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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kommt aus einem Treppenhaus der Ferdinand-Freiligrath-Schule im Stadtteil Kreuzberg zusammen mit der Direktorin Anke Schmidt.

© dpa

Bundeskanzlerin besucht Willkommensklasse in Berlin: Merkel kommt und lernt

Bundeskanzlerin Angela Merkel besuchte am Donnerstag eine Willkommensklasse für Flüchtlinge in Kreuzberg. Sie fand es „zukunftsweisend“.

Bundeskanzlerin Angela Merkel besuchte gestern eine Willkommensklasse der Ferdinand-Freiligrath-Schule in Kreuzberg. Diese Klassen sollen geflüchteten Kindern, die noch kein Deutsch sprechen, den Schulstart erleichtern. „Ich bin hergekommen, um zu lernen“, sagte Merkel bei ihrer Ankunft in der Bergmannstraße. Die Schulleiterin Anke Schmidt begleitete die Bundeskanzlerin in eine der drei Willkommensklassen.

An der Schule verfolgt man schon seit 25 Jahren ein Konzept des altersübergreifenden Lernens und der Förderung interkultureller Kompetenz. 230 Schüler zwischen 13 und 17 Jahren werden hier unterrichtet, 36 Plätze für Willkommensschüler gibt es. Die Kinder in diesen Klassen kommen aus Bulgarien, Vietnam, Mexiko, Ecuador, aber auch aus Syrien und dem Irak.

Die Heterogenität der Lernvoraussetzungen, die sie mitbringen, sei eine große Herausforderung, sagt der stellvertretende Schulleiter Thomas Dippe. Auch in den Regelklassen sind 70 bis 75 Prozent der Schüler nicht-deutscher Herkunft, daher bauen Schmidt und Dippe auf altersübergreifendes Lernen in „Arenen“, etwa zum Thema Gastronomie oder Medien.

Merkel sitzt mit 12 Schülern zusammen

Hier kommen auch die Kinder aus Regel- und Willkommensklassen zusammen. Ziel sei es, „gemeinsame Interessen zu verbinden“, sagt Dippe. Auch unter der Schülerschaft gibt es eine große Akzeptanz für die Willkommensschüler. „Ich finde Willkommensklassen gut“, sagt Maria Nkrumah aus der 8a. „Jedes Kind hat ein Recht darauf zu lernen.“

Währenddessen sitzt Angela Merkel hinter den roten Backsteinmauern mit zwölf Schülern in einer Runde zusammen. Viele sprechen noch nicht genug Deutsch, um in eine Regelklasse zu gehen, aber für ein Gespräch mit der Bundeskanzlerin reicht es. Die Schüler fragen, wo sie zur Schule gegangen sei, warum sie Bundeskanzlerin werden wollte. Auch wie viel Sprachen sie spreche, wollen sie wissen.

Selfies mit den Kindern

Angela Merkel lässt sich Zeit, auch für Selfies mit den Kindern. Dass Berlin jedem Kind aus einer neu ankommenden Familie einen Platz in einer Willkommensklasse zuweist, lobt Merkel bei ihrem anschließenden kurzen Statement als „sehr zukunftsweisendes Konzept“. Sie zeigt sich beeindruckt von den „Leistungen und Integrationsanstrengungen der Lehrer“. „Es lohnt sich, sich um jedes einzelne Kind zu bemühen. Es gibt so viel Enthusiasmus bei den Kindern, so viel Bereitschaft zu lernen. Und wir wollen ihnen eine gute Zukunft geben“, sagt sie.

Lehrkräfte können nicht alles bewältigen

Damit das gelingt, benötige man aber „noch mehr Unterstützung vom Bund“, sagt Siegfried Arnz, in der Bildungsverwaltung zuständig für die Schulaufsicht. Da ist Merkel schon wieder weg. Und Schulleiterin Schmidt ergänzt: „Wir würden uns mehr Möglichkeiten wünschen, mit Psychologen und Therapeuten zusammenzuarbeiten.“

Zurzeit gibt es keine Traumatherapeuten an der Schule. „Die menschlichen Tragödien, die an der Schule auflaufen, sind aber von den Lehrkräften allein nicht zu bewältigen.“ Was bleibt vom Besuch der Bundeskanzlerin? „Ich hoffe, dass sich eine Kultur des Willkommens stärker verfestigt“, sagt die Schulleiterin. Die Auseinandersetzung mit der Flucht ist auch im Unterricht der Regelschüler angekommen. Das Thema, das sich die Schüler der „Arena Medien“ für dieses Jahr ausgesucht haben, heißt: Heimat.

Pascale Müller

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