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Berlin: Charité arbeitet die Krise auf

Aufsichtsrat tagt nach Keimbefall von Babys.

Keime an Neugeborenen, geschlossene Stationen, ermittelnde Staatsanwälte – nach den turbulenten Wochen an der Charité stehen für die Klinik zwei wichtige Termine an. Diesen Montag treffen sich Tarifexperten der Gewerkschaft Verdi mit Charité-Vertretern zu Verhandlungen über die Arbeitsbedingungen. Verdi fordert eine per Tarifvertrag festgelegte Mindestbesetzung auf den Stationen. Am Freitag dann trifft sich der Aufsichtsrat der landeseigenen Universitätsklinik. Er kommt eigens wegen der Keime im Virchow-Klinikum der Charité zusammen.

Anders als nach dem Keimausbruch im Oktober spekuliert wurde, soll es im Charité-Vorstand um den Vorsitzenden Karl Max Einhäupl keine personellen Veränderungen geben. Im Gegenteil, heißt es aus Senat und Klinik. Auch der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Abgeordnetenhaus, Wolfgang Albers (Linke), hält einen Personalwechsel für unsinnig. Die Charité hatte zunächst mit widersprüchlichen Angaben auf die Vorgänge im Virchow-Campus reagiert, wobei die Verantwortlichen nach ersten Erkenntnissen medizinisch richtig gehandelt haben dürften. Im Aufsichtsrat soll darüber beraten werden, wie Behörden und Öffentlichkeit im Krisenfall besser informiert werden können. Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) hatte die Informationspolitik der Charité kritisiert.

„Das war natürlich für die Charité auch kommunikativ eine sehr schwierige Situation“, sagte Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres (SPD), Aufsichtsratsvorsitzende der Klinik. Geprüft werden müsse, ob die Melde- und Informationswege optimal seien. Mit Blick auf die unmittelbare Nachbarschaft des Virchow-Klinikums zum ebenfalls betroffenen Herzzentrum sagte sie: „Es sind ja hier mehrere Institutionen und Ebenen beteiligt: zwei medizinische Einrichtungen, die Gesundheitsbehörden im Bezirk und im Land sowie die politischen Ebenen.“ In den Tagen nach Bekanntwerden des Keimbefalls war vor allem der ärztliche Direktor der Charité, Ulrich Frei, an die Öffentlichkeit gegangen. „Er ist derjenige, der am meisten Autorität und Wertschätzung unter den Beschäftigten genießt“, sagte Personalratschef Carsten Becker.

Gesundheitsexperte Heiko Thomas (Grüne) hat wiederholt die knappe Finanzierung der Klinik kritisiert; die einst verschuldete Charité ist vom Senat auf einen Sparkurs verpflichtet worden. Der zuständige Mitarbeiter des Gesundheitsamtes in Mitte hatte anlässlich des Keimausbruchs gesagt: Um die Infektionsgefahr zu mindern, brauche es vor allem mehr Personal in der Intensivmedizin. Mit Blick auf den Abrechnungsskandal bei der DRK-Schwesternschaft sagte Grünen-Politiker Thomas: „Wenn das System so knapp gestrickt ist, dass an den Grenzen der Legalität gearbeitet werden muss, um über Wasser zu bleiben, muss man sich nachher nicht wundern.“ Das Budget der meisten Kliniken wird mit den Krankenkassen verhandelt. Der Staat legt aber die Kosten für Investitionen in Geräte und Bauten fest.Hannes Heine

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