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Romantisches Zeichen. An Stationen der M 10 hing dieses Plakat.

© Christmann

Busfahren in Berlin: Auf der Suche nach der Liebe in der M10

Eine schöne Frau und zu viel Schüchternheit in der Tram - eine ungünstige Mischung. Weil ein junger Mann sich nicht traute, die Unbekannte anzusprechen, ließ er sie fahren - und versucht nun auf einem ungewöhnlichen Weg, die Angebetete wieder zu finden.

Die Liebe auf den ersten Blick – daran glaubt in Deutschland über die Hälfte der Menschen. Laut einer Umfrage des Onlineportals Statista glauben zehn Prozent auch ohne entsprechenden Erfahrungen an ihre Existenz, und 41 Prozent haben das plötzliche Bauchkribbeln schon einmal erlebt. Romantiker eben. So wie ein Mann in Berlin.

Es geschah an einem ein Abend im November, in einer Tram von der Warschauer Straße Richtung Prenzlauer Berg. Der Mann, der gegenüber der Zeitung lieber anonym bleiben möchte, war müde, ganz in Gedanken versunken. Als Fahrgäste an der Station Landsberger Allee einstiegen, trat er einen Schritt zur Seite – und sah sie. „Dieser Moment verging wie im Zeitlupentempo“, erzählt er. „Allerdings war ich plötzlich wieder vier Jahre alt und wahnsinnig nervös.“ Vorsichtig schaute er in ihre Richtung, doch als sie ihn auch anblickte und lächelte, sah er sofort wieder weg. An der Husemannstraße stieg er aus. Ohne ein einziges Wort gesagt zu haben.

Wütend auf sich selbst, erzählte er seinen Freunden von der Unbekannten. Sie ermutigten ihn, nach ihr zu suchen, und halfen ihm, selbstgemachte Plakate an jeder Station der M10-Linie aufzuhängen: „Hello Beautiful“.

Ob die schöne Unbekannte ihm schon eine E-Mail geschrieben habe? Leider nein. „Ich habe viele Nachrichten von Mädchen bekommen, die dachten, sie wären gemeint. Nur war sie leider nicht dabei.“ Auch wenn sich die Unbekannte niemals bei ihm melden wird, wird er den Versuch, sie wiederzufinden, nicht bereuen. Wenigstens die vielen positiven Reaktionen seien ein Trost – unter anderem von einem Filmproduzenten.

„Dieser Moment in der Tram war wie in einer dieser großen romantischen Geschichten“, sagt er. So wie in „Notting Hill“ zum Beispiel, wo Hugh Grant ein Glas Orangensaft über das T-Shirt von Julia Roberts schüttet und sie nach vielen Turbulenzen am Ende glücklich auf einer Parkbank sitzen. Auf die gute Wende im zweiten Akt wartet der Mann allerdings noch immer.

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