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Berlin: Das macht Schule

Dank derWiener Ballnachtwird in Afrika ein Lehrgebäude errichtet.Ein Abend der Spenden–und Gefühle

Schon bevor die ersten Walzerklänge ertönten, hatten die Gäste der Wiener Ballnacht im Ritz-Carlton mit ihren Spenden eine Schule in Äthiopien gebaut. Ein gutes Gefühl, mit dem man sich eigentlich allerbesten Gewissens in einen Tanzrausch werfen kann. Das passierte auch, aber erst viel später, nachdem die wunderschönen Debütantenpaare mit ihrem streckenweise etwas höfisch anmutenden, aber dabei sehr anmutigenWalzerballett den Reigen eröffnet hatten. Diese erste Wiener Ballnacht war voller Novitäten. Die Kunst, sich ernsthaft zu vergnügen, wird immer souveräner beherrscht.

Es begann früh mit einem viergängigen Dinner. Unmittelbar davor erzählte der Schauspieler Karlheinz Böhm, wie in Äthiopien ein 30-jähriger Mann vor seinen Augen tot umfiel – gestorben an Hunger. Der Erlös des Balles geht an Böhms Stiftung „Menschen für Menschen“, die Ausbildungsstätten in Äthiopien schafft. Vor Böhm ergriff Bundespräsident Horst Köhler das Wort, und als sei nicht schon die Tatsache erstaunlich genug, dass er bei solch einem Anlass vor das Mikrofon tritt, sprach er lange und mit deutlich spürbarem Engagement, auch über einen Besuch in Böhms Trainings-College, über die Lebensfreude, den Lebensmut in den Augen der Jugendlichen dort. Mit einem eindringlichen Spendenaufruf schloss er: „Ich kann sagen, das ist ganz gut angelegtes Geld.“ Karlheinz Böhm attestierte Köhler, dass er „einer der ganz wenigen Menschen“ sei, die „erkannt haben, was dieser Kontinent für uns und unsere Entwicklung bedeutet“. Sehr emotional sprach er im Jahr 50 nach seiner romantischen Hauptrolle in „Sissi“ über seine Wut angesichts der Diskrepanz von unglaublichem Reichtum in unserer Welt und unermesslicher Armut in Afrika. Es blieb nicht so ernst. Horst Köhler hatte eingangs schon gefrotzelt, wie gut es sei, dass der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit dabei sei, da könne er doch endlich mal „abspicken, wie eine richtige Ballnacht aussehen kann“, denn in dieser Hinsicht sei Berlin noch verbesserungsfähig. Die hochmotivierten Debütanten werden sicher das Ihre tun, um diese Art der Ballkultur weiterzutragen. „Wir haben so nette Leute hier getroffen“, schwärmten die 19-jährige Aylin von Heyden und der 21-jährige Patrick Heine, der hier in die Aufnahme seines Studiums hineintanzte. „Das war einfach ein Wahnsinnsgefühl, das verbindet.“ Dass die Choreographie so makellos geklappt hat, darüber waren manche jungen Paare selber überrascht. Zwischendrin gab es immer wieder Showeinlagen vom Vienna City Ballet unter der Regie des Zeremonienmeisters Heinz Heidenreich. Der übernahm auch zur Mitternachtsquadrille das Zepter und dirigierte die zusehends begeisterten Teilnehmer: ...drei, vier, auseinander, auf den andern Platz, fünf sechs, sieben, rechte Hand und umeinand...“.

Etliche saßen da schon beim Heurigen in der ländlich geschmückten Brasserie. Klaus Wowereit betrachtete sich selbst nicht als besonders lernbedürftig, was Bälle angeht. Das war aber nicht der Grund, weshalb er vergleichsweise früh das Feld verließ: „Es war einfach so eine wechselvolle Woche“. Allerdings habe dieser Ball einen guten Start gehabt.

Die Zahl der prominenten Gäste war vergleichsweise gering, und das hatte sogar einen vorbildlichen Grund. Weil der Zweck den Menschen in Äthiopien gewidmet war, wollte man auf Gratis-Einladungen möglichst verzichten. Manche Unternehmen, wie Daimler Chrysler, hatten ganze Tische gekauft und eigene Gäste eingeladen.

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