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Björn Böhning, Chef der Senatskanzlei (li.), und der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit.

© Imago

Chef der Senatskanzlei Berlin auf Twitter: Björn Böhning mokiert sich über "Quasselbuden"

Der Chef der Berliner Senatskanzlei vergreift sich beim Twittern im Ton. Damit steht er in der Tradition von Wilhelm II.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

„Quasselbuden!“ Mit dieser überraschenden Botschaft meldete sich am Dienstag der Chef der Senatskanzlei, Björn Böhning, zu Wort. Online und in Echtzeit, denn der 36-jährige Sozialdemokrat und Vertraute des scheidenden Regierungschefs Klaus Wowereit, twittert seit vielen Jahren fast täglich, sobald ihm etwas in den Sinn kommt, das alle wissen sollen. In diesem Fall also: „Quasselbuden“.

Ein Begriff, der historisch eindeutig besetzt ist. In den Anfängen der deutschen Demokratie nannte Kaiser Wilhelm II. den deutschen Reichstag, die demokratisch gewählte Volksvertretung, verächtlich eine „Quasselbude“. Die Nazis machten sich nach 1933 diesen Begriff sofort zu eigen, bevor der Reichstag seiner demokratischen Legitimation brutal beraubt wurde. Es gab dann noch jemand, der die „Quasselbude“ als politische Waffe benutzte: George W. Bush, der die Vereinten Nationen so bezeichnete. Wen Björn Böhning meinte, als er das Unwort zwitscherte, bleibt vorläufig unklar. Am Dienstag tagte der Senat, aber es ist pure Spekulation, ob es da einen Zusammenhang gibt.

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Auch wenn der Chef der Senatskanzlei gelegentlich per Twitter mitteilt, dass er zusammen mit dem kleinen Sohn vor dem gemütlich flackernden Kamin sitzt oder verrät, dass er „heute vegan isst, mit nem Stück Fleisch dazu“ – es steht nie in Zweifel, dass er seine mobilen Botschaften dienstlich versteht. Erst letzte Woche berichtete er über eine „tolle Debatte über Journalisten, Zukunft Berlins und Twitter als Regierungswerkzeug“. Dazu passt auch der Tweet: „Berlin ist eigentlich immer eine feine Sache.“ Oder ganz in Wowereits Manier: „Ihr habt alle keine Ahnung!“

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