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Berlin: Clinton in Deutschland: Was macht eigentlich Eberhard Diepgen? Wie Berlin im Schatten des Gipfels regiert wird

"Wir wissen doch, was Normalität ist in Berlin", sagt Senatssprecher Michael Andreas Butz. So viel zu dem Umstand, dass Bill Clinton und die europäischen Staatsmänner, die zum Mitte-Links-Gipfel beim Bundeskanzler zu Gast sind, nicht bei Eberhard Diepgen im Roten Rathaus vorbeischauen.

"Wir wissen doch, was Normalität ist in Berlin", sagt Senatssprecher Michael Andreas Butz. So viel zu dem Umstand, dass Bill Clinton und die europäischen Staatsmänner, die zum Mitte-Links-Gipfel beim Bundeskanzler zu Gast sind, nicht bei Eberhard Diepgen im Roten Rathaus vorbeischauen. Schade, aber deswegen ist man nicht beleidigt oder zeigt es jedenfalls nicht. "Bill Clinton kennt das Rathaus zur Genüge, er war ja schon mit Hillary da", betont Butz. Und: "Der Regierende Bürgermeister gilt in Amerika sowieso als der Mayor of Germany, wie David Jenkins als Oberbürgermeister von Ney York 1992 sagte." Zu Mauerzeiten, als das Anomale normal war in dieser Stadt, galt jeder Besuch des amerikanischen Präsidenten und überhaupt der Großen dieser Welt im Westteil prinzipiell nur dem Regierenden Bürgermeister. Heute machen sie ihm allenfalls Höflichkeitsbesuche. Nur noch ein kleiner Butz-Pieker: "Wenn es um Botschaften geht, kommt man am Regierenden Bürgermeister nicht vorbei." Womit das Tauziehen um die Sicherheitsbelange der Amerikaner beim Botschaftsbau am Pariser Platz gemeint ist.

Ach, dieser Gipfel. "Wir genießen direkt die Ruhe im Rathaus", versichert Butz. Da untertreibt er, es ist gar nicht ruhig. Während die Staatsmänner mit Gerhard Schröder konferieren, geht der Regierende seinen Pflichten als Landesvater und Hauptstadt-Bürgermeister nach. Davon hat er reichlich. Gestern ging es Schlag auf Schlag. Um neun Uhr früh eine Rede zur Eröffnung der Deutschen Anwaltstagung in der Hochschule der Künste; Diepgen ist ja auch noch Justizsenator. Um 11 Uhr eine Ansprache beim Festakt zum 25-jährigen Bestehen des Deutschen Akademischen Austauschdienstes. Um 13 Uhr 30 Ansprache vor der Circom-Jahrestagung von Journalisten.

Und dann ging es im Roten Rathaus wie im Taubenschlag. Um 15 Uhr begrüßte Diepgen auf der Rathaustreppe einen Staatsgast - jenseits des Gipfels - zur Eintragung in das Goldene Buch der Stadt: den Präsidenten von Litauen. Nach diesem Zeremoniell erschienen um 18 Uhr die Teilnehmer der Anwaltstagung zum geselligen Empfang bei Diepgen im Rathaus. Zwischendurch ein Arbeitsgespräch mit Finanzsenator Peter Kurth über quälende Haushaltsfragen. Bis in die Nacht brannte Licht im Amtszimmer des Regierenden. Nach 21 Uhr saß er mit Innensenator Eckart Werthebach bei einer Besprechung zusammen.

Auch heute wird es im Rathaus lebhaft. Um 12 Uhr empfängt Diepgen die Teilnehmer des 16. Nato-Workshops. Nachmittags ist er in der Humboldt-Universität - zur Feier des 110. Geburtstages der Deutsch-Japanischen Gesellschaft.

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