorhersage“. Von den 14 Landkreisen und vier kreisfreien Städten in Brandenburg, die es nach der seit 1993 nicht angepassten Kreisgebietsstruktur gibt, kann bis 2030 nur Potsdam mit Zuwachs rechnen. Selbst in Umland-Kreisen wie Potsdam-Mittelmark, Havelland oder Teltow-Fläming steigen zwar die Einwohnerzahlen der Gemeinden innerhalb des Berliner Ringes nahe der Stadtgrenze weiter, doch die Gesamtbevölkerung wird langfristig sinken.

In Potsdam sind die Experten bereits mehrfach von der realen Entwicklung überrascht worden. Im Jahr 2006 hatte man für 2030 noch mit 159 000 Einwohnern gerechnet – was Potsdam schon sechs Jahre später fast erreicht hatte. Die erst zwei Jahre alte Vorgängerprognose von 2010 prophezeite für Potsdam im Jahr 2030 noch 180 000 Einwohner – was nun wieder nach oben korrigiert werden musste. Begründet wird es damit, dass die natürliche Entwicklung, also die Zahl der Geburten, in den Jahren 2009 und 2010 „noch deutlich günstiger“ verlief als angenommen. Auch die Zuzugserwartungen hat man erneut angepasst und präzisiert. Mit diesem Ansturm stößt die Stadt an ihre Grenzen: Mit den prognostizierten 187 300 Potsdamern erreiche man eine Einwohnerzahl, „die als eine mögliche obere Grenze in einem Entwicklungskorridor angesehen werden sollte“, heißt es. Vorsorglich haben die Experten auch ein Minimalszenario durchgespielt. Selbst danach würde Potsdam bis 2030 auf 179 000 Einwohner anwachsen.

Zwar wird auch die Prognose für das Land insgesamt etwas korrigiert, der Rückgang von 2,5 auf 2,25 Millionen Einwohner bis 2030 fällt „etwas weniger stark“ aus als erwartet. Doch am Grundtrend hat sich nichts geändert: Während der sogenannte Speckgürtel wächst, müssen die berlinfernen Regionen einen Einwohnerschwund von 19 Prozent verkraften. Das bleibt nicht ohne Folgen: „Von den vier Oberzentren Brandenburgs wird langfristig wohl nur noch die Landeshauptstadt mehr als 100 000 Einwohner haben und damit dem Anspruch einer Großstadt gerecht werden“. Leben heute 402 000 junge Frauen (zwischen 15 und 45 Jahren) in Brandenburg, werden es 2030 nur noch 253 000 sein. Dann werden voraussichtlich nur noch 9900 statt 19 900 Kinder im Jahr geboren.

In der Vergangenheit hatte Brandenburg im Gegensatz zu den anderen Ostländern noch von massiven Zuwanderungen aus der Hauptstadt profitiert; mehr als eine halbe Million Berliner zogen seit 1990 ins Umland. Doch nun erwarten die Experten, dass sich die Wanderungsgewinne aus Berlin bis 2030 „auf einem etwas geringeren Niveau als bisher stabilisieren“ werden. Dies liege unter anderem an der „sinkenden Mobilität der alternden Berliner Bevölkerung“ und den „steigenden Mobilitätskosten für den Individualverkehr“.

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