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Berlin: Das Eingangstor zur archäologischen Promenade

Das geplante Erschließungsgebäude soll die Besucherströme lenken und die Museen miteinander verbinden. Das ist jetzt gefährdet

„James Simon-Galerie“ soll nunmehr das geplante zentrale Erschließungsgebäude für die Museumsinsel heißen, benannt nach dem großzügigsten Mäzen, den die Berliner Museen je hatten: James Simon (1851-1932), vermögender Tuchhändler aus dem jüdisch geprägten Großbürgertum, dem Berlin unter Hunderten von Objekten auch die Nofretete verdankt.

Das Erschließungsgebäude ist Teil des „Masterplans Museumsinsel“, wie er im Jahr 2000 gemeinsam von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung als dem für die Durchführung der Baumaßnahmen zuständigen Behörde veröffentlicht und in einer Ausstellung gezeigt worden war. Aus vier ineinander verschachtelten Kuben besteht das Erschließungsgebäude und soll „die zentralen Servicefunktionen wie Cafés, Museumsshop, Medienraum und Auditorium bieten“. Zudem sind im Obergeschoss Wechselausstellungsräume vorgesehen.

Über die Notwendigkeit des Eingangsgebäudes gibt es im Stiftungsrat unter Vorsitz von Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) keinen Dissens. Doch der Zeitplan lässt die – im Grunde seit dem Umzug der Nofretete von Charlottenburg ins Alte Museum mit einem zusätzlichen Ansturm von 500 000 Besuchern im Jahr notwendige – Einrichtung derzeit nicht zu. Auch ist nach den neuesten Planungen oder besser Planungsminderungen fraglich, ob es von Chipperfields Gebäude einen direkten Zugang in die „archäologische Promenade“ geben wird, die die Museen mit Ausnahme der Alten Nationalgalerie verbinden soll. So war es nämlich vorgesehen: „Der Hauptzugang zur ,archäologischen Promenade’, mithin zur Museumsinsel, erfolgt über ein neues Eingangsgebäude am Kupfergraben“, hieß es im Jahr 2000. In der neuesten Planskizze bleibt das von David Chipperfield seit Ende der Neunzigerjahre geplante Gebäude jedoch außen vor.

Dabei ist die archäologische Promenade durchaus kein finsterer Kellerdurchgang, sondern befindet sich in der Regel auf der „Ebene Null“ der Gebäude – den ohnehin vorhandenen Sockelgeschossen, bislang meist Depots.

Das kann man wunderschön an den gemauerten Gewölben des derzeit im Wiederaufbau befindlichen Neuen Museums studieren. Im Bode-Museum, das im Herbst wiedereröffnet wird, ist gar das Anschlussstück samt Treppenhaus zur Stadtbahntrasse hin bereits neu gebaut worden. Was fehlt und erst in Zukunft finanziert werden kann, sind die „Lücken“, unter anderem vom Hof des Schinkelschen Alten Museums unter der Bodestraße hindurch in das 2009 fertig gestellte Neue Museum. So macht die Promenade denn auch verschiedene Höhensprünge mit; sie gleicht eher einem leichten Auf und Ab, um die jeweiligen Sockelgeschosse der Museen einzubeziehen. Abgespeckt wurde die Planung bereits beim Pergamonmuseum, so dass die Promenade jetzt nur mehr als (nahezu) geradlinig verlaufende Strecke „von Schinkel zu Bode“, jedoch ohne Abzweigungen, vorgesehen ist. Und die Ehrung James Simons durch den Chipperfield-Neubau bleibt die große Unbekannte im Planungspuzzle des 1,5-Milliarden-Inselprojekts.

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