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Berlin: Charlottenburg: Landluft am Breitscheidplatz

Wer sich von der falschen Seite nähert, sieht nur die üblichen Stände für Crêpes, Currywurst und Hot Dogs. Doch wenn man an der Gedächtniskirche vorbei Richtung Europa-Center schaut, ist Brandenburg in Sicht.

Wer sich von der falschen Seite nähert, sieht nur die üblichen Stände für Crêpes, Currywurst und Hot Dogs. Doch wenn man an der Gedächtniskirche vorbei Richtung Europa-Center schaut, ist Brandenburg in Sicht. Seit gestern präsentiert sich die Umgebung Berlins auf dem Breitscheidplatz. Noch bis zum Sonnabend wirbt die Mark hier um Aufmerksamkeit und Gäste. "Berlin trifft Brandenburg", heißt die Veranstaltung, für die Brandenburg nach Berlin wie der Berg zum Propheten gekommen ist.

Zuerst sticht Peter Franke hervor. Er ist zum Bersten gut gelaunt, obwohl er mächtig schwitzt unter seiner Kochmütze. Franke ist Spreewaldwirt, duzt sämtliche Besucher und freut sich, dass trotz der Wärme seine Gurkenpfanne so gefragt ist. Diese brät neben ihm auf einer großen Heizplatte in der Sonne und sieht dank frischer Gurken, dunkelgrüner Kräuter und gelber Paprika recht appetitlich aus. "Nur ganz kurz in Leinöl andünsten", verrät Franke einer skeptisch schauenden Berlinerin. Diese erwidert, dass sie "vor Leinöl immer so ein bisschen Ekel" habe. Daraufhin bekommt sie eine Einladung zum gemeinsamen Kochkurs mit Franke im Spreewald. Den Prospekt von seinem Traditionshotel mit "Kochakademie" nimmt sie entgegen wie das rätselhafte Gastgeschenk eines Besuchers vom anderen Ende der Welt.

Ein paar Schritte weiter parkt ein rot-weißer Rennwagen im Partyzelt des EuroSpeedway Lausitz. Der Bolide gehört zur amerikanischen Champ-Car-Serie, die Mitte September zum ersten Mal auf dem Lausitzring starten soll. Dank mehr als 800 PS sei das Auto fast 400 km/h schnell, erzählt eine Bewacherin über die Flunder. Hinter vorgehaltener Hand verrät sie allerdings, dass die Champ-Cars und ihre Motoren üblicherweise getrennt transportiert würden und das ausgestellte Exemplar nichts als eine seelenlose, tote Hülle sei.

Fehlender Antrieb ist für Gabriele Werner aus Neuzelle kein Problem. Sie präsentiert das Oder-Spree-Seengebiet und hat "schon schwächere Messen erlebt" als die auf dem ungemütlichen Breitscheidplatz. Der verhaltene Andrang des ersten Nachmittages ficht sie nicht an: "Nach Feierabend werden sicher noch ein paar mehr Leute kommen." Nach ihrer Erfahrung sind viele Berliner hervorragend über Ausflugsgebiete in Brandenburg informiert und hätten entsprechend konkrete Fragen. Beispielsweise nach den schönsten Radwegen, Paddeltouren oder behindertengerechten Hotels und Pensionen. "Die Leute wollen raus, anstatt nur Prospekte zu horten", sagt Werner. Prospekte gibt es trotzdem in großer Auswahl.

Oft haben die Broschüren auch Vorteile gegenüber mündlicher Beratung. Vor allem dann, wenn die Jazzkapelle auf der Showbühne ins Horn stößt und jedes Gespräch übertönt. Bleibt noch die Litfaßsäule in der Mitte des Brandenburger Budenstädtchens. Darauf wirbt beispielsweise Belzig für eine Ausstellung mittelalterlicher Folterwerkzeuge. Im Fläming-Pavillon verströmt auf dem Boden verstreutes Stroh sogar richtige Landluft.

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