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Digitales Lokal. Im DataKitchen gibt's dennoch Kellner.

© Kai-Uwe Heinrich

Von Tisch zu Tisch: DataKitchen

Wer ins DataKitchen will, muss sich früh entscheiden: Zeit, Menü und Trinkgeld sind vorher online auszuwählen. Das Essen soll dennoch hohe Ansprüche erfüllen.

Zuerst müssen wir uns hier von allen Lesern verabschieden, die noch kein Smartphone besitzen. Ich will das nicht werten, jeder gestaltet sein Leben nach eigenem Geschmack. Aber im „Data Kitchen“ gibt es ohne diese technischen Helferlein schlicht nichts zu essen. Nichts. Nicht einmal einen Cappuccino hinterher.

Vorher auswählen - und bezahlen

Das Konzept ist also erklärungsbedürftig. Wer in diesem Restaurant tafeln will – das geht nur von 9 bis 17 Uhr – der muss vorher auswählen und bezahlen. Und zwar auf der Internetseite „datakitchen.berlin“, die ein ansprechendes Menü bereithält, und zwar im doppelten Sinn. Dort wird – wie im Online-Handel üblich – ausgewählt und auch gleich bezahlt, inklusive Trinkgeld nach Wahl, und das für einen festen Termin nebst Uhrzeit. Es gibt auch Frühstück, Kaffee zum Mitnehmen.... Dann betritt der Gast das Restaurant, übrigens das ehemalige „Panasia“, holt sich die ebenfalls bestellten Getränke und gafft fortan aufs Handy. Dort wird pünktlich eine Mail erscheinen, jedenfalls dann, wenn man nicht beim Bestellen dummerweise eine vom Handy unerreichbare Mailadresse angegeben hat. Essen ist fertig! Der Gast empfängt dann einen Link mit einer Grafik. Er tippt dort auf das markierte Fach, und schwupps, öffnet sich die betreffende Klappe und gibt den Zugriff auf das frisch zubereitete Essen frei. Jedenfalls meistens – aber die netten Kellner, die ja weiter nichts zu tun haben, helfen enthusiastisch. Ach, frisch zubereitet heißt: Hier arbeiten keine Automaten, sondern Köche, recht gute sogar. Das ist nämlich der Witz, dass das Essen für recht hohe analoge Ansprüche konzipiert ist. Denn der ganze elektronische Aufwand wäre ja albern, wenn dann am Ende nur Kantinenfraß herauskäme, auf den ja auch kein Mensch lange warten muss.

Aromatisch geschmorter Tafelspitz

Deutsch bis mediterran und überwiegend vegetarisch ist, was aus den Fächern kommt. Ein schön aromatischer geschmorter Tafelspitz, beste Konsistenz, mit gegrilltem Lauch und Kartoffel-Gurken-Salat (13 Euro). Oder ein würziger mediterraner Serviettenknödel, eine aufgebratene, etwas trockene Scheibe mit Tomaten, Pfifferlingen und Herbsttrompeten (9 Euro). Frischer Salat, gemischt aus originellen Sorten, mit Radieschenvinaigrette, Estragon und guter Focaccia, die kleine Portion für 4,50. Schließlich eine gute Creme brulée mit Erdbeeren, auch 4,50... Ach so: Wer die lieber frisch überkrustet essen will, sollte so schlau sein, sie für eine Viertelstunde später zu bestellen – ein bisschen umständlich, aber zu erwägen. Die Getränke gehen nicht durch die Küche, können also, sofern vorher bezahlt, zum Wunschzeitpunkt abgerufen werden. Auf der Karte stehen auch Säfte, Bier, Tee, Weine, sogar Champagner (Ruinart, 90 Euro).

Heinz "Cookie" Gindullis steckt hinter dem Konzept

Das ist also ein schlaues Konzept, ausgetüftelt übrigens unter von von Heinz „Cookie“ Gindullis mit SAP, dem Hausherren und Software-Riesen. Ob das ein Gag ist oder ein Zukunftsmodell, mag ich nicht entscheiden. Aber das Essen ist so angenehm, dass man hingehen und die beim Bestellen ersparte Zeit hinterher auf der Terrasse vertrödeln kann, um darüber sorgfältig nachzudenken.

DataKitchen, Rosenthaler Str. 38, Mitte, täglich von 9 bis 17 Uhr, Lunch ab 11.30 Uhr, datakitchen.berlin.de

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