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BVG-Mitarbeiter Marco (links) und sein Kollege verteilen am Kurt-Schumacher-Platz Info-Flyer und weisen Pendlern den Weg.  Foto: Alexander Kloß

© Alexander Kloß

Bus statt Bahn im Berliner Norden : Teilsperrung der U6 besteht erste Rush Hour

Seit Montag müssen Fahrgäste der U6 zwischen Alt-Tegel und Kurt-Schumacher-Platz auf Busse ausweichen. Das klappt zur Stoßzeit überwiegend gut.

Alt-Tegel ist der nördliche Endhalt der U6 – eigentlich, denn nun ist die U-Bahn-Strecke von dort bis zum Kurt-Schumacher-Platz bis 2025 gesperrt. Stattdessen verkehren Busse zwischen den sechs Haltestellen entlang der Seidelstraße. Laut BVG sollen genauso viele Busse wie sonst Bahnen auf der U6 fahren. Ein Selbsttest.

Die Bushaltestelle befindet sich direkt neben dem fest verschlossenen Zugang zur Alt-Tegeler Unterwelt. Die U6 verkehrt laut BVG zu Stoßzeiten - von 7 bis 9.30 Uhr und von 15 bis 18.30 Uhr - alle vier Minuten. Das schafft auch der Bus. Wartezeiten von ein bis drei Minuten sind beim Zustieg am Morgen allerdings Regel statt Ausnahme.

Um den Pendlern freie Fahrt zu ermöglichen, wurde eine Busspur eingerichtet. Größere Probleme damit gibt es lediglich am Kurt-Schumacher-Platz (Kutschi), dem südlichen Endhalt des Ersatzverkehrs. Aufgrund des erhöhten Busaufkommens kommt es hier mitunter zu größeren Rückstaus – Pendler sollten auf der Route also mehr Zeit einplanen. „Mit Warten dauert es ungefähr 20 Minuten in eine Richtung“, klärt BVG-Mitarbeiter Marco auf, der den Ankömmlingen den Weg zur U-Bahn-Weiterfahrt weist. Genau 20 Minuten dauerte die Nord-Süd-Fahrt im Test, Wartezeit exklusive.

Dass man aktuell mit den sieben Minuten Fahrtzeit der U6 für den Streckenabschnitt nicht mithalten kann, ist selbstredend. Die BVG verweist zudem auf die fehlende Fahrradmitnahme. Die Pendler in den Öffis sehen das insgesamt aber gelassen. „Man muss halt ein bisschen mehr Zeit einplanen“, erklärt ein Mann seiner Sitznachbarin. Solange es früh noch hell und einigermaßen warm ist überlege er, sein Klapprad mitzunehmen. Das ginge auch im Bus.

Zurück nach Alt-Tegel geht es kurz über die A111, bevor der Bus an der Scharnweberstraße wieder zur gewohnten Route aufschließt. So lässt sich der Weg sogar in 14 Minuten absolvieren, immerhin zwei Minuten schneller als bei Google Maps. Direkt an der Haltestelle befindet sich auch das BVG-Kundenzentrum. Hier sei jedoch aktuell die Barrierefreiheit nicht gegeben, mahnt die Reinickendorfer SPD in einer Pressemitteilung.

Vereinzelte Kritik gibt es auch von den Pendlern. „Das ist echt schlecht ausgeschildert, es gibt eigentlich zu wenig Leute“, raunzt ein Pärchen Marco an. Das sei zwar nicht sein Fehler, aber man wolle sich trotzdem bei der BVG beschweren. „Ein paar Schlechtgelaunte gibt es immer, aber insgesamt sind wir zufrieden“, resümiert der Helfer den ersten Morgen. Einer Frau mit zwei Kindern, die sich nach dem Weg erkundigt, will er noch etwas mitgeben. Er kramt in seiner Tasche und drückt ihr einen Minipfannkuchen in BVG-Verpackung in die Hand. „Für die Kleinen auf der Fahrt.“ So lässt sich selbst der Ersatzverkehr versüßen.

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