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Berlin: „Das Geschäft kommt wieder“

Die Krise hat Nobel-Hotels wie das Four Seasons hart getroffen. Am Luxus sparen will man dort aber nicht – auf keinen Fall

Draußen liegt ein blauer Sommerhimmel glatt über dem Gendarmenmarkt. Im sanft klimatisierten Restaurant des Hotels Four Seasons atmen die zum Lunch sportlich-elegant gekleideten Gäste feinen Lilienduft, während sie sich dem pochierten Lachs mit Minze widmen. Raue Wetter sehen anders aus.

„Wir befinden uns mitten im perfekten Sturm“, sagt Hoteldirektor Stefan Simkovic. Die dramatischen Wirtschaftseinbrüche im Jahr 2001,11. September, Sars, der Irak-Krieg, Terror in Indonesien und Tunesien – schwer zu sagen, wann es schon mal zeitgleich mehr Faktoren gab, die den Leuten die Lust am Reisen und am Luxus verdorben haben. Dabei wird die Zahl der Luxushotels weiter wachsen. In der exklusiven Gruppe, in der auch noch das Adlon und das Regent Schlosshotel mitspielen, wird demnächst auch das neue Ritz Carlton um Kunden kämpfen.

Trotz alldem ist Simkovics fest überzeugt: „Wir werden da durchkommen.“ Das hat er jedem seiner Angestellten in den letzten zwei Monaten einzeln versprochen. „Wir werden es schaffen.“ Aber wie? Hat er ein Patentrezept? Sieht er die Wende in eine wirtschaftliche gute Zeit schon hinter der nächsten Straßenecke lauern? Das wohl nicht. So sehr er überzeugt ist, dass nach schlechten Zeiten auch wieder gute kommen, so wenig ist er Illusionist. Mit dem Durchbruch rechnet er erst 2006, nimmt die Fußballweltmeisterschaft als magisches Zeichen. Das sagt er auch den Repräsentanten der Hamburgischen Landesbank, die das von Four Seasons betriebene Hotel vor vier Jahren gekauft hat.

Durch eine Krise kann man nur mit soliden Grundsätzen kommen. Denen verdankt er immerhin noch eine Auslastung von 50 bis 60 Prozent bei Durchschnittspreisen von 225 bis 250 Euro. Das bedeutet zwar keine Riesengewinne, aber wenigstens ein positives Betriebsergebnis. „Wir warten und wissen, das Geschäft kommt wieder, und dann sind wir bereit.“ Das bedeutet vor allem: keine Billigtarife und keine Abstriche bei den Leistungen. Wenn man mit den Preisen runtergeht, muss man irgendwo sparen: weniger Blumen, weniger Personal, weniger Verwöhn-Atmosphäre. Die Folge: Man verliert an Glaubwürdigkeit, man bekommt ein anderes Publikum, das mitunter noch das alte zusätzlich verschreckt. Man gerät in einen Teufelskreis. Luxus und Sparen schließen einander aus. Luxus bedeutet Großzügigkeit. „Hermès macht ja auch keine Handtaschen aus Plastik, wenn die Konjunktur runtergeht“, argumentiert Simkovics.

Gerade in schweren Zeiten wie diesen kann er sich auf seine Stammkunden verlassen. Und die Deutschen sind nach seiner Erfahrung sehr loyale Kunden. Überhaupt hat der gebürtige Österreicher gute Erfahrungen mit Deutschen gemacht, auch, wo es ums Personal geht. Mit erst 55 Jahren ist er bereits 41 Jahre im Geschäft (ein Jahr länger als „Four Seasons“, die 60 Hotels in 30 Ländern betreiben) und hat in 15 Hotels weltweit gearbeitet, verfügt also über viele Vergleichsmöglichkeiten. „Nirgendwo bekommt man bessere Mitarbeiter.“ Bei 200 Zimmern hat das Haus 200 Angestellte, auch daran will er nicht sparen. Seine Aufgabe sei es vor allem, Verschwendung zu eliminieren. Die Brotkörbe auf den Mittagstischen signalisieren Luxus: jeweils mehrere Sorten, darunter auch ausgefallene Spezialitäten in einem Korb. Aber es ist eine Management-Aufgabe, darauf zu achten, dass nicht zu viel Brot bestellt wird.

Die Besitzer kontrollieren das Betriebsergebnis sehr genau. Auch sie sollen sich möglichst wohl fühlen. Wie die Angestellten. Und natürlich vor allem die Gäste. Allein in den letzten zwei Jahren hat das Hotel 50 Prozent des amerikanischen Marktes verloren, wobei es anderen aufgrund der anhaltenden Terror-Angst offenbar nicht besser geht. Die wirtschaftliche Krise hat zudem zur Folge, dass viel weniger Veranstaltungen stattfinden.

Zwar kommen inzwischen mehr Engländer und Italiener, aber jeder neue Terroranschlag senkt die Quoten der außereuropäischen Gäste. Während Neueröffnungen etwa in Budapest und Miami kurz bevorstehen, dümpelt die Auslastung des Resorts auf Bali nach dem Anschlag von 2002 immer noch bei 25 Prozent. Da geht es Berlin natürlich besser, zumal die Stadt für Hotelgäste vergleichsweise preiswert ist. In Paris wird man pro Nacht lässig das Dreifache los, auch in Prag kostet es im Durchschnitt 100 Euro mehr. Doch auch fürs Management gibt es Lichtblicke. Die Leser des US-Magazins „Travel & Leisure“ wählten das Berliner Four Seasons gerade zum besten Hotel in Deutschland und zur Nummer 8 in Europa. Ein kleiner Lohn für die Mühe, auch im perfekten Sturm möglichst perfekt zu sein.

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