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Unter Bären. Charlotte Rampling und Sir Tom Courtenay.

© AFP, Odd Anderson

Silberne Bären für Rampling & Courtenay: Das hat sie von Papa gelernt

Bären und Tränen: Charlotte Ramplings Vater holte auf der Olympiade 1936 in Berlin als Läufer Gold, sie hielt nun Silber in ihren Händen. Ansonsten war bei der Preisgala der Berlinale Tempo, Tempo mit Aäh und Hmm angesagt.

Edelmetall in Berlin! Das erste Mal, als sie von der Stadt gehört habe, ging es um die Olympischen Spiele 1936, ließ Charlotte Rampling wissen, als nun auch sie einen Silbernen Bären in Händen hielt, nach Sir Tom Courtenay, ihrem Partner in „45 Years“. Ihr Vater hatte damals Gold geholt, das war für sie Herausforderung und Ansporn zugleich: Auch sie wollte nun einmal aus Berlin einem Preis mitbringen.

Zwar ist für Schauspieler bei der Berlinale Gold nicht vorgesehen, Silber ist das Höchste, aber damit doch irgendwie mit Papas Medaille vergleichbar. Zehn Jahre vor ihrer Geburt hatte Godfrey Rampling sie errungen – ein erfolgreicher Leichtathlet, der seine größten Triumphe in der 4x400-MeterStaffel erzielte. Im Berliner Olympiastadion brauchte sein Team nur 3:09 Minuten, mit Rampling als zweitem Läufer, der den Stab mit zwölf Metern Rückstand übernahm und ihn als Führender weiterreichte. Offenkundig ein Mann mit einer eisernen Konstitution: Erst vor knapp fünf Jahren ist er gestorben, da war er 100.

Das hat die Bärengewinnerin natürlich nicht alles erzählt, war ja auch keine Zeit. Tempo, Tempo – das hatte Moderatorin Anke Engelke schon zu Beginn angemahnt, eilte selbst von Punkt zu Punkt im Programm, rasch den Regierenden Bürgermeister, den Bundesjustizminister, die Exzellenzen begrüßt und die Preiskandidaten auf die Eile eingestimmt: „Prepare something“ – irgendwelche Dankesworte, und keine Bange, es sei immer alles gutgegangen.

Thank you, thank you, thank you

Nun ja, das ist relativ, diese Äähs und Hmms, diese Reihe von kleinen Peinlichkeiten, verstolperten Dankeschöns, ausschweifenden Lobpreisungen von Team, Frau, Kind, Eltern, die man in früheren Jahren bei ähnlicher Gelegenheit als Zuschauer schon durchleiden musste, die aber, wie am Samstagabend bei der Preisgala zur Einstimmung eingespielt, als Potpourri der Peinlichkeit auch seine heiteren Seiten haben.

Viel geholfen hat es anfangs nicht, es blieb doch beim Aäh und Hmm, zumindest aber meist in der Kurzform. Auch auf größere emotionale Regungen bei der Übernahme der Preise musste man einige Zeit warten, und dann blieb es eben wieder beim „Thank you, thank you, thank you“ an alle Crewmitglieder, die Familie, den lieben Dieter, die Jury und Berlin.

Ein rührender Moment mit der kleinen Hana Saeidi

Es hat eben nicht jeder einen mit olympischem Gold behängten Vater, den er vorweisen könnte, und nicht jeder hat eine Anekdote vom Set seines Film parat wie Jayro Bustamente, der mit seinen südamerikanisch-bunt gekleideten Schauspielerinnen Maria Telon und Maria Mercedes Coroy den Alfred-Bauer-Preis entgegennahm. Goldene Zähne wollten sich alle machen lassen, wenn es einen Preis gäbe. Nun, die Wette gilt.

Aber der Höhepunkt war doch der Auftritt von Hana Saeidi, der kleinen Nichte und Darstellerin des iranischen Regisseurs Jafar Panahi, die mit seiner Frau nach Berlin gekommen war und ihn, den im Iran mit mehrjähriger Haftstrafe und Arbeitsverbot belegten Gewinner des Goldenen Bären, auf der Bühne vertreten musste. Tränen, vergebliches Ringen um Worte – es war ein rührender Moment.

Und damit war die im D-Zug-Tempo durchgezogene Gala auch schon vorbei. Ein letztes gemeinsames Foto auf der Bühne, eine letzte Witzelei von Anke Engelke. In einem Jahr sieht man sich wieder.

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