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City West: Das Haus der Kiezgeschichte

Das Museum Charlottenburg-Wilmersdorf hat eine neue Heimat gefunden: Am 22. Januar öffnet es in der Villa Oppenheim – einem Schmuckstück am Schloss.

Den Namen Heimatmuseum trägt das Museum Charlottenburg-Wilmersdorf schon seit Jahren nicht mehr, die Bezeichnung habe „für viele Leute verstaubt“ geklungen, sagt die Leiterin Birgit Jochens. Und Charlottenburg sei ja bereits vor der Eingemeindung nach Berlin eine große, reiche und moderne Stadt gewesen. Deren Kunstschätze und Dokumente bilden zusammen mit Beständen aus Wilmersdorf sowie privaten Leihgaben und Schenkungen die Sammlung des Museums, das nun endlich auch angemessene Räume hat: Am Sonntag ab 16 Uhr lädt Jochens zur Wiedereröffnung in die Villa Oppenheim am Otto-Grüneberg-Weg, ein fast vergessenes Schmuckstück, versteckt gelegen nahe der Schlossstraße.

„Das Konzept hat sich verändert“, erläutert Jochens. Noch im Aufbau ist die Dauerausstellung „Von der Residenz zur City West“, für die es am alten Standort gegenüber dem Schloss Charlottenburg zu wenig Platz gegeben hatte. 1987 war das damalige Heimatmuseum Charlottenburg anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins entstanden. Birgit Jochens leitet die Einrichtung seit 1990, zuletzt schrieb sie auch ein Buch zum Ku'damm-Jubiläum. Doch bisher waren viele Exponate eingelagert oder an anderer Stelle zu sehen, im Rathaus Charlottenburg etwa oder in der Kommunalen Galerie am Hohenzollerndamm.

Letztlich wurde ein Kostenproblem zum Glücksfall für das Museum: Das Land hatte die alten Räume bislang gratis zur Verfügung gestellt, voraussichtlich wäre bald aber Miete fällig. Deshalb wurde beschlossen, ein Museum für Gegenwartskunst in der Villa Oppenheim aufzulösen und dafür das Bezirksmuseum einzuquartieren. Das Baudenkmal wurde zwei Jahre lang komplett renoviert und für 1,6 Millionen Euro umgebaut, einen Großteil der Mittel spendierte die Lottostiftung. Das war wohl auch eine Gegenleistung dafür, dass der Bezirk einen anderen Altbau – das Kommandantenhaus am Spandauer Damm – der Sammlung Berggruen überlassen hat.

Ein Vorgängerbau der Villa Oppenheim war einst der Sommersitz des Bankiers Alexander Mendelssohn. Später wurde der Jurist Otto Georg Oppenheim zum Namensgeber und Bauherrn des 1881–82 errichteten Hauses im Stil der Neorenaissance. Es bietet nun drei Etagen für Ausstellungen, Veranstaltungen und das vergrößerte Museumsarchiv.

Eine wichtige Neuerung ist der ehrenamtliche Freundeskreis. 20 Helfer sind Aufrufen zur Mitarbeit bereits gefolgt – darunter Lehrer, Beamte, Medienprofis und Ruheständler. Die Freiwilligen unterstützen die vier Festangestellten, indem sie „durch Ausstellungen führen wollen und ein Halbjahresprogramm erarbeiten“, wie Jochens sagt. In der heißen Phase der Wiedereröffnung haben die Förderer natürlich besonders viel zu tun, später wollen sie sich mindestens einmal im Monat treffen.

Die Kunstsammlung Charlottenburg sei in der ersten Etage „erstmals in dieser Gesamtheit“ öffentlich zugänglich, sagt Jochens, in einem der Säle hängen alte Gemälde. Hinzugekommen sind auch ein Café sowie ein Raum für spielerische „Stadterkundungen“ durch Grundschulklassen. Dort zeigen Exponate das Lebensumfeld von Kindern in früheren Zeiten – das Spektrum reicht von alten Puppenkisten und Rollschuhen über Entlausungsgeräte bis hin zu Care-Paketen und Mecki-Figuren aus der Nachkriegszeit.

Birgit Jochens will „das ganze Haus“ bespielen“, unter anderem auch durch Vorlesungen mit Musik. Firmen, Stiftungen und Vereinigungen können Räume für kleinere Events mieten. Da bei der Wiedereröffnung zunächst nur die Planungen für die Dauerausstellung über den Bezirk vorgestellt werden können, stehen zwei Sonderausstellungen im Vordergrund. Die eine handelt vom Leben der Familien Mendelssohn und Oppenheim in Charlottenburg.

Schwerere Kost ist die Ausstellung „Die Träume einzig blieben mir in meiner kahlen Zelle“: Hier geht es um Frauen aus dem Widerstand gegen Hitler, die in der Nazizeit im Gerichtsgefängnis Kantstraße 79 inhaftiert waren. Aus diesem Anlass will der Dramatiker Rolf Hochhuth, dessen Schwiegermutter zu den Betroffenen gehörte, am Sonntag Gedichte zum Thema Widerstand vortragen.

Weitere Ideen gibt es auch schon: Am 28. Januar lädt Jochens anlässlich der „Langen Nacht der Museen“ in die Villa Oppenheim ein, und für die zweite Jahreshälfte plant eine Projektgruppe aus temporären Mitarbeitern eine Schau über die Geschichte der Wilmersdorfer Straße.

- Schlossstr. 55, Zugang über Otto-Grüneberg-Weg. Tel.: 9029 24 108, www.villa-oppenheim-berlin.de. Die Wiedereröffnung wird am Sonntag, 22. Januar, ab 16 Uhr gefeiert. Die normalen Öffnungszeiten: Di. bis Fr. 10–17 Uhr, So. 11–17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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