zum Hauptinhalt
Trauerflor am Briefkasten: Hier lebte die Großmutter des 24-Jährigen.

© dpa/Patrick Pleul

Brandenburg: Mutmaßlicher Täter von Müllrose war psychisch auffällig

Ein 24-Jähriger hat in Brandenburg zwei Polizisten getötet und zuvor wohl seine Oma umgebracht. Er sollte eigentlich in die Psychiatrie. Doch war die Maßnahme zur Bewährung ausgesetzt.

Der 24-Jährige, der zwei Polizisten und seine Großmutter in Brandenburg getötet haben soll, war den Behörden schon seit einiger Zeit als psychisch auffällig bekannt. Mitte November 2016 musste er sich unter anderem wegen Raubs, Diebstahls und Fahrens ohne Fahrerlaubnis vor dem Landgericht Frankfurt (Oder) verantworten, wie die Staatsanwaltschaft am Mittwoch mitteilte. Die Anklage habe auf eine Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie gedrängt, sagte eine Sprecherin der Behörde. Das Gericht sei diesem Antrag zwar gefolgt, habe die Maßnahme aber zur Bewährung ausgesetzt.

Ein Gutachter hatte dem 24-Jährigen Behandlungsfähigkeit bescheinigt. Wegen einer attestierten psychischen Erkrankung wurde er als schuldunfähig von allen Vorwürfen freigesprochen. Das Landgericht kündigte für den Mittwochnachmittag eine Erklärung zu der Entscheidung an.

Nach Angaben der Polizei wird der 24-Jährige seit Dienstagabend vernommen. Er soll am Dienstagvormittag zunächst seine 79 Jahre alte Großmutter in Müllrose im Osten Brandenburgs getötet haben - warum, war noch nicht bekannt. Möglicherweise stand er unter Drogen. Anschließend schnappte er sich den Wagen seiner Oma und flüchtete.

Als er bei Oegeln nahe Beeskow von der Polizei gestoppt werden sollte, überfuhr er die beiden Polizisten, die gerade ein Nagelbrett ausgelegt hatten. Die beiden 49 und 52 Jahre alten Väter, die sich auf einem Radweg befanden, waren auf der Stelle tot. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) erklärte am Mittwoch, der Mann leide unter einer schwerwiegenden psychischen Störung. Die Behörde beantragte beim Amtsgericht die vorläufige Unterbringung des 24-Jährigen in einer entsprechenden Einrichtung.

Schweigeminute im Landtag, Trauerflor an Polizeiautos

Am Mittwoch sicherte die Kriminalpolizei am Unfallort bei Oegeln weitere Spuren. Etwa 30 Beamte suchten mit Metalldetektoren und Spürhunden den Radweg und die angrenzenden Grundstücke an der Bundesstraße 168 ab. Kriminaltechniker nahmen sich zudem den sichergestellten Wagen der 79-Jährigen vor. Seelsorger kümmerten sich um die Beamten, die am Dienstag in Oegeln im Einsatz waren. Der Brandenburger Landtag gedachte mit einer Schweigeminute der beiden getöteten Polizisten. „Fassungslos stehen wir vor dieser Gewalttat. Aus einem ganz normalen Diensttag wurde ein Alptraum“, sagte Landtagspräsidentin Britta Stark am Mittwoch.

Auch im Polizeipräsidium gab es eine Schweigeminute. Viele Polizeiautos auch außerhalb Brandenburgs zeigten einen Trauerflor. Am Abend (18.00 Uhr) sollte in der Stadtkirche von Beeskow ein Gedenken für die Opfer der Gewalttaten abgehalten werden.
Der Martin-Heinze-Fonds richtete ein Spendenkonto für die Hinterbliebenen ein. Der Fonds ist benannt nach dem Brandenburger Polizisten Martin Heinze, der im August 1995 auf Zivilstreife von einem Einbrecher erstochen worden war. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false